Eine Frau sein ist kein Sport
von Töchtern umsieht, ist die Lage anders. Vor allem Mütter, die nur mit Töchtern gesegnet sind und keinen eigenen Sohn am Halse haben, müssen da Nachholbedarf befriedigen!
Schon wenn das Teenager-Töchterl die »erste Liebe« heimbringt, schließt üblicherweise die Töchtermutter den guten Knaben – so er sich nicht gleich auf den ersten Blick als Ungustl erweist – in ihr Herz, wo noch kein männlicher Teen seinen Platz hat. Und ist der Knabe einmal in ihrem Herzen, umsorgt sie ihn derart liebevoll, dass oft seine eigene Mutter grantig wird, weil es nervend ist, dauernd hören zu müssen, dass die Mama seiner Flamme extra für ihn Powidltatschkerln macht, unendliches Verständnis für seine Probleme hat, und den Knopf, der seit Wochen von seiner Jacke baumelt, den hat sie ihm auch festgenäht!
Da aber erste Lieben zu 99 Prozent nicht von Dauer sind, kommt einmal der Tag, an dem die Tochter verheult verkündet: »Aus ist es! Wir haben Schluss gemacht!«
Und dann steht die arme Töchtermutter schön da, mit der Tochter »Ehemaligen« im weiten Herzen! Er hat für sie schon richtig zur Familie gehört! Und ihr hat er doch auch keinen Seelenschmerz zugefügt! Und sie hat ihm ja auch nichts angetan! Aber es ist halt nicht üblich, dass »abgelegte Lieben« der Töchter innigen Kontakt zu deren Müttern aufrechterhalten! (Kämen auch im Laufe der Jahre allzu viele Damen in den besten Jahren zusammen, die ein Mann zu betreuen hätte!) Und der Tochter wäre es ja auch nicht lieb, den »Ehemaligen« daheim im Gespräch mit Mama vorzufinden, wenn sie mit dem »Aktuellen« ankommt. So bleibt der Töchtermama eben nichts anderes übrig, als stumm leidend eine Liebe zu begraben!
Im modernen Lustspiel und Up-to-date-Witz wäre eher die spaßige Situation angesagt, dass eine Mama der Tochter gut zuredet, »es doch noch einmal mit dem Kerl zu versuchen«, nur damit in ihrem eigenen Herzen kein nagendes Vakuum entsteht, welches nur mit einer neuen Liebe der Tochter gefüllt werden kann; wozu Mütter zwar bereit sind, aber nur mit heftigen Skrupeln, denn Mütter sind nun einmal wesentlich treuer als ihre Töchter!
Apfelstrudel wie Strumpfhose
Kochbücher und Sachbücher, Kindererziehung betreffend, haben meistens gemeinsam, dass man beim Lesen alles vernünftig und brauchbar findet, aber beim Umsetzen der Anleitungen in die Tat Probleme kriegt, die das Buch nicht kennt. Genauso keck wie uns das Kochbuch anweist, den gerollten Apfelstrudel vom Tuch auf das Blech zu übersiedeln, und so tut, als schaffe das jeder sofort perfekt, genauso dreist behauptet der Erziehungsratgeber, man müsse es nur dem Kleinkind selbst überlassen, sich des Morgens eine Strumpfhose auszusuchen, und schon sei das Getobe aus der Welt geschafft, welches pünktlich erfolgt, so sich die Mama mit einer Strumpfhose ihrer Wahl dem Knirps nähert.
Nun, wenn es um Apfelstrudel geht, steht man halt dann da, ein Strudelende in der rechten Hand, eines in der linken, und der Belag mitten auf dem Blech! Ärgerlich, aber zu verschmerzen. Und wer geduldig ist und siebenmal diesen Frust durchsteht, wird beim achten Versuch den Trick von selber raus haben, den ihm der Kochbuchautor diskret unterschlagen hat.
Beim Kleinkind, das jeden Morgen einen Tobsuchtsanfall kriegt, wenn es von der Pyjamahose in die Strumpfhose wechseln soll, bringt wackeres Üben aber gar nichts. Das Kind lehnt das Angebot, sich selbst eine Strumpfhose zu wählen, auch am achten Tag ab.
Ausgehend davon, dass der Sachbuchautor wissender Experte ist, erhebt sich dann die Frage: wer kriegt den »Schwarzen Peter«? Ist das Kind abnormal, weil es sich nicht, wie alle anderen Kinder, das Toben abgewöhnen lässt? Oder versagt die Mutter, weil sie mit einem Trick, der allen Erfolg beschert, keinen hat?
Das Kind ist gerechterweise zu entlasten, es ist Produkt aus Erbmasse und Aufzucht, die Aufzucht tätigt die Mama, die halbe Erbmasse hat sie auch beigesteuert, und an der väterlichen ist sie insofern schuld, als sie diesen Vater gewählt hat. Also fällt der »Schwarze Peter« ihr zu.
Aber Frauen sind ja schlau. Vielleicht merkt die Mama plötzlich, dass das Kind an Tagen, an denen es nicht in den Kindergarten gehen muss, sich willig in jede Strumpfhose stopfen lässt. Woraus sie schließt, dass das Kind die Strumpfhose verweigert, damit es nicht in den Kindergarten gehen muss. Und dann braucht die Mama im schlauen Erziehungsbuch ja nur nachzulesen, was zu tun ist, wenn Kleinkinder den
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