Eine Frau - Ein Bus
Gesicht bekamen. In der Innenstadt befindet sich eine der ungewöhnlichsten Springbrunnenanlagen, die wir jemals gesehen haben. Sie erstreckt sich über einen gesamten Häuserblock und sprüht Wasser über die Straßenbahn, Autos und Fußgänger in einem hohen Bogen auf die andere Straßenseite. Zu bestimmten Tageszeiten findet so etwas wie eine Wasser-Videoshow statt, bei der Bilder auf eine Art steinernen Rahmen projiziert werden. (Ähnlich wie in dieser Raumschiff-Enterprise- Folge Griff in die Geschichte mit Edith Keeler.)
An windigen Tagen sollte jeder, der sich im Umkreis des Springbrunnens aufhält, einen Regenschutz mitbringen. An sehr windigen Tagen (mehr als zehn Meilen pro Stunde) wird die Anlage abgeschaltet.
In Galveston hofften wir, ein hübsches Plätzchen zu finden, um am Strand zu entspannen. Aber daraus sollte nichts werden. Galveston hat eindeutig schon bessere Tage gesehen. Einen Einblick in seine einst glorreichen Zeiten gab uns ein kurzer Film über den heftigen Sturm im Jahr 1900. Er kostete damals sechstausend Menschen das Leben und zwang die Stadt, sechs mühsame Jahre lang alles wiederaufzubauen und im Zuge dessen einen zehn Meilen langen Schutzwall gegen die Wellen zu errichten.
Neben dem Kino lag die Ocean Star, eine alte, zu einem
Museum umgebaute Ölplattform. (Der Hafen von Galveston gehört zu jenen Orten, an dem diese gigantischen Dinger instand gesetzt werden.) Anhand von Videos, Modellen, echten Bohrinstrumenten und interaktiven Beschreibungen erfuhren wir alles, was wir schon immer übers Ölbohren erfahren wollten (in meinem Fall sogar noch viel mehr). Ich empfand das Ganze als bohrend langweilig. Tim dagegen war natürlich völlig fasziniert. Doch so sehr ihm all die Exponate gefielen, war sein absoluter Lieblingsmoment doch der, als er mich zwang, einen orangen Overall anzuziehen - so wie die üblen Burschen im Knast sie tragen. Zweifellos diente das Ganze nur einem Zweck: Männer zu ermutigen, sich über ihre Ehefrauen lustig zu machen. Nachdem ich wieder in mein gewohntes, gewöhnlich nicht lächerliches Outfit geschlüpft war, fuhren wir mit dem Jeep den Wall vor dem Meer entlang, doch der Strand sah nicht besonders einladend aus. Galveston hat in der Tat schon bessere Tage gesehen.
Austin dagegen war unsere Lieblingsstadt in Texas, wahrscheinlich weil es uns an unser geliebtes Boulder erinnerte, nur dass ein Fluss hindurchfließt. Wenn wir normalerweise in eine Stadt fuhren, zückte ich einen unserer Campingplatzführer in der Dicke eines Telefonbuches und suchte heraus, wo wir am besten übernachten könnten. Die Hauptkriterien dabei waren die Nähe zu den Sehenswürdigkeiten, die wir uns vorgenommen hatten, und auch die Ausstattung des Platzes selbst. Kein Jacuzzi war normalerweise automatisch ein Grund, nicht hinzufahren, ebenso der Hinweis, dass keine Tiere erlaubt sind. (In manchen Parks ist sogar die Größe der Hunde vorgeschrieben. Auf die Frage nach Miles’ Rasse hatte ich deshalb eine Standardantwort parat. »Oh, es ist nur ein Pudel.«) Dann
überprüfte ich telefonisch die Verfügbarkeit. In Austin fiel die Wahl sehr schnell auf den teuersten Campingplatz namens (was sonst?) Austin Lone Star RV Resort, der sich, wie die Anzeige anpries, gerade einmal zehn Autominuten vom Zentrum entfernt befand. Wir stellten fest, dass er nicht nur sehr praktisch in der Nähe des Highways lag (ehrlich gesagt, sogar direkt daneben), sondern auch unmittelbar neben einem Erwachsenenkino.
In Austin sahen wir uns das Parlamentsgebäude an, das nicht nur das größte des Landes, sondern auch eines der hübschesten ist, und zwar von innen und von außen. Die Walnuss-Schreibtische des Senators stammen aus den 1880ern, wurden jedoch im Lauf der Zeit dem technischen Standard der Moderne angepasst. So befinden sich heute Mikrofone in den Tintenfässern. Das gesamte Gebäude wurde beim Bau mit Gaslichtleitungen ausgestattet, nur für den Fall, dass sich die Elektrizität als kurzlebige, neumodische Spinnerei erweisen sollte.
Das vielleicht Wichtigste, das wir aus Austin mitnahmen, hatte etwas mit den Straßen zu tun. Die Einwohner von Austin fahren wie die Verrückten. Rückblickend betrachtet, war dies wohl der Augenblick, als sich Tims Rowdytum auch auf die Gelegenheiten ausweitete, wenn er mit dem Jeep fuhr. Ich war natürlich außer mir vor Begeisterung über diese Entwicklung. Danke, Austin!
The Alamo in San Antonio war ein wenig enttäuschend. Wir hätten uns im Vorfeld darauf
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