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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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aufgebauten Ständern spendeten mehrere
Dutzend Kerzen ein angenehm romantisches Licht. Aus seiner Stereoanlage
erklangen leise französische Chansons und aus der Küche roch es wunderbar
vielfältig nach Abendessen. Malcolm trat näher und begutachtete den silbernen
Kerzenständer auf der Mitte des Tisches, an dessen Fuß eine Karte thronte, die
Malcolm aufhob und las, bevor er sie in die Hosentasche wandern ließ. Sie war
nur für ihn bestimmt. Theo hatte sich also denken können, dass er ihn
kontrollieren würde.
    Viel Spaß,
Bruder. Das hier toppt jedes Spektakel, das ich je veranstaltet habe, also
genießt es.
    Auf Sids
Platzteller lag eine blutrote Rose, die eben jene schwarze Marmorierung zierte,
die auch die weißen Blumen im Garten seiner Mutter aufwiesen. Jedoch waren die
Blumen nicht einfach nur marmoriert. Jede Ader endete mit einem dicken
schwarzen Tautropfen auf dem Blütenblatt, der nicht eher herunterfiel, bis ihn
ein neugierig tastender Finger fortwischte. So als ob die Blume bluten würde.
Diesem schwarzen Tau sagte man eine aphrodisierende Wirkung nach, wenn man
davon kostete und selbst wenn dieser Mythos nicht stimmen sollte, so war sie
dennoch unglaublich hübsch anzusehen. Märchenhaft schön sozusagen. Jedes Blatt war
vollkommene Perfektion. Sie einfach zu pflücken kam einem Verbrechen gleich,
das schwer geahndet wurde.
Um tatsächlich ungestraft eine von diesen Rosen zu bekommen, musste man sich
schon ins Zeug legen. Betteln war da noch milde ausgedrückt. Sie wuchsen nur in
einem bestimmten Teil des Castle-Gartens und wurden beinahe so hart bewacht wie
die eigentlichen Schätze im Schloss. Entweder hatte Theo Concordia, eine der
Gärtnerinnen des Orakels, bestochen oder etwas so Böses getan, dass Malcolm
nicht einmal dran denken und ihn auch nicht danach fragen wollte. Concordia war
schlau und nicht leicht zu überlisten. Die Blume so oder ohne ihr Wissen
bekommen zu haben, war schlicht unmöglich. Zwar war sie kein Ungeheuer und
eigentlich friedliebend und harmonisch, doch ihre Blumen waren ihre Kinder. An
denen vergriff man sich nicht. Für jede gepflückte Kostbarkeit weinte sie ein
paar Tränen und wenn man die schwarzen Tropfen so betrachtete, dann sah es
beinahe so aus, als weinten die Blumen auch.
    Malcolm
wandte sich ab, um in der Küche nach dem Rechten zu sehen. Hier drin war der
Essensgeruch noch viel intensiver. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen, als er
unter eine Warmhaltehaube spähte und die köstlich angerichteten Speisen, die in
mehreren Gängen von ihm serviert werden konnten, begutachtete. Ein Blick auf
das Silber der Haube unterrichtete ihn davon, dass Theo im mitunter
exklusivsten französischen Restaurant der Stadt bestellt hatte. Eines der zehn
besten französischen Restaurants weltweit außerhalb Frankreichs.
Im Schlafzimmer, das er als nächstes auskundschaftete, erwartete ihn die
nächste Überraschung. Das Kleid von Gaultier, das am Abend nach der Party im
Museum hatte dran glauben müssen, hing sorgfältig wiederhergestellt in einem
halb geöffneten Kleidersack an einem Bügel, den Theo an Malcolms mannshohen
Kommode vor dem Bett angehangen hatte. Keine Spur mehr von dem Riss, den er
angerichtet hatte. Aubrey hatte ebenfalls ganze Arbeit geleistet und Malcolm
hatte Sid gesagt, es wäre in den Müll gewandert, da es zerstört und nicht mehr
zu retten gewesen war. Im Gegenteil, es sah neuer aus als vorher. Bewundernd
über so viel Kunstfertigkeit strich Malcolm mit den Fingerspitzen über den
Stoff. Sid hatte so bezaubernd darin ausgesehen. Atemberaubend. Vielleicht
würde sie es irgendwann wieder einmal für ihn tragen.
Mit dem Bett hatte Theo nichts angestellt. Lediglich eine mit rotem Satin in
Schachbrettmuster aus helleren und dunkleren Quadraten bezogene,
cocktailkissengroße Schachtel lag auf Sids Seite des Bettes. Malcolm wurde
misstrauisch. Sein Bruder hatte sich in der Tat sehr ins Zeug gelegt.
Vielleicht ein wenig zu sehr für jemand, der nicht seine Freundin war? Er
konnte nicht anders, als mit einem leisen Stich der Eifersucht gepaart mit
Unbehagen den Deckel anzuheben und hineinzusehen. Auch hier erwartete ihn eine
Nachricht auf einer Lage von rotem Seidenpapier, die den Inhalt schützte, von
seinem Bruder, der ihn anscheinend besser durchschaute als von Malcolm
vermutet.
    Keine
Sorge, ich habe Devena Catalina damit beauftragt, etwas auszusuchen. Damit du
mir ja nicht an die Kehle gehst. Schau nicht weiter. Lass dich einfach
überraschen. T.
    Einen

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