Eine Frau sein ist kein Sport
leisten, wie man allgemein angenommen hat.
Waschen und Bügeln liegt ihnen nicht so sehr. Nur einer von zehn Familienvätern pflegt Umgang mit Waschmaschine, Wäscheleine und Bügeleisen. Geschirrwaschen und Kochen zählt auch nicht gerade zu den Lieblingsbeschäftigungen der Männer. Dem Saubermachen nähern sie sich etwas zögerlich, aber zu Ämtern, Behörden und auf Banken gehen sie reichlich.
Doch ganz groß sind die Väter da, wenn es um das Spielen mit den Kindern geht. Regelmäßig spielen 82 Prozent der Väter mit ihren Kindern! Das ist doch wirklich fein. So habe ich mir die Arbeitsteilung in der emanzipierten Familie vorgestellt! Die Mama bügelt Herrenhemden und der Papa baut aus Legosteinen einen Bahnhof. Die Mama wäscht das Geschirr ab und der Papa lässt zwei Autos über die Rennbahn sausen. Die Mama kocht ein dreigängiges Mittagessen und der Papa geht spazieren.
Mir kommt diese Art von Arbeitsteilung recht bekannt vor. So ähnlich war es doch schon in meiner Kindheit. Auch da sind die netten Väter – und die hat es schon damals reichlich gegeben – am Sonntagvormittag mit den Kindern spazieren gegangen. Auch ins Museum haben sie sich mit den Kindern begeben. Das Technische Museum, zum Beispiel, war am Sonntag voll von begeistert erklärenden Vätern und staunenden Söhnen. Könnte sein, dass heutzutage auch Töchter dort staunen. Einerseits wäre das ein Fortschritt, andererseits entgeht so der kochenden Mutter nun auch die Mithilfe der Tochter.
Die Erkenntnis, dass Väter gern spielen, ist keine neue. Schon in meiner Kinderzeit war ich mit meinen Freunden darüber einig, dass die Papas viel besser spielen als die Mamas. Manchmal haben sie sogar so gut gespielt, dass aus den Kindern reine Statisten wurden, die die spielenden Papas verließen und sich bei den Mamas beschwerten; nach dem Motto: Er lässt mich nicht mitspielen!
Dass – wie die Statistik behauptet – 79 Prozent der Väter mit den Kindern über deren Probleme reden, besagt auch gar nichts, denn wer schließlich die Probleme der Kinder lösen muss, ist eine ganz andere Frage. Meistens sind auch heute noch die Mütter die Problemlöser.
Und dass sich meine Mutter mit der Ausrede: »Der Vati kann das viel besser« vor allen Amtswegen gedrückt hat, weiß ich noch sehr gut. Solche Unannehmlichkeiten auf den »Haushaltsvorstand« abzuschieben, war schon immer gutes Recht des »schwachen Geschlechts«.
Viel Neues ist also aus der Familie, auch wenn man sich alle statistische Mühe gibt, noch immer nicht zu berichten. Alles wie gehabt! Jubelgeschrei ist absolut nicht angebracht.
Ja, wo sind sie denn wieder?
Ich kenne einen Mann, sehr gut kenne ich ihn sogar, der hat einen kleinen Schlüssel-Tick. Nicht jedes Mal, wenn er die Wohnung verlässt, aber sehr häufig, steht er ausgehfertig angekleidet im Vorzimmer und blickt auf das kleine schwarze Tischerl dort. Liegen auf dem nur ein paar Zettel, ein Erlagschein und ein abgerissener Knopf, aber kein Schlüsselbund, klopft er an sich selbst in Hüfthöhe rum. Vernimmt er kein leises, metallisches Scheppern, ruft er aus: »Wo sind denn meine Schlüssel?«
Meistens reicht es dann, ins Vorzimmer zu eilen, Zettel und Erlagschein zu lüpfen, worauf der Schlüsselbund ans Licht kommt. Hat das keinen Erfolg, führt es in neun von zehn Fällen zum Ziel, den Mann in Hüfthöhe etwas fester abzuklopfen, weil Schlüssel manchmal in Sakkotaschen so gepolstert deponiert sind, dass sie nicht Laut geben. Und im zehnten Fall muss man halt die Taschen des Sakkos absuchen, welches der liebe Mann getragen hat, als er ein paar Stunden vorher heimkam.
Nun, das ist nicht weiter viel Mühe, die kann man sich für einen netten Mann jederzeit machen. Es erheben sich aber doch drei kleine Fragen:
Warum braucht ein erwachsener Mann unbedingt bei solch regelmäßiger Gepflogenheit Beistand? Warum lernt er nicht in Jahrzehnten, selbst Zettel zu lüpfen und effizienter eigene Taschen zu durchsuchen?
Warum verharrt man nicht in Ruhestellung und ruft ins Vorzimmer: »Dort, wo sie immer sind, werden sie sein!« Warum springt man auf und eilt zu Hilfe?
Und wenn man schon meint, einem netten Mann stets, und auch bei seinen Ticks, Beistand leisten zu müssen, warum nimmt man es ihm nicht übel, wenn man selbst wieder mal die Brille sucht, laut fragt, wo die sein könnte, und der nette Mann schaut bloß von der Zeitung hoch und sagt freundlich: »Habe sie nicht gesehen.«
Die Antworten auf Frage 2 und 3 lauten wohl:
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