Eine franzoesische Affaere
Moment
war er versucht, unter das Papier zu schauen, steckte dann aber lediglich die
zweite Karte fort und stülpte den Deckel wieder sorgsam auf das Unterteil des
luxuriösen Kartons. Ob Bekky auch solche Geschenke bekam? Wohl kaum. Sie
erschien ihm nicht der Typ für so was. Aber wie Theo ausgerechnet auf die Idee
gekommen war, Sid so etwas zukommen zu lassen, wollte ihm irgendwie nicht
einfallen.
Malcolm
konnte ja nicht wissen, das Theo zuerst auf die Reste von Sids
Unterwäscheensemble der letzten Nacht gestoßen war und diese beseitigt hatte,
bevor eine der Lost Souls Meldung bei seinen Eltern machte. Er hatte auch das
Zimmer noch einmal gelüftet und die Laken von Malcolms Bett eigens runter in
die Waschküche getragen. Niemand sollte schlecht von seinem Bruder oder Sidonie
sprechen. Was direkt auch niemand tun würde, aber Meinung war Meinung und
selbst wenn sich herumsprach, dass sie eine Breed war, konnte es durchaus den
ein oder anderen Angestellten geben, der mit der streng spießigen Meinung
seiner Eltern übereinstimmte.
In jedem Fall brauchte sie bestimmt etwas Neues, wenn sein Bruder ihren Bestand
an schöner Wäsche Stück für Stück dezimierte. Er hätte natürlich selbst etwas
aussuchen können, doch da er alle Hände voll zu tun hatte, das Essen zu
organisieren und die Wohnzimmermöbel für einen Tag einlagern zu lassen, hatte
er Cat gefragt, ob sie ihren Einfluss und ihren Geschmack für Sidonie spielen
lassen konnte. Es war zwar Sonntag, aber mit den richtigen Verbindungen und
einer anständig gedeckten Kreditkarte, gab es einfach keinen Geschäftsschluss.
Theo war ihr auf ewig dankbar und letztendlich war es für Cat eine der leichtesten
Übungen. Sie hatte Sid schließlich gestern auf der Party kennengelernt und ein
gutes Auge für die richtige Größe, die passende Farbe und einen exquisiten
Schnitt. Außerdem hatte Theo auch bezahlt. Da war es noch weniger eine Kunst,
etwas Anständiges zu finden.
Auch im
Schlafzimmer brannten Kerzen, die ein schönes Licht spendeten und vor allem nur
langsam herunter brannten, damit sie alle Zeit der Welt hatten, das Essen
ausgedehnt zu genießen, bevor sie vielleicht hier landeten. Selbst im Bad hatte
Theo welche aufgestellt, damit Malcolm kein extra Licht machen musste. Sorgsam
darauf achtend, nicht den schwarzen Marmor einzusauen, den Malcolm über alles
liebte. Auf dem Badewannenrand standen brandneue Flaschen kostbarster Zusätze,
die Malcolm ebenfalls als Werk von Concordia erkannte. Auch diese waren sicher
nicht dazu gedacht, Erkältungen zu lindern.
Malcolm spürte eine Welle der verlegenen Dankbarkeit in sich aufsteigen. Dies
und Vorfreude darauf, Sidonies Gesicht zu sehen, in der Hoffnung, dass ihr all
dies gefiel. Dass sie sich so davon überzeugen lassen würde, dass er sich
ebenso wie sie auf das Baby freute. Es war zwar Theos Mühe gewesen, die hier
drin steckte, doch er hatte Malcolm darum gebeten und somit ohne Worte eine
Entschuldigung an Sid ausgesprochen, die er heute Morgen ganz schön überrumpelt
hatte.
Das Baby war also ein Ereignis, das gefeiert werden musste. Gebührend gefeiert.
In der Küche auf der Anrichte hatte eine Flasche feinster Champagner kalt
gestanden. Malcolm eilte dorthin zurück, griff sich die Flasche und die
dazugehörigen, danebenstehenden Kristallflöten, um sie schon mal am Esstisch zu
platzieren. Dort stand in einem Ständer neben dem Tisch ein weiterer Kühler mit
Weinen und Mineralwasser. Den Champagner stellte er kurzerhand dazu, auch wenn
es ein wenig beengt darin wurde mit all dem Eis. Die Gläser kamen nebeneinander
seitlich vor die Teller neben einer von zwei Speisekarten, die extra für sie
auf feinstem geschöpften Papier ausgedruckt das Menü des Abends verkündeten.
Um Sid nicht noch länger warten zu lassen, eilte er zurück an die Tür und
öffnete mit ernster Miene , jedoch nicht zu weit, damit sie nicht sofort das
Leuchten der Kerzen erspähte.
“Okay, es ist
nichts. Du kannst ruhig rein kommen.” Er machte nicht viel Platz, sodass sie
selbst die Tür aufdrücken und an ihm vorbei musste. Malcolm wich ihr nicht von
der Seite, um genau sehen zu können, wenn ihr vielleicht etwas missfallen
sollte, damit er es umgehend ändern konnte.
Sid sah sich
misstrauisch um. Sie nahm zuerst die gedämpfte Beleuchtung wahr, dann suchten
ihre Füße auch schon den Weg ins Wohnzimmer, als hätten sie ein Eigenleben
entwickelt.
„ Oh… Mon…
Dieu…! “, wisperte Sid überwältigt, als sie das umgebaute
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