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Eine Frau mit Geheimnis

Eine Frau mit Geheimnis

Titel: Eine Frau mit Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
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wächst mir kein Bart. Aber daran haben sich meine Kameraden mittlerweile gewöhnt.“
    „Sicher werden Sie gnadenlos gehänselt, Alexej Iwanowitsch.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Mit der Zeit haben diese albernen Scherze ihren Reiz verloren. Jetzt wird mein jugendliches Aussehen akzeptiert, und meine Soldaten gehorchen mir, ohne meine Autorität infrage zu stellen.“
    „Daran zweifle ich nicht. Sie sind ein erstaunlich resoluter junger Mann.“
    „So jung nun auch wieder nicht, ich bin vierundzwanzig.“
    „Tatsächlich?“ Erstaunt hob er die Brauen. „Das hätte ich nicht geglaubt.“
    Alex lachte leise. Normalerweise fühlte sie sich an dieser Stelle der gewohnten Erklärungen unbehaglich. Aber jetzt nicht. Lag es an Calders brüderlicher Freundlichkeit? Ganz sicher, etwas anderes konnte es nicht sein.
    Plötzlich hielt die Kutsche so abrupt, dass beide nach vorn geschleudert wurden. Der Duke fluchte, öffnete das Fenster und steckte den Kopf hinaus, um den Fahrer zu fragen, was geschehen sei. Dann wandte er sich zu Alex und schnitt eine Grimasse. „Jetzt sitzen wir fest. Soeben ist Generalfeldmarschall Blücher im Carlton House eingetroffen. Nicht einmal ein Reiter würde in diesem Gedränge vorankommen.“
    Alex ergriff ihren Tschako. „Gehen wir zu Fuß, Duke?“, schlug sie vor.
    „Wenn Sie das wünschen …“ Er umfasste den Türgriff. „Aber da Sie diese kostbare russische Uniform tragen, werden Sie womöglich überfallen.“
    Alex zeigte auf ihren Säbel. „Keine Bange, Monsieur. Wenn man Sie attackiert, werde ich Sie beschützen.“
    Verwirrt schaute Calder auf den jungen Offizier hinab. Dann brach er in Gelächter aus. „Mit Ihnen an meiner Seite, Alexandrow, ist wohl nichts unmöglich.“
    Vor dem Eingang des Carlton House herrschte ein dichtes Gedränge. Dominic musste seine ganze Kraft aufbieten, um sich einen Weg hindurchzubahnen. Das wäre dem jungen Russen niemals gelungen. Mochte Alexandrow auch stolz und tapfer wie ein Löwe sein – er besaß die schmale, zarte Gestalt eines Mädchens.
    Schließlich erkannte Dominic, dass sie das Hindernis der Menschenmassen unmöglich überwinden konnten. Blücher wurde sogar noch enthusiastischer gefeiert als der Zar vor dem Pulteney Hotel. Also würden sie den Haupteingang nicht erreichen. „Kommen Sie, Alexandrow, gehen wir durch den Stall.“
    Der junge Russe nickte und folgte ihm.
    „Wenigstens werde ich Sie zwischen all diesen Leuten nicht aus den Augen verlieren!“, rief Dominic über seine Schulter. „Dank dieser unglaublichen Feder auf Ihrem Tschako würde ich Sie unter Zehntausenden aufspüren.“
    Alexandrow lachte, und Dominic fand, dass der Bursche solche Hänseleien erstaunlich gelassen hinnahm. Offenbar war er daran gewöhnt.
    Aber jetzt wirkte er ziemlich nervös – zweifellos, weil er sich beim Prinzregenten persönlich entschuldigen musste. Plötzlich schämte sich Dominic, weil er den Jungen in diese unangenehme Situation gebracht hatte. War dies eine Retourkutsche, weil Alexandrows Stimme ihn immer noch beunruhigte? Nein, das war seiner unwürdig. An den Streichen, die ihm seine Fantasie spielte, trug der Adjutant keine Schuld.
    Das Stalltor war geschlossen und wurde von Soldaten bewacht.
    „Lassen Sie uns hinein!“, befahl Dominic. „Ich bin der Duke of Calder. Und dieser Offizier gehört dem Gefolge des Zaren an.“
    „Das wage ich nicht, Sir … eh … Euer Gnaden.“
    „Unsinn! Öffnen Sie sofort das Tor.“
    Statt zu gehorchen, schlug der Soldat die Haken zusammen. „Soeben haben wir das Tor für Generalfeldmarschall Blüchers Kutsche geöffnet, und danach konnten wir es nur mühsam schließen, weil die Menschenmenge hineindrängte. Viel zu viele sind ins Haus geraten. Tut mir leid, Euer Gnaden, Sie müssen den Haupteingang benutzen …“
    „Holen Sie Ihren Vorgesetzten!“
    Allzu lange dauerte es nicht, bis Dominic dem jungen Lieutenant klargemacht hatte, er müsse mit seinem Begleiter den Stall durchqueren und es würde einem englischen Offizier sicher gelingen, die Schaulustigen fernzuhalten.
    Wenige Minuten später führte er Alexandrow ins Haus. Als sie die Eingangshalle erreichten, tauchten der Prinzregent und Blücher gerade aus den Privatgemächern des Gastgebers auf.
    Begeistert jubelten die Anwesenden dem Generalfeldmarschall zu. Der Prinzregent forderte den alten Mann auf, niederzuknien, und heftete ihm ein Medaillon an die Uniform. Dominic vermutete, dass es Prinnys Porträt enthielt. Das war dem

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