Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Frau mit Geheimnis

Eine Frau mit Geheimnis

Titel: Eine Frau mit Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND
Vom Netzwerk:
Dominic, dem es sichtlich schwerfiel, seine Selbstkontrolle zu bewahren.
    Der Major sah sich um. Ohne ein Wort zu äußern, zog er sofort die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich, und die jungen Offiziere sprangen auf. „Meine Herren, Seine Kaiserliche Majestät und Ihre Gnaden haben sich soeben offiziell vom Duke of Calder verabschiedet. Wie wir alle wissen, verdanken wir ihm zum Großteil den Erfolg dieses Staatsbesuchs. Und nun wollen wir ebenfalls unsere Anerkennung bekunden.“
    In Dominics Augen erschien unverhohlenes Entsetzen, und er öffnete den Mund, als wollte er protestieren. Aber da nahm der Major ihn bereits in die Arme und küsste ihn auf beide Wangen. Oh, das ist also passiert, erriet Alex. Der stolze Engländer – stets bestrebt, keine Gefühle zu zeigen – war von einer russischen Sitte aus der Fassung gebracht worden. So sehr sie ihn auch liebte, beinahe hätte sie laut aufgelacht. Zwei Tage lang hatte er ihr die kalte Schulter gezeigt. Und nun hatte der Zar ihm unwissentlich eine Lektion erteilt, die sie wie eine süße Rache genoss. Einfach grandios …
    Doch sie musste seine untadelige Haltung bewundern. Stocksteif ließ er die Küsse über sich ergehen. Als der Major zurücktrat, verzog Dominic keine Miene. Alex glaubte allerdings zwei rote Flecken auf seinen Wangen zu bemerken. Und während die ranghöheren Offiziere ihre Dankbarkeit auf die gleiche Weise zeigten, beobachtete sie, wie sein Unbehagen bei jeder Umarmung wuchs.
    Sie stand bei einer Gruppe jüngerer Offiziere und bekämpfte ihren Lachreiz. Vielleicht war es grausam, seine Verlegenheit zu genießen. Aber er hatte ihre Gesellschaft an den beiden letzten Tagen gemieden. Das hätte sie an seiner Stelle natürlich auch getan. Trotzdem fühlte sie sich gekränkt. Voller Schadenfreude beobachtete sie, wie er sich bei jedem Kuss noch krampfhafter versteifte.
    Endlich waren die Dankesbekundungen beendet, und Dominic würde den Empfangsraum verlassen. Sie schaute ihn an und prägte sich das Bild des Mannes ein, den sie liebte und bewunderte, der sie so leidenschaftlich und zärtlich beglückt hatte. Nun sah sie ihn zum letzten Mal.
    Major Zass legte eine Hand auf seine Schulter. „Natürlich stehen die jungen Offiziere ebenfalls in Ihrer Schuld, Sir. Würden Sie sich auch von ihnen verabschieden?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, schob er ihn zu der Gruppe, der Alex angehörte.
    O nein! Offenbar soll ich von sämtlichen Mitgliedern des Gefol ges umarmt und geküsst werden. Das galt auch für Hauptmann Alexandrow, den jüngsten Adjutanten. Vor allen Leuten …
    Unmöglich, das würde Dominic nicht dulden. Gewiss nicht, wenn er glaubte, sie wäre …
    Wie gelähmt stand sie da. Was sollte sie tun? Jetzt umarmte ihn der Offizier, von dem sie nur mehr drei Männer trennten. Jeden Moment würde Dominic zu ihr kommen. Dann musste sie ihn küssen, so wie die anderen.
    Und wenn sie sich weigerte? Konnte sie zurücktreten und ihm einfach nur die Hand reichen, wie es in England üblich war? Das würde er vorziehen. Aber damit würde sie den Major beleidigen. Und die Kameraden würden Verdacht schöpfen, wenn sie sich nicht wie ein normaler russischer Offizier benahm. Nein, sie musste den Duke umarmen.
    Sie spürte, wie alles Blut aus ihren Wangen wich. Wahrscheinlich sah sie elend aus. Als jüngster Adjutant kam sie zuletzt an die Reihe. Schweren Herzens wartete sie und hoffte, ihr verräterischer Körper würde sie nicht schon wieder blamieren, wenn ihre Lippen Dominics Wange berührten. Bitte, nicht hier – nicht jetzt … Vom Wohlwollen des Majors und der Kameraden hing ihre Zukunft ab. Wenn sie errötete oder zurückzuckte, würden alle es sehen. Und dann würden Gerüchte aufkommen, die ihre militärische Karriere zerstören konnten.
    Krampfhaft schluckte sie, versuchte ihre Emotionen zu kontrollieren, und ermahnte ihren Körper, er dürfe keinesfalls zeigen, was sie für diesen Mann empfand. Jetzt näherte er sich, und Petrow, der neben ihr stand, umarmte ihn. Sie hielt den Atem an.
    „Und schließlich Hauptmann Alexandrow“, sagte Major Zass, „der Ihnen ganz besonders zu Dank verpflichtet ist, Sir – vor allem, weil Sie ihm geholfen haben, seine Seekrankheit zu überwinden.“
    Alex hörte Petrow leise lachen und zwang sich, ihren Rücken zu straffen. Jetzt nahm das Unheil seinen Lauf. Dominic trat einen Schritt zur Seite und stand direkt vor ihr. Nach einem tiefen Atemzug befahl sie ihren Armen, seine Schultern zu umfangen.
    Aber ihre

Weitere Kostenlose Bücher