Eine franzoesische Affaere
unerträglich lange Zeit der
Trennung.
Nun saß sie
ein paar Stunden später in der verlassenen Einsatz-Zentrale der Warrior, weil
sie von hier aus den Krieger in Europa am leichtesten erreichen konnte. Ray
hatte ihr alles zurechtgelegt, weil sie zwar mit Computern umgehen konnte aber
nicht unbedingt mit dieser ganzen Spionage-Hightech-Anlage, die die Warrior für
nötig hielten. Sie saß in dem großen Sessel am Kopfende des Tisches, in dem
sonst Theron immer seinen Platz einnahm und kam sich vor wie ein kleines
Mädchen, das ein Rollenspiel spielte. Dabei hatte sie sich sorgfältig zurecht
gemacht, um ja nicht so auszusehen, als wäre sie eben aus dem Bett gefallen.
Die Locken waren ordentlich gekämmt, soweit es eben ging und oben rum trug sie
nichts Buntes, was den Krieger von seinem Bildschirm zurückzucken lassen würde,
der einen äußerst konservativen Eindruck machte.
Nach einem tiefen
Atemzug berührte Nico das Touchpad und wanderte mit dem Pfeil zu dem Button,
mit dem sie die Geheimnummer in London wählen würde. Dort war es nun früher
Nachmittag, so dass sie sicher sein konnte, den Anführer der Krieger wach anzutreffen
und vor allen Dingen in seiner Residenz zu erreichen.
Nico hatte bisher nicht gewusst, dass er ein waschechter Marquess war, was
Catalina automatisch zu einer englischen Lady machte, auch wenn Nico sie
bestimmt nicht darauf ansprechen würde. Cat war immer noch ziemlich
zurückhaltend ihrem Vater gegenüber, obwohl es durch die Bekanntschaft mit Mina
in diese Richtung eine leichte Verbesserung gegeben hatte. Nico konnte es sich
nicht im Entferntesten vorstellen, mit einem solchen Mann eine Beziehung zu
haben, obwohl sie ja nun auch hinter Therons meterdicken Panzer geblickt hatte.
Der war ihr niemals so furchteinflößend oder abweisend kalt vorgekommen. Er
hatte ja auch niemals sein eigenes Kind im Stich gelassen.
Nico zuckte zusammen, als sie die Stimme des Mannes klar und deutlich aus den
Lautsprecherboxen der versteckt eingebauten Dolby Sourround Anlage tönen hörte,
so dass sie der Eindruck überkam, er stünde direkt vor ihr.
„Guten Abend,
Pia Nicolasa, ich bin überrascht, von Ihnen zu hören. Was kann ich für Sie
tun?“
Ihr Herz
klopfte zum Zerspringen, als sie von den blau-violetten Augen regelrecht
durchbohrt wurde, wobei seine aristokratische Miene keinerlei Überraschung
zeigte. Eher so etwas wie einen milden Ausdruck der Langeweile.
„Guten Abend, ehrenwerter Ducis … Die Frage ist viel mehr, ob ich etwas
für Sie tun kann.“, antwortete Nico so ruhig wie möglich und hielt dann den
Anhänger, den sie sich von Sid ausgeliehen hatte, an der Kette in die Kamera,
damit Manasses sehen konnte, worauf sie hinaus wollte.
„Wie sind Sie
in den Besitz des Skarabäus gekommen?!“
Manasses blinzelte nicht einmal, seine Augen wurden nur ein wenig schmaler und
Nico war froh, dass sie ihm nicht wirklich gegenüber saß.
„Die jetzige
Besitzerin hat ihn mir für dieses Gespräch ausgeliehen, weil sie auf der Suche
nach Antworten ist. Sie hat erst vor kurzem entdeckt, dass in ihm besondere
Fähigkeiten wohnen. Ich habe ihn natürlich sofort erkannt. Die Illustrationen
in den Chroniken der Krieger sind sehr detailgetreu und ich habe ein besonderes
Interesse an dem Kriegergott Baal…“, erklärte ihm Nico mit ernster Miene, da
sie in seiner Gegenwart kein Bedürfnis verspürte, zu lächeln.
„Die
Skarabäen von Sidon sind Sache der europäischen Krieger! Ich habe es nicht so
gern, wenn man versucht, mich zu übergehen.“, antwortete Manasses mit kühler
Stimme und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, wobei er Nico mit abschätzendem
Blick maß.
„Das steht in
keinem Fall in meiner Absicht, Ducis. Die junge Frau lebt aber in den
Staaten und hat sich hilfesuchend an mich gewandt. Womit ihre Probleme zu
meinen werden. Wir mögen noch nicht offiziell eingeführt worden sein, aber das
Protokoll lässt in diesem Punkt nicht viel Interpretationsmöglichkeiten. Ich
kenne die Gesetze.“, antwortete Nico, die es nicht leiden konnte, wenn ihr
erfahrene Immaculate nicht viel zutrauten.
Sie wusste selbst, dass sie noch wahnsinnig viel zu lernen hatte, aber sie
bemühte sich redlich, die Lücken so schnell wie möglich zu schließen. Manchmal
rauchte ihr der Kopf so sehr von der ganzen Lernerei, dass sie mitten am Tag
eine Auszeit brauchte. Sie war schon den Kopf auf einem Folianten gebettet bei
helllichtem Tag eingeschlafen. Wenigstens dachte Nico, dass es daran lag, dass
sie so
Weitere Kostenlose Bücher