Eine Frau - Ein Bus
der Straße zu überleben. Wie durchdacht all das war, um in einen zwei Meter fünfzig langen und einen Meter zwanzig breiten Raum zu passen (und zwar von außen gemessen), ist ein Beweis für die erstklassige Arbeit der Vanture-Leute.
Passend zum Mangel an Planung, den wir für den Rest des Jahres beizubehalten gedachten, war unsere Entscheidung für South Dakota als erstem Halt in hohem Maß von meinem lebenslangen Wunsch bestimmt, einmal den Mount Rushmore zu sehen (keine Ahnung, wieso). Allerdings fanden wir, dass der majestätische Anblick dieses Berges in krassem Gegensatz zur Straße steht, die zu ihm hinaufführt, da sie einzig und allein durch die breite Auswahl an kitschigen US-Angebereien beeindruckt (»Der größte Katzenwels der Welt!«, »Die größte Zinnfamilie der Welt!«, »Teddy Roosevelt in 15 Metern Größe!«) Obwohl wir anfangs noch leicht entsetzt waren (Reptiliengarten! Nationalmuseum für Wachsfiguren! Das Cosmos Mystery Area, in dem die Schwerkraft aufgehoben zu sein scheint!), konnten wir uns nach einer Weile nicht länger gegen das unablässige Bombardement an Absurditäten wehren und ließen uns vom ungehinderten, kühnen, guten alten amerikanischen Unternehmergeist überrollen. Wir gaben unserer Schwäche für verrückte Fahrgeschäfte nach (ich konnte nur hoffen, dass dies kein Vorbote für das Desaster unserer Bus-Geschichte an sich war. Schon jetzt konnte ich es in meinen Grabstein eingemeißelt sehen: Sie hat ihm das Fahren überlassen ) und stürzten uns fröhlich den guten halben Kilometer langen President’s Alpine Slide hinunter, auf dessen Parallelschienen jede Form von Wettrennen strikt verboten ist.
Tim gewann.
Natürlich war ein Ausflug zu dieser touristischen Attraktion kein Ausflug, ohne den Kopf in eines dieser obligatorischen Papp-Dinger zu stecken, auf deren Vorderseite Mount Rushmore und der Umriss eines Präsidenten abgebildet war, die an jeder Ecke herumstanden. In unserem Fall war es Tim, der unseren Pudel mit seinen rund fünfundzwanzig Kilo hochhob. Miles, der uns wie gewohnt überallhin begleitete, streckte bereitwillig seinen pelzigen Kopf durch das Loch, an dessen Stelle sich das Gesicht des ersten Präsidenten der Vereinigten Staaten befinden sollte. Ich schwöre, dieser Hund spürte instinktiv die Bedeutung der Situation, denn statt seines gewohnt hechelnden, zungenlastigen Dauergrinsens klappte er die Schnauze zu. Ein abwesender Ausdruck trat in seine Augen, und er schaffte es tatsächlich, eine beinahe nachdenkliche Miene aufzusetzen, als ich abdrückte. Vielleicht grübelte er über die sinnlose Verschwendung Washingtons nach, für dessen Nachbildung ein perfekter Baum zum Beinheben hatte sterben müssen.
Obwohl uns Mount Rushmore an sich zwar nicht enttäuschte, waren es unsere Tagesausflüge mit dem Jeep, die uns den größten Spaß im Land von »Great Faces, Great Places« machten. Diese Ausflüge stellten den Beginn einer Gewohnheit dar, die sich im Lauf dieses Jahres noch viele Male wiederholen sollte: Wir packten Getränke und Snacks in eine Kühltasche, eine zweite füllten wir mit Futter und Wasser für den Hund, warfen alles auf den Rücksitz (gemeinsam mit besagtem Vierbeiner) und fuhren los.
Miles fuhr schon immer lieber hinten mit, selbst wenn nur einer von uns im Wagen saß. Wir glauben, das stammt noch aus seiner Welpenzeit, denn die ersten sechs Lebensmonate
lebte er bei einem Chiropraktiker in Boulder, der der makrobiotischen Ernährung verfallen war und ihn mit braunem Reis fütterte. Als der Kerl zu dem Entschluss gelangte, dass er einen »kernigeren« Hund haben wollte, um ihn gemeinsam mit den beiden Huskies, die bereits bei ihm lebten, zu Skitouren ins Hinterland mitzunehmen, packten wir die Gelegenheit beim Schopf und entrissen Miles seinen kleinen mageren Fingern. An diesem ersten Tag sprang Miles auf den Rücksitz des Wagens (die beiden Huskies hatten zweifellos jedesmal den Kampf um den Vordersitz gewonnen) und warf keinen Blick zurück. Als wir mit unserem neu gewonnenen Sohn flüchteten und uns fühlten, als hätten wir gerade eine waghalsige Rettungsaktion hinter uns gebracht, schrie ich dem knochigen Typen noch zu: »Ihre Hunde sind Fleischfresser! Lassen Sie sich das mal auf der Zunge zergehen!«
In South Dakota stellten wir auch fest, dass unser Fernseher endlich funktionierte (wenn auch nicht sonderlich zuverlässig). Normalerweise wäre dies ein Grund zum Feiern gewesen oder zumindest ein Anlass, sich die
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