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Eine Frau für Caracas

Eine Frau für Caracas

Titel: Eine Frau für Caracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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ihr entzückend stand, fand auch Werners Wohlgefallen. Am liebsten hätte Karin es gleich anbehalten, aber es waren noch einige Änderungen notwendig, vor allem an jenen Stellen, an denen sie etwas üppiger auszusehen wünschte. So mußte sie sich damit vertrösten, daß es ihr erst nach zwei Tagen zugeschickt werden würde.
    Birgit glitzerte vor Neid, als Karin sich in dem großen Ankleidespiegel drehte, daß der leuchtend blaue Rock mit den weißen Schleifen wie eine Glocke um ihre Beine schwang. Aber schließlich hatte sie ihr Fahrrad bekommen und konnte damit auftrumpfen, daß Onkel Werner für sie noch tiefer in die Brieftasche gegriffen hatte. Nur der Knabe Bernd maulte ganz offen. Der Indianerbogen wäre ja ganz schön, aber gegen das, was die Mädels bekommen hätten, doch ein ziemlich schäbiges Geschenk... Und er wüßte ein Spielwarengeschäft am Stachus, wo es Spritzpistolen zu kaufen gäbe, eigentlich schon Maschinengewehre, die einen unheimlichen Strahl und unter Garantie zweihundert Schuß im Magazin hätten. Und er fände es nicht unflott, wenn der reiche Onkel aus Amerika sich auch ihm gegenüber etwas nobler zeigen würde.
    Na, hatte er vielleicht nicht recht?
    Natürlich hatte er recht, und so hielten sie in der Nähe des Stachus in der Sonnenstraße, und Berndi bekam sein Maschinengewehr, ohne Wasserfüllung natürlich, was ihm nicht ganz paßte, denn er hätte unterwegs gar zu gern schon ein bißchen aus dem offenen Fenster auf die Passanten geschossen.

    In den folgenden Tagen kam Werner nur zu kurzen Besuchen nach Gräfelfing hinaus. Tagsüber hatte er tatsächlich alle möglichen Verabredungen geschäftlicher Art...
    »Und abends?« fragte Gerda zweifelnd.
    »Auch!« antwortete er, »ich stehe seit längerer Zeit mit ein paar tüchtigen jungen Leuten in Verbindung, die ich für Venezuela interessieren möchte. Wir brauchen drüben dringend junge Architekten, Statiker und technische Zeichner. Der Mangel an Fachkräften ist wirklich katastrophal...«
    »Ich glaube es dir aufs Wort — aber daß du diese Fachkräfte nachts in den Bars aussuchst, finde ich ein bißchen ungewöhnlich.«
    »Das zeigt nur, daß du noch nichts mit Leuten vom Baufach zu tun gehabt hast. Die haben immer Ziegelstaub in der Kehle...«
    »Und wie geht es Anita Eyssing?«
    »Soviel ich weiß, gut. Ich traf sie zufällig vorgestern in der Stadt und lud sie zum Essen ein. Man ißt bei Waltherspiel wirklich ausgezeichnet. Schildkrötensuppe, Masthähnchen auf portugiesische Art... Leider hatte sie für den Rest des Abends eine Verabredung mit irgendeiner Bildhauerin, mit der sie befreundet ist...«
    »Dyrenhoff meinte, sie mache auf ihn einen etwas nervösen Eindruck. Ob das mit Severin zusammenhängt?«
    »Davon habe ich nichts gemerkt; jedenfalls ist der Name in den zwei Stunden, die ich mit ihr zusammen war, nicht ein einziges Mal gefallen.« ,
    »Bleibst du heute zum Abendessen hier? Mit Masthänchen portugiesisch kann ich allerdings nicht aufwarten. Es gibt Schinkenomeletts mit grünem Salat.«
    Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr: »Schon halb sechs... Das tut mir leid... Schinkenomeletts... Aber ich habe zwei Leute auf sechs Uhr ins Continental bestellt. Tschüs, Gerdachen , grüß deinen Dyrenhoff, morgen oder übermorgen machen wir mal wieder einen gemütlichen Abend.«
    »Tschüs, Wernerchen, und grüß den Herrn schön von mir, mit dem du gestern in der >Post< in Garmisch Forellen und vor drei Tagen bei Bachmayr am Tegernsee Rehrücken gegessen hast...«
    »Sag einmal«, fragte er verblüfft, »läßt du mich durch einen Privatdetektiv beobachten?«
    »Nein, aber ich habe die Angewohnheit, Papierkörbe durchzu-stöbem , bevor ich sie in die Aschentonne kippe. Es könnte ja mal etwas Wichtiges drin sein, nicht wahr? In deinem Papierkorb lagen zwei Hotelrechnungen. Ich habe sie in deine Schreibmappe gelegt, weil ich dachte, du könntest sie für das Finanzamt brauchen...«
    »Vielleicht kann Dyrenhoff die Rechnungen verwenden«, grinste er, »ich kann sie leider nicht gebrauchen.«
    Er fuhr in die Stadt zurück, um Anita wie an jedem der vorausgegangenen Tage von ihrer Wohnung abzuholen Der reichliche Vorrat an Vasen aller Art, den sie besaß, langte nicht aus, um die Fülle der Blumen aufzunehmen, die er ihr täglich schicken ließ, Arme voller Flieder, üppige Treibhausnelken, Hortensien mit pastellfarbenen Riesenblüten...
    »Ich bitte dich, Werner, verwöhne mich nicht so sehr, und außerdem brauche ich eine

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