Eine Frau sein ist kein Sport
Kindergarten ablehnen.
Vielleicht hat sie mit dem bezüglichen Experten-Tipp mehr Erfolg. Manche Rezepte im Kochbuch sind ja auch problemlos nachzukochen!
»Wir-Mütter« und ihre Schulprobleme
Heute sagte mir eine Freundin am Telefon, dass für sie nun wieder die schreckliche Zeit der Qualen und Aufregungen, der Sorgen und Kümmernisse angebrochen sei. Den Grund für diesen traurigen Seelenzustand formulierte sie folgend:
»Die Ferien sind aus! Wir gehen ja jetzt wieder in die Schule!«
Es ist nicht so, dass meine liebe Freundin im zweiten Bildungsweg noch einen Beruf erlernte und dadurch Kümmernisse hätte. Sie hat bloß einen Sohn, der in die Schule geht. Und sie ist eine WIR-MUTTER.
Man kann von ihr auch hören: »In Englisch haben WIR ein Genügend!« Und: »In Turnen sind WIR der Beste!« Und: »Der Mathe-Professor mag UNS nicht!« Wobei die letzte Feststellung tatsächlich zutreffen könnte, denn viele Mathematiklehrer haben etwas gegen Mütter, die dreimal pro Monat bei ihnen vorsprechen und Beschwerden einbringen und angebliche Benachteiligungen anklagen.
Auch die geseufzte Aussage dieser WIR-MUTTER: »WIR müssen heute noch einen Aufsatz schreiben!« entspricht der Sachlage, denn sie schreibt wirklich zusammen mit ihrem Sohn den Aufsatz. Korrekt müsste sie sogar sagen: »Ich muss heute noch einen Aufsatz schreiben«, denn der Arbeitsanteil, der beim Aufsatzschreiben auf den Sohn entfällt, ist ein minimaler; er lässt sich diktieren und seufzt dabei.
Aber so kleinliche Unterscheidungen treffen WIRMÜTTER nicht.
Sie haben die Anliegen ihrer Kinder so sehr zu ihren eigenen gemacht, dass sie tatsächlich unter den schlechten Noten ihrer Kinder so leiden, als wären sie selber benotet worden.
Und nicht nur, wenn es um die Schule geht, auch sonst im Leben tut sich eine WIR-MUTTER schwer mit der treffenden Wahl der persönlichen Fürwörter.
»WIR haben heuer schwimmen gelernt«, sagt die WIR-MUTTER, die seit zwanzig Jahren schwimmen kann. Und sie sagt auch: »WIR fürchten uns in der Nacht nicht mehr!« Und: »WIR machen nicht mehr in die Hose!«
Die Kinder der WIR-MÜTTER allerdings beherrschen die treffende Auswahl der persönlichen Fürwörter exakt. Sie sagen zu ihren Müttern:
»ICH habe schwimmen gelernt!«
Und:
»DU hast einen Fünfer bekommen!« Recht geschieht den WIR-MÜTTERN!
Wenn man »ein Dickerl« hat ...
Kinder sollen schlank und rank sein, das ist gesund, und die Person, die verhindern muss, dass sich Fett an ihnen ablagert, ist die Mutter. Väter sind, so überhaupt, zuständig für die geistige Entwicklung des Kindes, Übergewicht geht sie nur insofern an, als dass sie’s sehen und die Mutter darob rügen. In guter alter Zeit konnte die Mutter sagen, Babyspeck brauche das Kind »zum Zusetzen«, falls ihm Krankheit Gewicht raube. Aber wir leben in aufgeklärter Zeit und wissen, dass Kinder keine Kamele sind und Bäuche keine Höcker, die in »dürren Zeiten« Kalorien abgeben. Also versucht die Mutter, des »Dickerls« Leibesumfang zu reduzieren. Meistens bedarf sie da guten Rates. Der ist in Büchern und Zeitungen zu finden.
Egal, wie er im Detail lautet, letztlich läuft’s drauf raus: Das Kind ist falsch ernährt, bewegt sich zu wenig, hat seelische Schwierigkeiten! Da darf man sich dann aussuchen, welches Problem zuerst da war und die anderen nachzog. Machte falsche Kost das Kind träge und unglücklich? Trieb Kummer es zu Mampfen und Unbeweglichkeit? Oder war zuerst Trägheit da, und dadurch entstandene Langeweile führte zu Fresserei und Psycho-Problem? Wie immer es sich verhält, »Diät« ist jedenfalls angesagt.
Aber was tut die Mutter mit dem Kind, für das es höchstes Glück ist, Germstriezel zu verputzen? Die von der reinweißen Sorte, wo man – als wär’s Watte – Stücke abzupfen kann, die, genauso wie Watte, flaumige Zupfbärte haben. Keine Frage, die Mutter muss das Kind von der Striezel-Zupfsucht abbringen! Wie gelingt’s?
Gibt man dem Kind harmlosere Drogen, nach dem Vorbild: Methadon statt Heroin? Vielleicht Karotten oder Gurken? Unmöglich, die lassen sich nicht zupfen! Nichts, was nicht dick macht, lässt sich zupfen wie Striezel.
Ihn also ersatzlos verbieten und durch sportive Übungen »Entzugserscheinungen« überbrücken? Der einzige Sport, den Striezel-Zupfer üblicherweise nicht verweigern, ist plätscherndes Schwimmen; aber dabei verliert man weder Kilo noch Gier nach Striezel, und das seelische Problem vertieft sich, da man sich ungeliebt
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