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Eine franzoesische Affaere

Eine franzoesische Affaere

Titel: Eine franzoesische Affaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: May R. Tanner
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um sie dann weit aufzureißen, weil sie der Frau im
Vordergrund des Bildes bisher keine Beachtung geschenkt hatte.
    …Juno
Felix, Model und Künstlermuse mit ihrer neuesten Eroberung, Bertrand St.
Pierre…
Das Bild war leicht körnig und doch erkannte Sid die strahlende Schönheit der
Frau, die scheinbar wie sie selbst goldblondes Haar gehabt hatte. Ist sie
das? Ist sie das…?!
Der Brief, den sie entdeckt hatte, war mit einem J. gezeichnet gewesen. J wie
Juno?
Die Zeit passte. Sie war etwa zu der Zeit gezeugt worden, wenn sie voll
ausgetragen gewesen war. Sid drehte an der Einstellung und vergrößerte das Bild
etwas, als es endlich wieder scharf eingestellt war, wäre sie beinahe von dem
harten Stuhl gefallen, auf dem sie schon seit Stunden saß.
    Der
Anhänger! Die Frau trug einen Skarabäus um den Hals! IHREN Skarabäus!
Sid bedeckte ihren Mund mit beiden Händen, um sich davon abzuhalten, einen Laut
von sich zu geben. Sie brachte es vor lauter Aufregung kaum fertig, die Kopie
des Bildes zu veranlassen, das sie mitnehmen wollte. Sie hatte eine Spur
gefunden! Es bestand doch die Möglichkeit, dass das ihre Mutter war…
Ähnlichkeiten waren vorhanden und der Anhänger war zu identisch, um als purer
Zufall abgetan zu werden.
    Zwei Stunden
später war nichts mehr von der anfänglichen Euphorie übrig geblieben, die Sid
nach der Entdeckung des ersten Bildes ergriffen hatte. Sie hatte die
öffentliche Bibliothek mit einem Gefühl der Leere und der aufkeimenden Angst
verlassen, langsam wirklich den Verstand zu verlieren. Sie wollte zuerst in den
Central Park laufen, doch dann war sie mit einem Mal zu müde gewesen, um weiter
zu gehen. Sie ließ sich auf einen der Betonklötze sinken, mit denen der
Vorplatz eines riesigen Hochhauses wie ein Steingarten geschmückt war. Niemand
achtete auf sie, es war schon dunkel geworden und die Hochhausangestellten alle
schon sicher in ihrem Zuhause, um gemütlich zu Abend zu essen. Bis auf ein paar
Lichter in der obersten Etage waren die meisten ausgeschaltet.
Wenn Juno ihre Mutter war, dann war Sid über 25 Jahre zu spät in die Stadt
gekommen. Sie konnte das Bild nicht aus dem Kopf bekommen, auf dem die junge
Frau in einem weißen Abendkleid grotesk verdreht auf dem Boden einer
Club-Toilette lag. „Überdosis Drogen“ war die Bildunterschrift gewesen. Hatte
ihr Vater ihr deswegen nach der Sache in St. Tropez eine solche Szene gemacht?
Hatte er gedacht, sie würde wie die liederliche Mutter enden?
Ihre linke Hand griff nach dem Skarabäus und umfasste ihn, als wollte sie
spüren, dass er noch da war. An ihrem Todestag hatte Juno ihn nicht mehr
getragen. Da war sie schon auf der Welt gewesen, etwa sechs Monate alt. Mutlos
ließ sie die Hand in den Schoß sinken und verschränkte sie mit der Rechten.
    Wie konnte
es sein, Post von einer Toten zu finden?
Der geheimnisvolle Brief war kurz vor dem Tod des Vaters datiert gewesen. Es
sei denn, das geschwungene J der Unterschrift bedeutete nicht Juno.
Sie sollte aufstehen, ein Taxi nehmen und nach Hause fahren, doch sie brachte
einfach nicht die Energie auf, um sich auch nur einen Millimeter zu rühren.
Vielleicht wenn die Nacht hereinbrach und es kälter wurde.
    ° ° °
    Ratten
huschten lautlos mit bebenden Barthaaren über die angelegten Steingartenbeete
hinter Sid. Ihre kleinen Füßchen trapsten unsicher über den kaum knirschenden
Kies und ihre nackten Schwänze ringelten sich in einer ekelhaft freudigen
Erwartungshaltung dicht über dem Boden. Futter.
Der Aryaner, der seinen Mitstreitern mit klugem Beispiel voranging, war der
schwachen Duftspur aus dem Park von vorgestern Abend einfach hierher gefolgt,
nachdem die Sonne ein weiteres Mal diesem Teil der Welt gute Nacht gesagt hatte
und dem dicken Gevatter Mond Platz machte, der nun auf die zusammengefundene,
wogende Masse Nagetiere herunter schien und die unwissende Sid vielleicht
gewarnt hätte, wenn nicht schon jemand anderer die ganze Zeit auf sie
aufgepasst hätte.
    Die Walküre
hatte am Abend vorher Alarm geschlagen. Ihre Sophora Jeanne D'Arc war entführt
worden, sie selbst vollkommen außer sich, da sie die Vollmondnacht nicht im
Castle sondern in der Unterkunft von Frankenstein in der Fortress verbracht
hatte. Man hatte sie zwar von ihren Aufgaben entbunden und Pia Nicolasa war Zeugin,
doch sie machte sich trotzdem die größten Vorwürfe und drehte vor Sorge fast
durch. Da Malcolm aufgrund seiner Verletzungen vom Dienst in der Nacht zuvor
freigestellt worden war,

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