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Eine Frau für Caracas

Eine Frau für Caracas

Titel: Eine Frau für Caracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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Sie mit einer Frau zurückkehren werden. Donna Eugenia, die Kartenschlägerin, hat es mir gesagt. Und sie hat auch aus den Karten gelesen, daß es eine schöne, blonde Dame sein wird, die ich sogleich in mein Herz schließen werde.«
    »Ich bin aber nicht blond...!«
    »Das ist der einzige Irrtum, der Donna Eugenia unterlaufen ist. Wahrscheinlich waren die Karten so schmutzig, daß sie die Haarfarbe der Herz-Dame nicht mehr richtig sehen konnte...«
    »Willst du es deinem Schwager und deiner Schwester wirklich schon morgen sagen?«
    »Ich will keinen Tag länger warten! Und ich werde auch den Amtsschimmel auf Galopp bringen. Wenn man dort etwa verlangt, daß wir drei Wochen im Aufgebotskasten schmoren sollen, dann fliege ich mit dir übermorgen nach Caracas, und wir sind eine Stunde nach der Landung auf dem Konsulat und zehn Minuten später verheiratet. Ich will nicht wochenlang warten! Und du?«
    »Frag mich nicht...«
    »Danke, Liebling, das genügt mir«, sagte er und lächelte ihr zu, »wenn du hier nicht nach spätestens zehn Tagen meine Frau bist, dann bist du es nach vierzehn Tagen in Caracas! — Aber da ist noch ein kleiner Schönheitsfehler, den ich gern beseitigen möchte...«
    »Ein Schönheitsfehler...? Ich verstehe dich nicht...«
    »Was auch zwischen dir und deinen Eltern stehen mag... Ich kann es mir einfach nicht vorstellen, daß es keinen Weg geben sollte, der zu ihnen hinführt. Was kann schon geschehen, wenn ich deinen Vater aufsuche und ihm sage, daß ich dich heiraten werde? Ich glaube nicht, daß ich der Mann bin, den er so einfach ab wimmeln kann...«
    »Oh«, sagte sie bestürzt, »ich habe selber schon daran gedacht, daß du dich ihm vielleicht vorstellen solltest. Aber du weißt doch, daß ich hin und wieder von unserer alten Anna eine Nachricht bekomme. Vor vier oder fünf Tagen schrieb sie mir, der naßkalte Winter sei meinen Eltern gar nicht gut bekommen. Beide hätten die Grippe gehabt und hinterher einen schlimmen Bronchialkatarrh, und vor acht Tagen seien sie beide nach Ägypten geflogen. Anna schrieb, Professor Monske hätte ihnen geraten, mindestens sechs Wochen dort zu bleiben, um sich gründlich auszukurieren...«
    »Hast du ihre Anschrift?«
    »Nein, aber ich könnte mich bei Anna danach erkundigen...«
    »Ach«, meinte er nach kurzer Überlegung, » laß es lieber bleiben. Wir heiraten und stellen deine Eltern vor die vollendete Tatsache. Und es ist mir auch ziemlich gleichgültig, ob dein alter Herr mit mir einverstanden ist oder nicht.«
    Sie sah ein wenig unglücklich aus, und er wollte sie in seine Arme nehmen und trösten, aber in diesem Augenblick läutete das Telefon. Anita ging zum Apparat, der auf der Fensterbank stand, und hob den Hörer ab.
    »Anita Eyssing... Wer ist dort?«
    Werner hörte, daß es die Stimme eines Mannes war, der Anita anrief, und er sah, daß sie plötzlich erblaßte und die Hand mit dem Hörer sinken ließ.
    »Wer?« fragte er und wußte im gleichen Augenblick, in dem e r die Frage ausgesprochen hatte, von wem der Anruf kam.
    »Severin...?« flüsterte er ihr zu.
    Sie nickte stumm und bewegte die freie Hand, als suche sie einen Halt, um sich zu stützen.
    »Gib mir den Apparat!« sagte er und nahm ihr den Hörer aus der Hand; gleichzeitig zog er mit dem Fuß den nächsten Sessel heran und drückte sie sanft in das Polster nieder. Im Hörer summte die fremde Stimme weiter. Werner hob ihn ans Ohr…
    »...habe die drei Jahre überstanden, es war nicht einmal so schlimm, aber es würde mich sehr interessieren, zu erfahren, wie du sie überstanden hast, die Tage und die Nächte, tausendundsechsundneunzig Nächte, ich habe sie gezählt...«
    »Hallo!« sagte Werner ruhig, und die fremde Stimme verstummte mitten im Wort, »hören Sie mich an! Mein Name ist Gisevius. Und diesen Namen wird Ihre ehemalige Frau in spätestens vierzehn Tagen auch führen. Haben Sie mich verstanden? Gut — dann habe ich Ihnen nur noch mitzuteilen, daß Frau Eyssing Sie dringend ersuchen läßt, jeden weiteren Anruf und jeden Versuch einer persönlichen Annäherung zu unterlassen. Das ist auch mein Wunsch, und ich hoffe — ich hoffe es in Ihrem eigenen Interesse! —, daß Sie diesen Wunsch respektieren werden. Mehr habe ich Ihnen nicht zu sagen.«
    Er legte den Hörer auf und drehte sich zu Anita um: »Ich meine, das war deutlich genug. Und ich möchte annehmen, daß du von jetzt an deine Ruhe vor ihm haben wirst.« Sie griff nach seiner Hand und preßte sie an ihren Hals,

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