Eine franzoesische Affaere
er selbst hellwach zu sein schien. Sie
brachte im ersten Moment nicht einmal die Kraft auf, nach ihm zu greifen, um
ihn zurück ins Bett zu ziehen, damit sie noch ein paar Minuten an ihn
gekuschelt ihren süßen Träumen frönen konnte.
Sie tat ein leises „Hmpf“ in das Kissen, als sie einen Klaps auf ihr Hinterteil
verpasst bekam, tat ihm aber nicht den Gefallen, sich auch nur einen Millimeter
zu rühren. Sie wollte nicht in die Wirklichkeit zurück. Noch nicht.
Ich warte
unten auf dich…
Sid hörte ihn kaum, sie war irgendwie weit weg. Träumte sie? Sie hörte einen
merkwürdig einlullenden Sprechgesang. Unter ihren nackten Füßen spürte sie
kalten Stein, dann schien sie eine Treppe Stufe für Stufe hinunter zu
schreiten. Auf ihrem Dekolleté lastete ein schweres Gewicht, sowie um ihre
Handgelenke und Knöchel. Sie konnte nur verschwommen sehen. Alles war strahlend
hell. Weißer Marmor? Vor ihr undeutliche Gestalten, deren Umrisse langsam
schärfer wurden. Eine Schar Tänzerinnen, die alle weiße halb durchsichtige
Gewänder trugen, die um die Taille mit einer Goldkordel gehalten wurden. Um
ihre Hälse lagen goldene Geschmeide, um die Hand- und Fußgelenke goldene
Bänder. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, weil sie meinte, nicht dorthin zu
gehören. Die Mädchen schienen sie mit ihrem Singsang anzusprechen, der sie
leicht schwindeln ließ. Sie waren alle wunderschön und ihre Haare strahlten
genauso Golden wie der schwere Schmuck.
Sie verharrte auf der untersten Stufe und erstarrte zur Salzsäule, als
plötzlich eine starke Hand auf ihrem Unterleib lag und sie mit dem Rücken an
einen stahlharten Körper gepresst wurde.
„ NON! “,
schrie Sid erschrocken auf und stemmte sich mit beiden Armen in die Höhe, um
sich aufrecht dem Bett aufzusetzen und die Hand auf ihren Hals zu pressen, wo
sie einen stechenden Schmerz auf der rechten Seite spürte. Ihr Atem ging
gehetzt und sie brauchte ein paar Momente, bis ihr klar wurde, dass sie nur
geträumt hatte. Niemand hatte sie attackiert und ihr eine Wunde am Hals
zugefügt.
Dann lachte
sie sich selbst aus. Sie und ihre Fantasie über Götter des Olymps. Sie sollte
wirklich aufhören, einen solchen Unsinn zu verzapfen. Hier würde niemand ein
Menschenopfer in durchsichtigen Gewändern werden. Sid krabbelte aus dem Bett
und ging ins Bad, um sich kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen, dabei fiel ihr
dann ein, dass Malcolm etwas von Essen gesagt hatte. Gut! Sie sollte das
übernehmen, damit sie wieder auf dem Boden der Tatsachen aufkam.
In seinem Schlafzimmer zurück klaubte sie ihr Höschen vom Boden auf und zog es
schnell über, um dann auch die anderen Sachen aufzuheben, die im Eifer des
Gefechtes ebenfalls auf dem Teppich gelandet waren. Sie faltete sie sorgfältig
zusammen und legte sie dann auf einem Sessel ab, der im Raum stand. Sich
anzuziehen käme ihr irgendwie so vor, als würde sie damit die falsche Botschaft
vermitteln, also trat sie an Malcolms Schrank und klaute eines seiner Hemden,
in das sie schlüpfte, um die Ärmel hochzukrempeln und zwei Knöpfe über der
Brust zu schließen. Es war lang genug, um als züchtiges Minikleid durchzugehen.
Auf nackten Sohlen huschte sie die Treppe nach unten und versuchte, in dem nun
dunklen Haus den Weg in die Küche wiederzufinden. Malcolm hatte ja gesagt, dass
sie ungestört sein würden, also machte sie sich nicht die Mühe, Lichter
anzumachen. Aber es irritierte sie, dass auch in der Küche kein Licht brannte.
Auf der Schwelle verharrend blickte sie auf eine dunkle Silhouette mit breiten
Schultern, die an der hohen Theke stand. Mit einem verschmitzten Lächeln auf
den Lippen schlich sie sich an ihn heran und schlang ihre Arme um seine Mitte.
„ Qu’ est-ce que tu fais ici sans lumière? Il y a
une panne de courant?* “, fragte sie ihn amüsiert und lehnte ihre Stirn
leise kichernd an seinen Rücken.
(*Was machst du hier ohne Licht? Hat es einen Stromausfall gegeben?)
Noch bevor der Mann zu ihr herumfuhr, zuckte Sid erschrocken von ihm zurück,
weil sie gespürt hatte, dass sie einer Verwechslung erlegen war. Das war nicht
Malcolm! Er roch ganz und gar nicht wie ihr… ihr… Malcolm .
Mit einem leisen Aufschrei stolperte sie zurück und suchte panisch nach dem
Lichtschalter, wobei sie sich auf dem Weg zurück an den Eingang ihr Knie an
einem Stuhl oder dem Tisch stieß und gleich noch einmal aufschrie. Als die
Lichter aufflammten, starrte die den fremden Mann sprachlos an. Die Größe
stimmte, auch die
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