Eine franzoesische Affaere
Befriedigung seiner schlechten Laune, obwohl
er es lieber gehabt hätte, wenn sie ganz abzog und ihn Ruhe ließ, statt
abzuchecken, ob sie bei seinem Aussehen nicht doch darüber hinweg sehen konnte,
dass er nicht ganz richtig im Kopf war.
„Wo ist Sid?
Sie arbeitet doch heute, oder?“
Am Ende versteckte sie sich vor ihm in der Küche oder war außer Haus gegangen,
in der Hoffnung, er würde sich nach einer halben Stunde Wartezeit verabschieden,
weil er zurück an die Arbeit musste und seine Mittagspause ganz sicher nicht
überzog. Für gewöhnlich tat er das auch nicht, aber da er heute gar nicht erst
zur Arbeit gegangen war und seinem Bruder das Ruder überlassen hatte, gab es
auch keine kurze Mittagspause sondern alle Zeit der Welt. Zudem war der Stuhl
hier äußerst bequem für seine geschundenen Knochen, die gerade keinerlei
Weichheit aushielten und munter vor sich hinpochten.
„Ich hätte
sie gern gesprochen.“, fügte er hinzu, versucht, der Dame einen Schubs zu
geben, damit sie sich endlich von ihm los eiste und ihre Arbeit fortsetzte.
° ° °
Da sie nicht bedienen musste, nutzte Sid die Zeitspanne des Wartens dazu, die
zerrissene Kette zu einem Juwelier zu bringen, damit er sie reparierte. Sie war
noch nicht bereit, sie einfach abzulegen, auch wenn es sie gestern ziemlich
verstört hatte, dass die Stimmungssteine in den Flügeln total verrückt gespielt
hatten.
Sie kam eine Viertelstunde vor der ausgemachten Zeit zurück in den Diner,
betrat ihn allerdings diesmal durch die Vordertür. Es war ganz schön was los,
es war schließlich mitten in der Stoßzeit, doch ein flüchtiger Blick verriet
ihr, dass Malcolm noch nicht in der Nähe war. Sid konnte nichts gegen die
aufsteigende Aufregung oder gegen das heftige Herzklopfen tun, das sie mit
jeder Minute mehr ergriff. Nach einem kurzen Gruß an Rhonda ging sie nach
hinten durch und hängte Jacke und Tasche in ihren Spind, um ihr Aussehen an dem
kleinen Spiegel über dem Waschbecken in der Umkleide zu überprüfen. Sie hatte
die Haare im Nacken zu einem lockeren Chignon festgesteckt, damit sie in der
Küche nicht im Weg waren. Bis auf einen Hauch rötlichbraunem Lippenstift hatte
sie auf Makeup verzichtet. Ihre Wimpern waren natürlich dunkel und gebogen, so
dass sie auf Mascara verzichten konnte. Die leichten Schatten unter den Augen
waren inzwischen verblasst und ließen sie allerhöchstens zerbrechlicher als
sonst aussehen.
Sehe ich ihr ähnlich?
Sid strich sie die Ponysträhne mit feuchten Fingern zurecht, so dass sie die
Stirn halb bedeckte und klemmte sie sich dann hinter das Ohr, das mit einem
Brillantstecker verziert war. Ein weiteres Geschenk ihres Vaters. Zum
Universitätsabschluss. Sie besaß auch noch das passende Kollier dazu, das trug
sie aber nur zu besonderen Anlässen, weil es für den Alltag viel zu aufwendig
war.
„SID! Du
solltest sofort rausgehen und dein Date retten, bevor ihn die kleine Schlange
mit Haut und Haaren frisst.“, schreckte sie Rhonda aus ihren Überlegungen hoch.
„Du brauchst mir nur einen Wink zu geben, wann ich servieren soll. Und was soll
ich sagen… Oh, là là! “
Sid sah ihrer
lachenden Kollegin nach, die zurück an ihre Arbeit ging und spürte, wie ihre
Wangen einen Hauch Farbe annahmen. Er war also wirklich gekommen. Beinahe
verließ sie der Mut, dann straffte sie die Schultern und betrat den Diner, um
sich nach Malcolm umzusehen. Was sie erblickte, veranlasste sie, dass sich ihre
Stirn umwölkte. Rhonda hatte nicht übertrieben, fehlte nur noch dass sich das
Mädchen auf seinen Schoß setzte oder sich tiefer vorn über beugte, damit er die
pralle Auslage bewundern konnte.
„Danke,
Mandy, ich denke, ab hier übernehme ich.“, sagte Sid in einem
unmissverständlichen Tonfall, den sie nur in ganz seltenen Fällen einsetzte.
Das war der St. Pierre-Kommandoton, wie sie ihn im Laufe ihrer Kindheit von
ihrem Vater aufgeschnappt hatte.
Malcolm
konnte sich den Ausdruck tiefer Genugtuung nicht verkneifen, als sich Sid von
hinten ihrer Kollegin näherte und mit einem Ton verscheuchte, den er zu gern
selbst gebracht hätte. Das wäre bei ihm wohl eher nach hinten losgegangen.
Frauen wie Mandy verstanden ein Nein erst, wenn man von ansteckenden
Krankheiten oder fünf eigenen Kindern erzählte, die man alleine aufzog.
Mandys Blick
sprach Bände, doch sie machte sich daran, sich um ihre eigentlichen Gäste zu
kümmern. Malcolm würde sie garantiert nicht bedienen. Sid musste sich schon
sehr über ihren Anfall
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