Eine Frau sein ist kein Sport
fühlt. Eh klar, wer geliebt wird, dem raubt man nicht sein ganzes Glück! Tja, da ist guter Rat teuer!
Wenn das eine wie ich zugibt, die selbst Striezel-Zupferin war und eine Striezel-Zupferin zur Tochter hatte, ist das nicht nur so dahingesagt. Trost hätte ich aber: Weder ich noch meine Tochter sind dick geblieben, obwohl wir oft noch ins Zupfen geraten, wenn uns zufällig ein Germstriezel in die Finger kommt. Und die »Entwöhnung« ging irgendwie so sang- und klanglos vor sich, dass wir nicht mehr wissen, wie’s geschah. Jedenfalls garantiert nicht dadurch, dass uns wer bei jedem Bissen unser Gewicht vorhielt.
Der Allerbeste
Die guten alten Zeiten, in denen Eltern das Recht in Anspruch nahmen, ihren Kindern die Freunde auszusuchen, sind vorbei. Es hat sich nichts mehr mit: »Der ist kein Umgang für dich!«
Heutzutage wissen Eltern: Kinder haben das Recht, ihre Freunde selbst zu wählen, und Eltern haben die Pflicht, diese Wahl ohne Murren hinzunehmen. Sie dürfen sich höchstens geheime Gedanken machen, warum sich ihr gutes Kind ausgerechnet so einen Widerling zum allerbesten Freund nimmt. Laut aussprechen dürfen sie diese geheimen Gedanken jedoch nicht, sonst könnte das gute Kind dieses vernehmen und zur Meinung kommen: Wenn meine Eltern meine Freundeswahl nicht akzeptieren, akzeptieren sie mich nicht, und das heißt: Sie lieben mich nicht!
Und da liebende Eltern solch traurige Gedanken in ihrem Kind nicht keimen lassen wollen, müssen sie den Widerling akzeptieren. Und aushalten! Denn Kinder treffen ihren »allerbesten« Freund ja leider nicht bloß im Park und auf dem Schulhof. Sie bringen ihn heim. Und bestehen darauf, dass er bei ihnen nächtigt. Ins Wochenende muss er auch mit. Und zur Oma in den Garten! Und ins Kino und in den Zirkus! Überallhin mit muss der »Allerbeste«. Und so hat man plötzlich – ein Pflegekind, das nach einer Stunde Laufen vier Fußblasen hat und sich aufführt, als müsse man an Fußblasen sterben. Beim Autofahren wird ihm übel, Erbsen in der Suppe sind ihm ein Graus, dafür trinkt es im Gasthaus fünf Colas und rülpst nachher ausführlich. Zudem verbreitet es stolz die politischen Ansichten seines Papas, die den unsrigen sehr entgegengesetzt sind. Und die Katze zieht es heimlich am Schwanz!
Aber was soll’s? Hauptsache, unser gutes Kind hat seinen Spaß an dem widerlichen Kerl. Und außerdem ist kein Kind wirklich widerlich! Man muss sich bloß um einen positiven Blickwinkel bemühen. Den findet man schließlich auch, gewinnt den zwangsverordneten Familienzuwachs fast lieb. Und exakt dann, wenn man diese harte Arbeit geschafft hat und fähig wäre, dem kleinen Kerl nicht mehr mit zusammengebissenen Zähnen, sondern mit strahlendem Lächeln die Tür zu öffnen, steht er nicht mehr vor selbiger. In aller Seelenruhe erklärt unser gutes Kind: »Den Widerling hab ich abgelegt!«
Jetzt hat er einen neuen »Allerbesten«. Der mag nur Erbsen in der Suppe, kriegt Durchfall, wenn er Cola trinkt, und isst seine Rotzrammeln. Und fluchen, erklärt uns unser gutes Kind, dürfe man vor dem ja nicht! Seine Mama ist etepetete! Zu fluchenden Leuten dürfte er nicht gehen!
Ja, Himmel, A.... und Zwirn, das wäre eine Chance! Aber gute Eltern denken an ihr Eigenwohl zuletzt.
Selbstgemachtes
Für alle jene Kinder und Kindeskinder, die sich – sei es aus Geldmangel, Geiz, Zeitmangel, Bequemlichkeit oder Vergesslichkeit – nicht in der Lage sehen, der Mutter bzw. Schwieger- oder Großmutter am Muttertag ein Geschenk zu überreichen, gibt es einen netten Ausweg. Ein Gedicht! Aber bitte ein selbst gemachtes! Wir leben schließlich in Zeiten, wo das Selbstgemachte, von der Marmelade über den Pullover bis zur Malerei auf Seidentüchern, in weit höherem Ansehen steht als gekaufte Produkte. Also bitte nicht einfach bei Tucholsky nachblättern und »Mutterns Hände« in Zierschrift zu Papier bringen. Selber reimen muss sein!
Erstens zeigt das der Mutter, dass sie ihr Kind zu einem »kreativen« Menschen erzogen hat, und da kann sie stolz drauf sein, und zweitens zeugt es auch von der Mühe, die sich der Schenker gemacht hat. Nicht einfach husch-husch-husch rein in den Haushaltswarenladen, um eine 72-Tassen-Filter-maschine ist er, und dann ruckzuck in das Blumengeschäft, um eine dreiköpfige Hortensie, nein, er hat sich, im Schweiße seiner grauen Zellen, extra fürs Mütterlein, poetische Gedanken gemacht!
Aber ich sehe schon ein, dass Reimen auch eine Sache des Handwerks und der
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