Eine franzoesische Affaere
Kreuz den Korridor
entlang, an dessen Ende sich seine Wohnungstür befand. Er schaltete sie mit dem
entsprechenden Code und einem Scan seines Fingerabdrucks frei, um dann mit
Fiona an der Hand durch den dunklen Flur zu gehen.
Ihr musste er
sowieso kein Licht machen, sie würde sich perfekt zurechtfinden.
„Ich komme hier selbst noch fremd vor… Vielleicht wäre es hilfreich, wenn ich
dich nach deiner Meinung fragen könnte, was ich der Einrichtung bezüglich
ändern sollte? Es ist sozusagen mein erster richtiger Wohnsitz, da das Atelier
in China Town wohl eher mit einer Mönchszelle zu vergleichen ist. Ich habe
gerade erst ein paar Kunstwerke hergebracht, ansonsten war alles andere
eigentlich schon vorhanden…“
King ließ
Fionas Hand auf der Schwelle zum weiträumigen Wohnzimmer los, um den Kamin
anzusteuern, den er mit einigen geübten Handgriffen anzündete. Diese
Beleuchtung würde angenehmer sein als das harte, künstliche Licht. Über dem
Kamin hing eine gerahmte Seidenbahn, die King beschriftet und bemalt hatte. Der
Weg der goldenen Schlange von dem Kloster in China bis in die USA. Auf dem
Vorsprung links und rechts standen zwei Urnen, die King nicht verkauft hatte,
weil er gerne einen Teil seiner Kunst für sich behielt.
Als die Flammen fröhlich aufflackerten, erhob er sich wieder, streifte sein
Jackett lässig ab, das er über die Lehne der Couch ablegte, um dann auf Fiona
zuzugehen, die nur ein paar zögerliche Schritte in den Raum gemacht hatte.
Als er vor ihr stand, hob er die Hand an ihre Wange und strich vorsichtig mit
der Rückseite seiner Finger darüber. Er spürte die Wärme, die sich dort wegen
der Aufregungen des Abends angesammelt hatte. Beinahe andächtig studierte er
die Details ihres Gesichtes, das makellos geschnitten war, als hätte Rodin
selbst es aus hellem Marmor gemeißelt. Mit der Kuppe seines Daumes fuhr er über
ihre volle Unterlippe, die er heute Nacht schon geküsst hatte. Allerdings
machte er gerade keine Anstalten, ihr irgendwie näher zu kommen.
„Du weißt
doch, dass du nicht bleiben musst, wenn du dich nicht wohl fühlen solltest? Es
wird alles so geschehen, wie du das möchtest. Ich werde dein ergebenster Diener
sein.“, flüsterte er, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Es war eine Sache, über gewisse Dinge zu reden und eine völlig andere, diese
Dinge wirklich zu erleben. Keiner von ihnen beiden würde voraussehen können,
wie sie aufeinander reagieren würden. Hier allein in der Abgeschiedenheit
seiner Wohnung. Um seine Gesundheit sorgte er sich am allerwenigsten, es waren
schließlich genug Immaculate in der Nähe, die er um Hilfe bitten konnte, sollte
er eine bestimmte Schwelle überschreiten und seinen Blutdurst unaufhaltsam
wecken. Er war noch nicht an dieser gefährlich körperlichen Grenze angekommen,
die ihn sehr bald zum Handeln zwingen würde. Seine ganze Sorge galt allein
Fiona und ihrem Wohlbefinden.
"Nein,
ich möchte es.", flüsterte sie in der gleichen Lautstärke zurück, fing
seine Hand vor ihrem Gesicht mit ihren Händen ein und hauchte einen kleinen
Kuss auf seine Fingerglieder, ohne seinem prüfenden Blick auszuweichen. Sie
würde ihm nichts vormachen bezüglich der kleinen Furcht, die sie hegte, die
aber nur etwas mit dieser vollkommen neuen Situation an sich zu tun hatte und
nicht mit ihm speziell, aber zurückschrecken würde sie nicht. Auch wenn der
erste, schier überwältigende Anflug von Leidenschaft, die sie dort oben auf dem
Dach das erste Mal auf diese Weise in seiner Nähe empfunden hatte, längst
verflogen war. Genauso wie die ernüchternde Wirkung des Schnapses, der Kings Geschmack
ausgelöscht und ihren Verstand aufgeklart hatte. Sie war wieder ganz sie selbst
und froh, dass er ihr diesen Ausfall nicht übel nahm. Er hatte sie einfach an
einen Punkt getrieben, den sie in Gegenwart von Zeugen noch nicht bereit
gewesen war, auszuleben und sie hatte noch keine Erfahrung darin, ihre Gefühle
zu unterdrücken oder vor dem Ausbruch aufzuhalten. Bisher waren diese ja
ausnahmslos harmloser Natur gewesen. Doch die, die King in ihr geweckt hatte,
waren alles andere als das.
"Ich
würde lügen, wenn ich dir sagen würde, dass ich jetzt nicht aufgeregt bin,
King. Ich habe noch nie... ich meine, du bist der erste, fremde Mann, mit dem
ich alleine sein darf... und möchte."
Fiona nahm einen leicht zitternden Atemzug, lächelte King aber genauso strahlend
an wie sie es schon die ganze Zeit über tat, weil sie einfach nicht fassen
konnte, einen
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