Eine Frau - Ein Bus

Unterbrechungen. Wir gingen so viel, dass ich sogar anfing, mich auf harte Untergründe zu setzen - eine Bank, ein Zaun, eine Veranda -, wann immer wir irgendwo Halt machten, um ein Haus zu bewundern, und sei es auch noch so kurz. Ich will nicht behaupten, ich sei ständig müde gewesen. Die meiste Zeit setzte ich mich hin, obwohl ich gar nicht müde war, sondern, so erklärte ich Tim, um mich »prophylaktisch auszuruhen«. Er verdrehte nur die Augen. »Eines von deinen Päuschen, was?«, bemerkte er mit einem Höchstmaß an Mitgefühl, als ich mich das nächste Mal setzte.

    Wir gingen zum Andrew Low House, eines der prachtvollsten klassizistischen Anwesen des Landes und der Ort, an dem Juliette Low die Pfadfinderinnen gegründet hat. Da ich die Merkmale des Klassizismus nicht kenne, konnte ich mir kein Urteil erlauben, abgesehen davon, dass ich nicht abgeneigt wäre, dort zu leben. Als Nächstes besuchten wir eine jahrhundertealte Presbyterianerkirche mit einer Glocke, die auf drei verschiedene Arten läutete: Ein Arm schlägt auf die Glocke, um die Stunde anzuzeigen, ein zweiter im Inneren wird nur bei Beerdigungen geläutet, und ein dritter kommt bei Hochzeiten zum Einsatz. In unserem Stadtführer lasen wir, dass Woodrow Wilson hier geheiratet hatte, worauf sich mir augenblicklich ein Gedanke aufdrängte: Hätte der gute alte Woody Humor gehabt, hätte er dem Glöckner zwei Scheine zugeschoben, damit er während seiner Hochzeitszeremonie die Glocke für die Beerdigung schlägt.
    Wir setzten unseren Spaziergang fort und kamen an der Stelle vorbei, wo General Sherman auf seinem berühmten Marsch zum Meer Halt gemacht hatte. Der reiche Baumwollhändler, der ihn bei sich aufnahm, hoffte, der General würde im Gegenzug Savannah nicht anzünden und ihm vielleicht erlauben, seine Baumwollsträucher zu behalten. Sherman brannte zwar die Stadt nicht nieder (stattdessen bot er sie Präsident Lincoln in einem berühmten Telegramm als Weihnachtsgeschenk an), riss sich jedoch die Baumwolle unter den Nagel, worauf der Händler, ein gewisser Mr. Green, rotsah und dem General eine Rechnung für die Übernachtung schickte. Der General zahlte. Das Green-Meldrim House ist demnach nicht nur ein perfektes Beispiel für die neugotische Baukunst, sondern auch für chuzpah auf höchstem Niveau.

    In der Nähe des Telfair Square begegneten wir einem hervorragenden Beispiel für Gottes Zorn auf höchstem Niveau: Als Mary Telfair testamentarisch verfügte, dass aus ihrem Haus eines Tages die Telfair Academy of Science and Arts werden sollte, knüpfte sie die Bedingung daran, dass niemals irgendeine Art von Alkohol dort ausgeschenkt werden dürfe. Diese Anweisung wurde befolgt, bis eines Tages bei einem Empfang Champagner gereicht wurde, mit dem Ergebnis, dass prompt ein Teil der Zimmerdecke herunterkam. Seit dieser Zeit wird Hochprozentiges nur noch in einem Zelt auf dem Platz serviert.
    Wir besuchten auch Mickve Israel, die drittälteste Synagoge der Vereinigten Staaten und eine von nur zwei auf der ganzen Welt, die im gotischen Stil erbaut wurden. Da ich eher an traditionelle Versionen gewöhnt bin, hatte es etwas Verwirrendes, unter den spitzen Bögen und Stützpfeilern umherzugehen und zu den reich verzierten, gewölbten Decken hinaufzusehen. Unser Führer Leo, ein unglaublich warmherziger, scharfzüngiger-als-ich-es-jemals-seinwerde 90-Jähriger flocht seine eigene Biografie, wie er als junger Mann mit dem Schiff aus Heidelberg nach Amerika gekommen sei, um den Verfolgungen zu entkommen, in die Geschichte der frühen Gläubigen. Dazu gehörten Schilderungen von Helden des Bürgerkriegs und einer verwitweten Tavernenbesitzerin, die ihre gesamten Einkünfte der Union überließ. Als ich die vertraute Geschichte hörte (die engsten Angehörigen meines Vaters und die Eltern meiner Mutter sind ebenfalls vor der Verfolgung geflohen, nur aus anderen Teilen Europas), fühlte ich mich augenblicklich noch enger mit diesem Ort verbunden.
    Natürlich nahmen wir auch Miles auf unsere Streifzüge mit. Und offenbar waren wir nicht die Einzigen, die mit ihrem
Hund durch die Stadt trabten: Am Troup Square gibt es einen schmiedeeisernen Brunnen im viktorianischen Stil - für Hunde.
    Das absolute Highlight unseres Aufenthalts in Savannah und vielleicht sogar des gesamten Südens war mein Besuch in Joseph’s Salon. Ich kann einfach nicht anders - was das angeht, bin ich schrecklich oberflächlich. (Hey, was wollen Sie von mir?) Aber bitte haben Sie