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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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Ich bin Frau M. und meine Tochter ist die Fifi!« »Aber ja doch!« sagte ich. »Ich weiß, wer Sie sind. Und ich rede ja von der Fifi!« Es bedurfte noch etlicher Versicherungen meinerseits, bis Frau M. einsah, dass da keine Verwechslung vorlag und ich auch die reine Wahrheit sprach.
    Und dann legte Frau M. los! Dass ihre Fifi daheim noch nie die Badewanne gesäubert habe; auch nach zehnmaliger Anmahnung nicht! Dass die junge Dame gar nicht wisse, wo zu Hause der Geschirrspüler stehe und gefragt, ob die Mama eine Tasse Kaffee möchte, habe Fifi ihr Lebtag lang noch nie! Zu Hause, versicherte Frau M. glaubwürdig, sei die Fifi ein Ausbund an Schlamperei, Unwilligkeit und Unhöflichkeit! Das ist doch ein Trost für uns alle, geneigte, liebe Leserinnen, die wir unwilligen, schlampigen, unhöflichen Nachwuchs zu haben meinen!
    Einen Schmarren! Gut erzogene Kinder haben wir! Fragen Sie nur bei den Eltern der Freunde an! Wir haben leider anscheinend »für außer Haus« erzogen. Und das ist schließlich immer noch besser als gar nicht.
Der Kindertraum vom »Ausziehen«
    Immer öfter höre ich von einem Familienproblem, das so schwerwiegend ist, dass die Betroffenen zu keiner friedlichen Lösung kommen. Das Problem tritt in Familien auf, die mehr Geld als unbedingt nötig und dazu noch ein fast erwachsenes, studierendes Kind haben. Und dieses Kind, das wirklich alles hat, vom Kleinwagen bis zum herrlichen Jugendzimmer, erklärt eines Tages, dass es »ausziehen« möchte. Weg von Mama und Papa! Da ist eine Wohnung, von Freunden gemietet, in der ist noch ein Zimmer frei. Das Kind macht den Eltern einen Kostenvoranschlag. Genau hat es errechnet, um wieviel das Taschengeld erhöht werden muss, damit es ausziehen kann. Die Summe scheint hoch, doch das Kind sagt, dass es diesen Betrag jetzt auch koste. Viel Aufwendiges haben ihm die Eltern in letzter Zeit finanziert und auf solchen Luxus werde es leichten Herzens verzichten, wenn sich der Traum vom »Ausziehen« erfülle.
    Das Argument stimmt! Das Kind hat tatsächlich – auch im Haushalt lebend – viel Geld gekostet. Die Eltern könnten also auf das kindliche Ansinnen eingehen. Aber das tun die meisten Eltern nicht. Sie nehmen übel! Sie tun, als hätte der Ehepartner ohne Vorwarnung die Scheidung eingereicht. Sie fühlen sich ungeliebt. Was sie – in gewissem Sinn – ja auch sind, denn die Zuneigung, die ihnen von ihrem Kind entgegengebracht wird, ist eine andere als die gewünschte. Ich weiß, es fällt schwer, einzusehen, dass die Tochter lieber mit ein paar Typen im Beisl pappige Spaghetti mampft, als am guten, dreigängigen Familiennachtmahl teilzunehmen und dass sie ihre Probleme lieber mit einem jungen Dödel als mit der weisen Mama bespricht. Ich weiß, was einem fehlt, wenn einem die Kinder fehlen. Der trübe Blick ins unbewohnte Kinderzimmer ist mir so geläufig wie das plötzliche, einsame Angstgefühl: Was tut sie denn gerade, vielleicht geht es ihr gar nicht gut? Aber das sind Gefühle, mit denen alle Eltern irgendwann einmal zurechtkommen müssen.
    Den Kindern das »Ausziehen« zu verwehren schiebt die Sache bloß um ein, zwei oder drei Jahre hinaus. Um ein, zwei oder drei Jahre, randvoll gefüllt mit Streit, Tränen und Szenen. Und diese grausamen Jahre könnte man sich eigentlich – wenn man sich und sein Kind mag – ersparen.
Über Kindermund und die Erbtante
    Kinder haben neben vielen anderen Begabungen auch die, ihre Eltern durch allerlei Aussprüche in peinliche Situationen zu bringen. In manchen Familien hält sich diese Kinderbegabung in engen Grenzen, weil dort der Nachwuchs darauf trainiert wird, dass gewisse Sachverhalte nur den Kern der Kleinfamilie etwas angehen.
    Da Kinder sehr lernbegierig sind, hat schon ein Kleinkind in solchen Familien heraus, was die Oma wissen darf, der Opa aber nicht und was vor Tante Lilo – aber nicht vor Tante Anna – gesagt werden kann.
    Es soll sogar vorkommen, dass Mütter Kinder dazu verhalten, von einer Sache »vor dem Papa nichts zu sagen«, und Väter den Kindern beibringen, dass »die Mama davon nichts zu wissen braucht«.
    Der ambitionierte Erzieher jedoch scheut solche Anweisungen, weil sie ihm unaufrichtig erscheinen. So, sagt er sich, kann man ein Kind nicht zu aufrechter Ehrlichkeit erziehen! Mit dieser Ansicht hat der ambitionierte Erzieher recht. Doch müsste er, um sich vor Peinlichkeit zu schützen, andauernd vor dem Nachwuchs die Zunge im Zaume halten.
    Und wer kann das schon!
    Meistens ahnt man

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