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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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schwitzen, zu röcheln und zu stöhnen hat. Schön blöd, aber so war’s halt! Und das ausgiebige Stillen, das zum guten Start ins Leben gehört, das haute auch nicht hin! Nach ein paar fruchtlosen Versuchen sagte die Schwester: »Es kriegt die Flasche und wir stillen Sie ab!« Ich stimmte ohne Skrupel zu.
    Wahrscheinlich hätten mir Skrupel und Einwände bei den damaligen Zuständen auf Entbindungsstationen zu Krankenkassabedingungen aber auch nicht geholfen. Ein echtes Wunder also, dass mein Nachwuchs doch noch ganz passabel geworden ist!
    P.S.: Obiges ist nicht geschrieben, um über neue, sehr richtige und sehr humane Erkenntnisse herzuziehen und sie lächerlich zu machen, sondern um den ungeheuren Leistungsdruck zu mildern, unter dem etliche der »neuen Eltern« stehen, wenn sie die »neuen Regeln« nicht befolgen können. Auch vaterlose Kaiserschnittkinder ohne Mutterbrust haben enorme Chancen auf ein glückliches Leben!
Kinderfasching
    In der Faschingszeit freue ich mich immer, dass meine Kinder schon erwachsen sind und ihre Freizeitgestaltung nicht mehr meines Rates und meiner Hilfe bedarf. Ich muss keinen Kinderfasching mehr durchstehen! Kinderfasching ist nämlich eine harte Sache.
    Jedes halbwegs beliebte Kind kommt um diese Zeit mit elterlichen Einladungen an, bei denen es verkleidet – natürlich jedes Mal anders – erscheinen will. Einmal als Dornröschen, einmal als Astronaut, einmal als Miß Piggy und einmal als Harlekin.
    Also übersät die Mutter einmal ein Nachthemd mit rosa Rosen, endelt einmal Rhomben aneinander, werkt einmal mit Alufolie und zerbricht sich einmal den Kopf, wie man ein Wimper-Klimper-Schwein richtig gestaltet.
    Noch schwieriger ist es, der kugelrunden Tochter die Idee mit der »Waldelfe« auszureden. Dazu gehört viel sensibler Takt! Und kommt dann ein Bruder daher, der der Schwester als einzig mögliche Verkleidung einen »Postsack« anrät, gibt es Tränen.
    Aber das ist ja alles noch ziemlich harmlos! Problematisch wird es, wenn das eingeladene Kind erklärt, nun sei es an der Reihe, eine Einladung auszusprechen. Die Mutter, die sich auf dieses Ansinnen einlässt, muss wissen, dass Kinderfeste eskalieren.
    Das beginnt schon bei der Gästeliste. Das Kind will zehn Kinder, die Mutter will sechs, man einigt sich auf acht, schließlich kommen vierzehn.
    Man soll auch nicht meinen, das Fest werde sich auf Kinderzimmer und Wohnzimmer beschränken. Weder Bad noch Klo, weder Schlafzimmer noch Abstellkammer werden unberührt bleiben. Aber über das Festessen braucht man sich keine Gedanken zu machen. Regel ist: Was üppig vorhanden, wird nicht sehr gemocht, was rar ist, darum reißt man sich.
    Einzukalkulieren ist außerdem, dass man nach dem Fest den Nachbarn etliche Zeit aus dem Weg zu gehen hat. Und zu unterscheiden ist noch, ob kleine Kinder oder größere Kinder feiern.
    Kleine Kinder sind relativ harmlos. Man kann sie mit Spielen zähmen. Eine Horde von Dreizehnjährigen ist eine Heimsuchung!
    Da gibt es nur mehr eines: Ein Kreuz schlagen, sich ins Klo sperren und Kräfte sammeln, für die Putzerei und Wischerei, damit man in der Wohnung wieder leben kann.
Erziehung wirkt nur außer Haus
    Unlängst, beim Einkaufen, traf ich Frau M. Frau M. ist die Mutter einer jungen Dame, welche oft bei mir im Haus weilt, weil sie mit meiner Tochter befreundet ist. Da ich Frau M. nicht näher kenne, wusste ich nicht so recht, was mit ihr reden, und dachte: Redest halt über ihre Tochter! Mütter hören immer gern gute Worte über ihren Nachwuchs!
    So ließ ich viel Positives über die junge Dame verlauten, die so oft bei mir zu Hause weilt. Ich lobte nicht nur ihr Aussehen und ihre Intelligenz, sondern auch ihr nettes Benehmen. Dabei log ich mit keinem Wort und keiner Silbe, denn die junge Dame ist mir ein wirklich angenehmer Hausgenosse. Sie deckt, ohne extra darum gebeten zu werden, den Tisch. Sie räumt das benutzte Geschirr in die Spülmaschine, sie fragt, ob sie mir Kaffee kochen solle und ob ich den Kaffee lieber mit kalter Milch oder mit warmem Obers serviert haben möchte.
    Stellt sie bei uns den CD-Player an, tut sie es nicht, ohne vorher zu fragen, ob dadurch auch niemand gestört werde. Und wenn sie bei uns duscht, dann putzt sie hinterher die Wanne sauber.
    Dies lobte ich lauthals von der jungen Dame und sprach Frau M. meinen Respekt vor ihren Erziehungskünsten aus. Frau M. hörte mir kugelrunden Auges zu, seufzte und sprach dann: »Frau Nöstlinger, Sie verwechseln mich leider.

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