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Eine Frau - Ein Bus

Titel: Eine Frau - Ein Bus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doreen Orion
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ist Disneyland gerade einmal 1,2 Quadratkilometer groß und würde locker in das Epcot Center, einen der Parks von Walt Disney World, passen. Ich bin um die Zeit groß geworden, als Walt Disney World erbaut wurde, und erinnere mich noch, wie ich mich immer danach gesehnt habe, es einmal zu besuchen. Für Disneyland selbst habe ich mich nie interessiert, da Walt Disney World so viel … magischer war.
    Genau das war der springende Punkt. Etwa zehn Jahre nach seiner Eröffnung wurde Walt bewusst, dass es viel zu klein für seine hochfliegenden Träume war. Er hasste die billigen Hotels, die Attraktionen und die Werbeschilder, die bis an den Rand seines Grundstücks heranreichten und vom Cinderella-Schloss aus jederzeit zu sehen waren. Ganz besonders stieß ihm auf, als er einen Vater fragte, weshalb er den Park denn schon verlasse, und als Antwort bekam, er hätte von oben auf der Achterbahn gesehen, dass der Verkehr auf dem Freeway dichter werde, und wolle möglichst einem Stau entgehen.
    Anfang der Sechzigerjahre begannen Walt und sein Team, Land im Inneren Floridas zu kaufen, ein supergeheimes Vorhaben, von dem stets nur als »Projekt X« gesprochen wurde. Dazu gründete Bruder Roy diverse Scheinfirmen, um das Land zu erwerben, was damals für knappe dreihundert Dollar pro Hektar möglich war. Doch irgendwann bekamen die Leute Wind von den massiven Landkäufen. Spekulationen kamen auf. Wer steckte dahinter? Ein Autohersteller? Ein Waffenhändler? Eine Flugzeugfirma? Schließlich, zum zehnten Jahrestag von Disneyworld, bekamen die Leute die Antwort.

    Reporter aus dem ganzen Land waren zu den Festlichkeiten in Anaheim geladen worden, darunter auch ein Reporter des Orlando Sentinel . Die Zeitung beschäftigte damals 130 Reporter, und nur drei weibliche, und der Chefredakteur hatte beschlossen, »eines der Mädels« hinzuschicken. Aber Emily Brevar hatte ihre Hausaufgaben gemacht. Während des Frage-Antwort-Teils fragte sie Walt ganz direkt: »Was haben Sie mit all dem Land vor, das Sie im Landesinneren von Florida gekauft haben?« Er leugnete natürlich jedes Vorhaben für den Bau eines Parks, jedoch mit einer solchen Detailkenntnis der Gegend (er wartete mit gut recherchierten Fakten über die Wasserversorgung und die allgemeine Wetterlage auf), dass ihn seine Leute von der Bühne holen mussten. Am nächsten Tag erschien der Sentinel mit folgender Headline: »Es ist Disney.« Prompt schossen die Grundstückspreise auf eine schlappe Dreiviertelmillion pro Hektar hinauf. (Die Namen einiger Scheinfirmen - beispielsweise der M.T. Lott Real Estate Investments - kann man an den oberen Fenstern auf der Main Street in Walt Disney World sehen.)
    All diese Mühe war nur im Sinne von Walts Traum unternommen worden, die Illusion aufrechtzuerhalten, dass man sich wahrlich in einer anderen Welt befindet: vom See, der wie in allen Märchen zuerst überquert werden muss, ums ins Zauberland zu gelangen, über die Entfernung der Weihnachtsdekoration mitten in der Nacht, während die Gäste schlafen (das gilt auch für die Kreuzfahrten), bis hin zu den strengen Anforderungen an die »Darsteller«. Sie müssen in Kostümen erscheinen, dürfen sich jedoch nur innerhalb ihres Arbeitsbereichs aufhalten und nie in einer anderen Aufmachung (mit Ausnahme von MGM, wo die »Darsteller« überall herumlaufen können, wie sie wollen,
sogar mit einem Rucksack oder etwas zu essen in der Hand, weil dies bei einem richtigen Hollywood-Set ebenfalls so wäre).
    Es ist alles so realistisch, dass ich in Frontierland beinahe einen großen Fehler beging, der mir lebenslanges Parkverbot hätte einbringen können: Ich hatte den ganzen Tag über versucht, ausreichend zu trinken, hielt eine Stunde lang ein, während wir vor einem Fahrgeschäft in der Schlange warteten, und musste dann zur Toilette, und zwar dringend (ja, ich weiß, es ist übel, aber …) Hektisch sah ich mich um, völlig verzweifelt, als ich einige Außenaborte neben einem Spielplatz entdeckte.
    »Bin gleich wieder da«, sagte ich zu Tim. Zum Glück erfasste er die Situation augenblicklich und packte mich am Arm, kaum dass ich ein paar Schritte gemacht hatte.
    »Schatz«, sagte er mit besorgter Stimme. »Warst du zu lange in der Sonne?« Er erklärte mir, die Außenaborte seien Teil des Spielplatzes und eigentlich keine echten Toiletten. Ein Punkt für den Realismus bei Disney.
    Unseren Disney-Lieblingstag verbrachten wir in Blizzard Beach. Wir waren noch nie vorher in einem Wasserpark

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