Eine Frau mit Geheimnis
…“
„Wenn sie wissen, was gut für sie ist, werden sie sich nicht in unser Blickfeld wagen“, unterbrach er sie und stieg die Treppe hinauf. „Außerdem finde ich die Sitte, eine errötende Braut über die Schwelle zu tragen, ganz wundervoll.“
Lächelnd legte sie den Kopf an seine Schulter und protestierte nicht länger.
Mit einem Knie stieß er die Tür des Schlafzimmers auf, trug Alex zu seinem breiten Bett und legte sie darauf. Dann setzte er sich zu ihr und musterte sie liebevoll. „Darf ich dir das üppige Geschmeide abnehmen, mit dem deine Familie dich behängt hat, mein Engel? Es könnte unsere … Umarmung behindern.“ Vorsichtig entfernte er die Armbänder von ihren Handgelenken, die Broschen vom Oberteil des Brautkleids, den Diamantreif mit dem Schleier, der ihr kurzes Haar verborgen hatte. „Wenn dein Haar wächst, werde ich es bedauern und deinen jungenhaften Charme vermissen.“
„Sei nicht so frech!“ Lachend richtete sie sich auf und hob ihre Fäuste. Aber er umfasste ihre Handgelenke und legte ihre Arme um seinen Nacken. „Mein jungenhafter Charme wird eines Tages entschwinden, mein Gemahl. Aber meine Liebe ist unsterblich.“ Sehnsüchtig öffnete sie die Lippen, und sie küssten sich voller Hingabe.
„Zufrieden?“
„Mhm – fürs Erste.“ Träge lächelte Alex ihn an, musterte sein Gesicht und prägte sich jeden einzelnen seiner Züge ein. Diesen Augenblick wollte sie in ihrer Erinnerung hüten, bis sie eine uralte Frau sein würde.
Als er ihre Röcke nach unten streifte, hielt seine Hand inne. Erstaunt betastete er einen kleinen Lederbeutel und zog den Inhalt hervor. „Was haben wir denn da? Grüne Glacéhandschuhe, unter deinem Brautkleid, Liebste?“
In ihre Wangen stieg dunkle Röte. „Ein … ein Talisman, Dominic. Das war alles, was ich nach unserer Begegnung auf dem Maskenball behalten konnte. So sicher war ich mir, wir hätten uns damals zum letzten Mal … umarmt.“ Sie ergriff einen der Handschuhe, presste ihn an ihren Mund und atmete den Duft ein. „Heute Nacht wollte ich die beiden unter unser Kissen legen. Irgendwie erschien mir das gut und richtig.“
Dominic küsste den anderen Handschuh. „Ja, ich rieche immer noch dein Parfüm. Und ich werde nie vergessen, wie ich diese Handschuhe an jenem Abend hasste“, fügte er lächelnd hinzu und reichte ihr den zweiten.
Fast ehrfürchtig nahm sie ihn entgegen und legte ihn mit dem anderen behutsam zusammen. Dann schob sie ihren Talisman unter das Kissen des Hochzeitsbetts. Die Handschuhe hatten ihr tatsächlich Glück gebracht. Für immer würde sie mit dem geliebten Mann beisammenbleiben.
Zärtlich hauchte er einen Kuss auf ihre Lippen und streckte sich neben ihr aus. In diesem Moment genügte es ihnen, einfach nur nebeneinanderzuliegen. Die Leidenschaft war erloschen. Doch sie würde bald erneut aufflammen. Schließlich brach Dominic das einträchtige Schweigen. „Ich hatte ganz vergessen, dir zu gratulieren, Alex.“
„Wozu?“
„Nun, zu diesem raffinierten Trick, den Reitknecht mit meinen Pferden ins Dorf zu schicken.“
Alex lachte leise.
„Tagelang hat es gedauert, bis ich sie beim Hufschmied fand, wo sie beschlagen wurden. Jetzt hält der Reitknecht alle Engländer für verrückt.“
„Mit gutem Grund. Schau dich doch an! Wahrscheinlich denken die Franzosen genauso.“
„Wie meinst du das?“
„Du warst es, der in Boulogne die Pferde aus dem brennenden Stall geholt hat, nicht wahr?“ Das Funkeln in seinen Augen beantwortete die Frage. Sobald sie das Gewicht seines Körpers auf ihrem gespürt hatte, so wie damals, war ihr Verdacht bestätigt worden.
„Und das Mädchen im weißen Nachthemd – das warst du?“
Sie nickte, und das Staunen in seinem Blick war Balsam für ihre Seele. Also hatte er jene Begegnung ebenso wenig vergessen wie sie.
Die Stirn gerunzelt, schüttelte er den Kopf. „Das Mädchen ging mir einfach nicht aus dem Sinn. Jede Nacht träumte ich von dir – von deiner Hand mit dem Messer, das die Haltestricke der Pferde durchschnitt … Ich war von dir besessen – bis die Erinnerung von einer jungen Dame verdrängt wurde, die mir noch verführerischer erschien.“
„Oh? Und wer war das?“
„Eine schöne Schottin in einem Kleid mit einer viel zu komplizierten Verschnürung.“
Voller Genugtuung lächelte sie.
„Was für ein seltsames Paar wir sind!“, bemerkte er amüsiert und starrte zum Baldachin des Betts hinauf. „Trotzdem sind wir verheiratet, Dominic
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