Eine franzoesische Affaere
den
fertig dekorierten Dessertteller vorgesetzt bekamen, hielt sich Almatha
Lancaster mit einem vorschnellen Urteil zurück. Bisher war bei den ersten vier
Gängen alles glatt gelaufen. Perfekt, wenn man von einem kleinen Zeitverlust
absah. Selbstverständlich roch es köstlich und alles in allem sah der
Schokoladenkuchen mit den kandierten Rosenblättern sehr nett aus.
Zugegebenermaßen sehr gut. Almatha nahm die goldene Dessertgabel über dem
Tellerchen auf, bedachte Malcolms Freundin quer über den mit üppigen
Kandelabern und Blumen dekorierten Tisch mit einem letzten kritischen Blick,
bevor sie den Kuchen teilte und mit noch kritischerem Gesicht die Konsistenz
des flüssigen Kerns prüfte.
Rechts und Links von ihr war bereits glücksseliges Seufzen zu hören und der
Krieger Jagannatha schob seinen Kuchen bereits in die Richtung seiner Soulmate,
die ihm zuvor irgendetwas geflüstert hatte. Offenbar schmeckte es ihr nicht und
sie hatte wohl den Krieger dazu aufgefordert, ja nicht davon zu essen. Beinahe
hätte Almatha triumphierend aufgelacht, weil sie es doch gewusst hatte. Dann
aber sah sie, wie Devena Catalina das Dessert ihres Liebsten schon mal näher an
sich heran zog. Und nun deutete Almatha die Situation etwas anders. Catalina
wollte um jeden Preis eine zweite Portion und ihr Liebster sollte es sich auf
keinen Fall noch mal überlegen, seinen Nachtisch doch noch zu wollen. Auf der
anderen Seite schob der Krieger Orsen gerade ebenfalls gönnerhaft seinen Kuchen
auf den Teller seiner Frau. Das hatte es bei einem ihrer Desserts noch nie
gegeben. Almathas Augen weiteten sich vor Erstaunen. Übertraf die kleine
Sterbliche am Ende etwa ihre jahrhundertelange Erfahrung im Kochen und
Ausrichten von Festlichkeiten?
Sie steckte vorsichtig das erste Stückchen auf die Gabel, roch prüfend daran,
bevor sie es an den Mund führte und schließlich zögernd probierte. Es
schmeckte… außerordentlich.
Der nächste Bissen folgte sofort und dann eine der feinen Pralinen, nachdem sie
einen Schluck Wasser getrunken hatte, um den Geschmack der kleinen Kugel
ebenfalls voll auskosten zu können. Oh Gott, himmlisch.
Sid war schon
damit zufrieden, die Reaktionen der Gäste einfach nur zu hören. Sie hatte die
Gabe also nicht verloren und lächelte auf ihren Schoß herunter, weil das so
nach Star Wars klang. Sie wollte die Blicke besser nicht mit Jackie oder Bone
kreuzen, die beide wohl zwei und zwei zusammenzählen würden. Es ging ja darum,
die Ehre der Hausherrin zu retten. Sie war einfach zur rechten Zeit am rechten
Ort gewesen. Und Malcolm würde sich auch besser fühlen, wenn die Wogen zwischen
ihr und seinen Eltern wenigstens oberflächlich geglättet waren. Sie hatte ja
nicht geholfen, um sich einzuschmeicheln sondern um Fiona und Malcolm
beizustehen.
Almatha hatte
noch nicht einmal ganz geschluckt, als ihr Mann am anderen Ende der Tafel
aufsprang, sein Glas mit dem Dessertwein hob und so die Aufmerksamkeit zum
zweiten Mal an diesem Abend auf sich lenkte.
“Verehrte Gäste, an dieser Stelle ein Hoch auf unsere bezaubernde Gastgeberin.
Meine bezaubernde Frau Almatha, die uns mal wieder mit ihren herausragenden
Künsten beeindruckt. -Dieses Dessert, meine Liebe, ist …” Bile machte eine
bedeutungsschwangere Pause, um einen genießerischen Atemzug zu machen.
“…einfach unbeschreiblich und nicht in Worte zu fassen.”
Almatha, die
dieses Lob nun wirklich nicht für sich beanspruchen durfte und trotz all ihrer
Vorbehalte wusste, dass Sidonie diejenige war, die alle, wenn auch die meisten
unwissend waren, beeindruckt und ihren Kopf gerettet hatte, stand ebenfalls
auf, nachdem sie ihre Lippen kurz mit der Serviette abgetupft hatte.
Auch sie erhob ihr Glas, lächelte dann in Richtung Malcolm und Sidonie. Diese
wagte nicht, aufzusehen, nachdem Bile gesprochen hatte, doch ihre Söhne rechts
und links der jungen Dame, sahen sie bereits ganz erwartungsvoll an. Ebenso
Fiona und King, da diese den Zwischenfall in der Küche ja auch mitbekommen
hatten.
“Liebe
Gäste“, hob die Herrin des Hauses an. “Der Dank meines Mannes gebührt diesmal
nicht mir sondern der bezaubernden, jungen Frau zwischen meinen Söhnen Malcolm
und Theodor. Miss Sidonie St. Pierre. - Sie hat mit ihrem Können diesem
wunderbaren Abendessen den wahrhaft krönenden Abschluss verliehen und ich bin
höchst erfreut, sie heute in unserem Haus als Gast empfangen zu haben.”
Bile zuckte zwar ein wenig zusammen, machte aber keinerlei Anstalten, im
Beisein
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