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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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spekulativen
Artikeln in den Pariser Klatschblättern, die vor ein paar Jahren während eines
Aufenthaltes in St. Tropez entstanden waren, hatte Sid sich lieber zurück
gezogen. Nicht allein wegen ihres Vaters, der wegen ihrer angeblichen Eskapaden
ganz schön die Nerven verloren hatte. Wäre sie noch ein Teenager gewesen, dann
hätte sie bestimmt Hausarrest auf ewig verhängt bekommen.
Nein, es gefiel ihr ganz und gar nicht, plötzlich zur Schlampe degradiert
worden zu sein, die sich sexuellen und Drogenexzessen hingab. Sie hatte Glück
gehabt, so einen gefestigten Charakter zu besitzen, dass sie einigermaßen heil
aus der Sache herausgekommen war. Sie war eben neugierig und wollte wissen, wie
das Leben spielte. Wenn sie den Menschen Ratschläge geben wollte, dann konnte
sie das doch nicht aus einem geschützten Elfenbeinturm heraus tun. Aber sie
musste sich dafür auch nicht verbiegen.
    Fiona zählte anscheinend
zu den löblichen Ausnahmen der feinen Gesellschaft. Diese Mädchen waren selten,
immerhin wurden sie von klein auf behütet und verwöhnt und darin bestärkt, auf
die niederen Stände herabzusehen. Es ging nur darum, die richtige Wahl zu
treffen, wenn es um Kleidung, Schmuck und später um Freunde oder Partner ging.
Immerhin verlangte Malcolm nicht, dass sie sich als Kellnerin gefälligst von
seiner Schwester fern zu halten hatte. So etwas hatte sie schon bei Müttern
erlebt, deren Söhne an ihr ein unliebsames Interesse gezeigt hatten. Sie war
immer noch nur die Tochter eines Kochs und zudem ohne Mutter groß geworden.
Nicht gut genug. Nur geduldet, solange sie keine Anstalten machte, in die
Familien einzuheiraten. Jemand, den man gern auf Partys einlud, weil sie
einigermaßen intelligent Konversation betreiben konnte.
    „Es mag
vielleicht lästig erscheinen, aber es ist schön, dass Sie sich um Ihre
Schwester sorgen.“
Sid hob den Blick wieder an und hatte ihr unbekümmertes Lächeln wiedergefunden,
nachdem die erste Atemlosigkeit und die Fassungslosigkeit darüber verschwunden
waren, dass ein Mann wie er sie so aus der Bahn werfen konnte. Sie wollte so
gern tiefer blicken, aber er hatte ja schon angedeutet, dass er einen Panzer um
sich herum aufgezogen hatte. Oder er war wirklich ein Teil von ihm, der schon
seit frühester Kindheit entstanden war.
    „Familiärer
Zusammenhalt ist wichtig… Und manchmal ist es eben schwer, die richtige
Dosierung zu finden… Sorry, ich klinge belehrend, das meine ich nicht so. Ich
bin aber davon überzeugt, dass in solchen Fällen ein wenig zu viel besser ist
als wenig oder nichts. Ich habe auch oft gegen die Fürsorge meines Vaters
rebelliert… Und jetzt würde ich alles dafür geben, mich noch ein einziges Mal
ordentlich mit ihm zoffen zu können. Er hat mir eigentlich nie Vorschriften
gemacht, aber durch diese Streitgespräche hat er mir immer auch andere
Perspektiven eröffnet, die ich in meinem Ungestüm zuerst nicht sehen wollte…
Das haben Sie bestimmt auch schon mit Ihrer Schwester erlebt…“
    Malcolm trank
endlich den ersten Schluck, während er ihr aufmerksam zuhörte. Der Zimt
kribbelte beim Atmen über der Tasse in der Nase und legte sich staubig auf der
Zunge ab, bevor Milch und Kaffee diesen leicht ungenießbar anmutenden Geschmack
fortspülten.
„Was ist mit Ihrer Hand passiert?“, stellte er die nächste neugierige Frage,
weil er es mit einem Mal gar nicht mehr so eilig hatte, wieder hinaus in die
Nacht zu kommen.
    Weitere
Erklärungen blieben in ihrer Kehle stecken. Sie konnte nicht verbergen, dass
sie Frage sie völlig unerwartet traf und sie musste seinem Blick erneut
ausweichen. Er würde wahrscheinlich sofort durchschauen, wenn sie ihn
anschwindelte. Oder auch nicht. Sie wünschte sich nur, er würde in ihr mehr
sehen, als das in Wirklichkeit der Fall war. Es war ihm sicher völlig
gleichgültig, reine Neugier, dahinter steckte nichts weiter. An seiner Stelle
hätte sie auch gefragt.
    „Ich war
ungeschickt… Kleine Mädchen sollten eben nicht mit dem Feuer spielen.“,
antwortete sie und sah unter halbgesenkten Lidern kokett zu ihm auf. Sie tat es
gerade wieder. Allerdings würde die hinterlassene Wunde wohl kaum mit
Brandsalbe zu behandeln sein können.
Einem kleinen teuflischen Impuls folgend glitt Sid von ihrem Sitz und stellte
sich zwischen seine leicht gegrätschten Beine vor ihn hin, da sie einander
zugewandt auf den drehbaren Hockern gegessen hatten. Selbst aus der Nähe sahen
seine Augen schwarz wie die Nacht aus. Geheimnisvoll,

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