Eine Frau - Ein Bus
ein Jahr Arbeit in der Fabrik, weigert er sich, es herzugeben, weil er noch nie eines gehört hat, das annähernd so gut klingt. Von all den Dingen, die ich besitze, könnte ich keines benennen, das mir so sehr am Herzen liegt.
Als wir uns an diesem Abend bettfertig machten, unterhielten Tim und ich uns darüber, wie sehr wir den Abend genossen hatten. Er meinte, es hätte sich angefühlt, als wären wir in eine einfachere Zeit zurückversetzt worden. In eine Ära, in der sich die Menschen noch trafen, um sich zu unterhalten, und nicht nur aus technologischen Gründen. Ich fragte mich, was in Wahrheit einfacher sein mag: auf Radio, Internet und den Fernseher als soziales Bindemittel zu setzen oder auf sich selbst und andere, auf die eigene Fantasie und das Talent, einander Freude zu schenken und eine Bindung zu schaffen. Ich hatte mich so auf die Veränderung meines Lebensstils eingeschworen, die mir mit dieser Reise aufgezwungen wurde, dass ich gar nicht auf die Idee gekommen war, dass sie Veränderungen in mir selbst auslösen könnte. Wir hatten unsere offizielle Reise noch nicht einmal begonnen, und schon jetzt kam ich mit Ideen und Begegnungen in Berührung, die schwer an der Rüstung meiner eisern verteidigten Glaubenssätze kratzten.
Hätte ich natürlich auch nur geahnt, dass mich diese Reise in irgendeiner Weise verändern würde, hätte ich weitaus vehementer gegen das Projekt protestiert.
Doch als ich meinen Mann ansah, der sich die Zähne putzte und eine von Dons Melodien summte, wurde ich
den Gedanken nicht los, dass seine Vision vielleicht richtig gewesen war. Dass ich, wenn ich von Zeit zu Zeit den Kopf zur Haustür hinausstreckte, möglicherweise in den Genuss von Erlebnissen käme, die niemals so bereichernd sein konnten, wie wenn man sie passiv im Pyjama vom Lieblingssessel vor dem Fernseher aus beobachtet. Tim hatte mir diese Idee in den letzten Jahren in den verschiedensten Varianten nahezubringen versucht, doch allein der Klang der Worte hatte mich nicht überzeugt. Noch viel überraschender war Tims Bemerkung, er habe durch den gemeinsamen Bluegrassabend im Wald einen Einblick gewonnen, wie ich das Leben erleben würde, dieses Leben im Hier und Jetzt (okay, normalerweise innerhalb von geschlossenen Räumen), statt mir ständig Sorgen über das Morgen zu machen, darüber, was die Zukunft bringen mochte. An diesem Abend begriffen wir, dass es zwar Spaß macht, sich über unsere jeweiligen Unterschiede zu amüsieren, dass wir jedoch trotz allem noch Dinge voneinander lernen konnten.
Der Rest des Sommers verging in hektischer Betriebsamkeit - wir mussten packen, das Haus für die Zwischenmieter vorbereiten und alles, was wir nicht mitnehmen konnten, für die Einlagerung herrichten. Der Bus kam für eine Weile zu Vanture, wo letzte Reparaturen vorgenommen werden würden - Kleinigkeiten wie das Türschloss, die zersprungene Scheibe des Stereoschranks, die Instandsetzung des verlogenen Miststücks, die dazu gebracht werden musste, die Wahrheit zu sagen, und der Einbau des Fernsehers durch Peter.
Sieht sich eine Frau gezwungen, ihr Leben für ein Jahr in einen Bus zu verlagern, ist eine anständige Abschiedsparty das Mindeste. Außerdem muss man immer Gelegenheiten schaffen, eine Federboa zu tragen.
Wir und die Vanture-Jungs luden also unsere Freunde, Nachbarn und alle ein, die am Umbau des Busses beteiligt gewesen waren. Wir besorgten jede Menge zu essen und noch mehr Alkohol (immerhin hatten wir unsere Freunde eingeladen). Chris und John überraschten uns mit dem süßesten, wenn auch kurzlebigsten Geschenk, das wir je bekommen hatten: eine Kiste unseres »eigenen Weins« mit einem Foto des Busses auf dem Etikett.
Tim und ich nahmen am Eingang der Lagerhalle von Vanture die Gäste in Empfang, als einer unserer Freunde herüberkam und ein wenig schüchtern darum bat, sich den Bus ansehen zu dürfen. Eigentlich stand er unübersehbar in der angrenzenden Garage, aber Tim zuckte die Achseln und erklärte sich bereit, eine Privatführung zu machen. Erst als er auf die Beifahrerseite trat, dämmerte ihm, welche Absicht hinter der Bitte unseres Freundes steckte: Es hatte sich eine Schlange gebildet. Und zwar eine lange. Inzwischen waren über hundert Gäste eingetroffen. Noch erstaunlicher als die Geräuschkulisse der Anwesenden fand ich die Tatsache, dass jeder Einzelne von ihnen den Bus von innen sehen wollte.
Dieselben Freunde, die mich anfänglich als verrückt bezeichnet hatten, einem solchen
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