Eine franzoesische Affaere
hatte etwas blass
um die Nase zugestimmt, weil es sich eben nicht vermeiden ließ. Nico hatte sie
durchschaut und ausgetrickst. Malcolm hatte ihr natürlich die Hand gehalten und
sie dann einfach geküsst (wohl auf Nicos Anweisung) und als sie an ihrem Arm
herunter gesehen hatte, war da schon ein kleines Pflaster auf der piqûre gewesen. Sie hatte den Einstich überhaupt nicht bemerkt. Incroyable .
Auf jeden Fall war sie wirklich schwanger, der Bluttest hatte ein eindeutiges
Ergebnis gebracht und auch die schnelle oberflächliche Untersuchung. Sie würde
in jedem Fall weiterhin zu Nico gehen, wo sie sich bestens aufgehoben fühlte.
Sie wollte in kein Krankenhaus gehen müssen, wo sie sich nur widerwillig
aufhalten würde. Sie hatte sie schon vor dem Tod ihres Vaters gehasst, aber
danach… Allein der Anblick auf die Fassade hätte ihr bestimmt die Schweißperlen
auf die Stirn getrieben. Das war vielleicht ziemlich extrem, aber sie kam gegen
diese Ängste eben nicht an.
Und dann ging sie hin und verführte einen Vampir, sie in den Hals zu beißen…
Sid verschwieg Malcolm also lieber diese Widersprüchlichkeiten, die sie selbst
nicht ganz verstand.
Endlich
passierten sie den Lancaster Komplex und bogen schließlich in den Block ein, wo
das Gebäude stand, in dem Malcolm wohnte. Der Concierge begrüßte sie höflich,
die Tür aufhaltend und einen schönen Abend wünschend. Malcolm, der Sid bis zur
Tür des Lifts hatte vorangehen lassen, bezahlte den Fahrer und eilte ihr dann
nach. Die Kabine des Fahrstuhls öffnete sich schon, als er bei ihr war und er
konnte es kaum erwarten, bis sich diese wieder vor ihnen schloss.
“Habe ich dir
heute schon gesagt, wie sehr ich dich liebe?” Malcolm versuchte seine Aufregung
vor dem Ungewissen, das sie in seinem Apartment erwarten würde, ein klein wenig
zu überspielen, indem er erneut Sids Nähe suchte. Sanft umfasste er ihr Kinn,
hob ihr Gesicht zu sich empor und küsste sie. Endlich allein. Niemand, der sich
mehr zwischen sie drängen konnte. Zumindest nicht mehr für den Rest des Abends
und der kommenden Nacht.
Ob Nico schon etwas hatte erreichen können? Wenn sie bereits mit Manasses
gesprochen und etwas über Juno erfahren hatte, dann würde sie Sid zuliebe
sicher bis morgen mit den guten oder schlechten Nachrichten warten. Je nachdem
von welcher Seite man das Ganze aus betrachtete, konnte man entweder
Verständnis für Junos damalige Situation aufbringen oder nicht. Damit sollten
sie sich heute aber nicht mehr belasten.
Irgendwie
fühlte es sich unwirklich an, mit ihm nach Hause zu fahren, obwohl sie doch schon
bei ihm eingezogen war. Es kam ihr vor, als hätte man ihr heute ein neues Leben
geschenkt.
„Oh… Malcolm!“, seufzte Sid an seinem Mund, kam aber nicht dazu, ihre Gefühle
ebenfalls auszusprechen, weil sie in diesem Kuss versank und alles andere
vergaß. Sie hätte den Rest des Abends mit ihm im Fahrstuhl auf und abfahren
können, ohne es zu merken.
Sie küssten
sich immer noch, als sie schon längst oben in seinem Stockwerk angekommen
waren. Erst nach ein paar Sekunden bemerkte Malcolm die offenen Türen.
“Wir sind da!”, flüsterte er, löste den Kuss und nahm ihre Hand, um sie mit
sich zu ziehen. Kurz vor seiner Apartmenttür hielt er inne. Was war, wenn Theo
nun doch nicht Wort gehalten hatte und sich dahinter ein heilloses Chaos
verbarg? Oder etwas, das ganz und gar nicht ihrem Geschmack entsprach?
Automatisch ging er in Habachtstellung über. Er würde Sid vortäuschen,
ungewöhnliche Geräusche in seiner Wohnung gehört zu haben. Sie konnte in der
Sicherheit des Flurs auf ihn warten, bis er sie holen kam und Entwarnung gab.
„ Qu’
est-ce que c’ est passé? “, fragte Sid besorgt. (Was ist los?)
Er nahm solche Dinge viel früher als sie wahr und sie wollte heute Abend
wirklich keine böse Überraschung mehr erleben.
“Ich bin
sicher, da ist nichts. Aber warte trotzdem hier, okay?!”, In beschwichtigend
gemeinter Geste strich er ihr über die Wange und huschte dann wie ein großer
schwarzer Schatten lautlos in seine Wohnung, schloss die Tür hinter sich und… erstarrte
vor Staunen.
“Oh mein
Gott!” Malcolm sah sich in dem, was einmal sein Wohnzimmer gewesen war,
staunend wie ein kleiner Junge um. Die Couch und der Glastisch waren entfernt
worden und durch einen runden, cremeweiß betuchten, fein gedeckten Esstisch
samt zwei bequemen Stühlen in ebenfalls cremeweißen Hussen ausgetauscht worden.
Überall in den Regalen und in neu
Weitere Kostenlose Bücher