Eine franzoesische Affaere
schoss siedend heiß durch ihre
Adern, als wollte es ihm von ganz alleine über die Lippen in seinen Mund
fließen. Völlig instinktiv machte sie ihren Hals frei und bot sich ihm dar. Sie
konnte sich nur an ihn klammern und flüsterte heiser seinen Namen.
Es war ein verdammt riskantes Spiel, doch sie verspürte keinerlei Angst. Im
Gegenteil. Sie wollte ihn am liebsten dazu auffordern, sich an ihrem Blut
gütlich zu tun. Wollte wissen, ob es ihn wenigstens ein einziges Mal mit
Befriedigung erfüllen konnte, ob sie fähig war, ihn zu speisen und satt zu
machen. Bevor sie jedoch nur ein Wort der Aufforderung aussprechen konnte,
hörte sie eine leise Stimme schüchtern nach ihr rufen.
Sid zuckte erschrocken zusammen, als das Mädchen, das die Küchenkrise ausgelöst
hatte, plötzlich neben ihnen auftauchte. Sie meinte, dass Malcolms
messerscharfe Zähne ihr wegen der unvermittelten Bewegung die Haut aufgeritzt
hatten, dann glitt seine warme Zunge über ihre Haut und ließ ihr die Knie noch
schwächer als zuvor werden. Sie war so erregt, dass sie sich noch an Malcolm
festhalten musste, bevor sie einen Schritt von ihm zurücktrat.
„Du bist
das!“, brachte Sid atemlos zustande und lächelte das Mädchen beruhigend an,
damit es nicht gleich wieder in Tränen ausbrach, weil sie bestimmt nicht
vorgehabt hatte, Zeuge ihres kleinen Tête-à-Têtes mit Malcolm zu werden.
„Ich komme sofort. Wir haben nicht mehr so viel zu tun.“
Sid legte die Hand über ihre Brust, die sich unter schweren Atemzügen hob und
senkte, wobei sie in einer Mischung aus Unglauben und Enttäuschung zu Malcolm
aufsah.
„So gern ich…
hier bei dir bleiben würde… Ich muss leider zurück. Ich komme, so schnell ich
kann, an den Tisch. Non … Nicht näher kommen! Geh einfach… Ich vergesse
mich sonst und alles andere auch.“, bat sie ihn eindringlich, nachdem sie ihn
losgelassen und weiter vor ihm zurückgewichen war.
Er musste doch spüren, wie nah sie am Abgrund stand. Bereit, sich mit Freuden
kopfüber in die Fluten zu stürzen. Warum wollte sich einfach die Angst vor dem
Ertrinken nicht einstellen? Machte sie die Liebe für alle Gefahren blind?
Sid eilte in Richtung Haus zurück, ohne sich noch einmal nach Malcolm
umzusehen. Sie musste sich wirklich auf die letzten Handgriffe konzentrieren.
Das hier war wichtig. Wenn sich Fiona an den Abend ihrer Verlobung erinnerte,
dann sollte sie eigentlich dabei nur an King und nicht an häusliche
Katastrophen denken. Wobei sie sich wohl dazu gehörig zählen musste.
Beim Essen
konnte sie sich tatsächlich zumindest ein bisschen entspannen. Es waren
schließlich genug hochgestellte Gäste anwesend, die ihre Präsenz am Tisch
leicht vergessen machen konnten. Sie konnte sich mit Malcolm oder Theodor
unterhalten, zwischen denen sie saß. Mrs. Lancaster hatte ja nicht gewusst, wen
ihr ältester Sohn mitbringen würde und somit saß sie in der Nähe des verlobten
Pärchens. Es fiel keinem auf, dass das Auftragen der Gänge etwas auseinander
gezogen worden war, weil der Hausherr eine kleine Ansprache zu Ehren seiner
Tochter und King hielt, um ihn offiziell und sehr herzlich in der Familie
willkommen zu heißen.
Sid lächelte den Blick auf die elegante Tischdekoration gerichtet in sich
hinein, weil der Mann auf einmal ganz anders auf sie wirkte. Richtig herzlich
und aufgeschlossen. Es war auch verständlich, da Fiona mit King scheinbar
jemanden als zukünftigen Mann gewählt hatte, der eine besondere Aufgabe in der
Gesellschaft einnahm. Das Wort „Sophos“ fiel, allerdings konnte Sid durch den
griechischen Wortstamm nur raten, dass es sich dabei um etwas handeln musste,
das mit einem besonderen Wissen zu tun hatte. Es gab ja auch noch Patronas und
Enforcer. Sid musste noch eine Menge lernen, wenn sie Malcolms Welt wirklich
verstehen wollte.
Während des vierten Ganges, winkte sie einem der an diesem Abend für den
Service zuständigen Lost Souls. Sie war in der Küche mit dem jungen Mädchen ins
Gespräch gekommen, das man vor dem gerettet hatte, was Sid hätte zustoßen
können, indem man sie zu einem nachtaktiven Vampir umgewandelt hatte.
La pauvre petite* hatte nicht so viel Glück wie sie selbst gehabt, den
Angriff eines Aryaners beinahe unbeschadet zu überstehen. Sie ließ sich
nachschenken und nickte dem Mann dann unauffällig zu, da sie ja um das scharfe
Gehör der Immaculés wusste. Lieber wäre ihr gewesen, jetzt selbst in die
Küche zu gehen, doch das musste sie bis zum Ende der Backzeit
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