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Eine Frau sein ist kein Sport

Eine Frau sein ist kein Sport

Titel: Eine Frau sein ist kein Sport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Noestlinger
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...«
    Meistens ist dem Gesicht des Ehemannes dann anzumerken, dass er – und sei es über den Oberbuchhalter – doch einer etwas anderen Ansicht ist.
    Er runzelt die Stirn, er schüttelt den Kopf, er öffnet sogar den Mund, er winkt auch ein bisschen mit einer Hand, als wolle er den unermüdlichen Redefluss seiner gesprächigen »Hälfte« eindämmen, aber da hat er keine Chance. Die gute Frau bemerkt das nicht einmal. Wacker redet sie weiter! Will man dem armen Mann beistehen und unterbricht die »stellvertretende« Rednerin und schnauzt sie, was ja unter Freunden erlaubt ist, an: »Jetzt lass ihn doch endlich einmal selbst reden!«, schweigt sie verblüfft. Aber der arme Mann schweigt auch verblüfft! Dann richten sich alle Blicke auf ihn, er wird verlegen, senkt den Kopf, dreht das Bierglas in den Händen und murmelt schließlich: »Ja also, ja also, ja also ...« – und schweigt wieder. Worauf die Ehefrau voll Zufriedenheit in die Runde schaut und frohlockt: »Na bitte! Er tut ja den Mund nicht auf!« Und dann hinzufügt: »Über sich selber zu reden, liegt ihm nicht!«
    Nein, das liegt ihm wirklich nicht mehr. Das hat er verlernt, wie man eben alles verlernt, was man jahrzehntelang nicht mehr getan hat. Zumindest liegt es ihm in Anwesenheit seiner Ehefrau nicht mehr. Aber angeblich, wenn er – jeden Freitag am Abend – zum »Stammtisch« geht, soll außer ihm keiner mehr zu Wort kommen.
    Ist’s ein Wunder?
Geben Sie nach?
    Las ich doch unlängst auf einem Zeitungstitelblatt fett gedruckt: Bei Ehestreit geben Männer öfter nach.
    Ei potz, dachte ich mir verdutzt, denn nachgebende Männer entsprechen in keiner Weise meiner langen Lebenserfahrung. Doch dann, ins Blattinnere vorgedrungen und »en detail« lesend, war ich wieder beruhigt!
    Die Männer, besagt eine Meinungsumfrage, stehen einen Streit mit der Ehefrau nicht bis zum Ende durch, sondern ziehen sich in den »Schmollwinkel« zurück.
    Und dieses soll Nachgeben sein? Da kann eine alte Ehefrau bloß bitter lachen! Wer in regelmäßigen Abständen den Herrn Gemahl aus dem Schmollwinkel herauszuholen hat – und welche Ehefrau hätte das nicht —, der weiß ganz genau, dass der Rückzug in den Schmollwinkel das Gegenteil von Nachgeben ist. Der »Schmollwinkler« zwingt seine Frau zum Nachgeben! Schmollen ist eine besonders hinterhältige Taktik im ehelichen Kleinkrieg!
    Gegen den Schmollenden helfen keine guten Argumente, keine Drohungen, keine Schimpftiraden. Da hilft auch kein Geschrei, kein Weinen, kein Bitten, kein Flehen und kein Angebot auf Waffenstillstand, denn wer schmollt, verweigert sich und lässt sich auf keinerlei Debatte mehr ein.
    Der Schmoller geht aufs Ganze und weiß, dass es ihm – über kurz oder lang – zufallen wird.
    Um das zu erreichen, bleibt er natürlich keineswegs in seinem »Winkel«, wo man ihn übersehen könnte. Er bewegt sich matten Schrittes durch die ganze Wohnung, wobei seine Schultern und Mundwinkel hängen. Hin und wieder seufzt er. Muss er unbedingt Antwort geben, bescheidet er sich auf »Ja« oder »Nein«, so er nicht mit »hmpf« das Auslangen findet. Und hat er Kinder, bringt er denen durch körpersprachliche Signale bei, wie sehr er leidet und dass an diesem jämmerlichen Zustand sein Eheweib die Alleinschuld trägt. Worauf dann der gerührte Nachwuchs der Mama die empörte Frage stellt: »Warum bist du denn so böse zum Papa?«
    Wenn nicht schon vorher, so spätestens dann gibt die Ehefrau nach und macht dem »Schmollwinkler« alle Zugeständnisse, die es braucht, um aus ihm wieder einen Menschen zu machen, mit dem Zusammenleben möglich ist. Und sie nimmt es sogar hin, dass der aus seinem Schmollwinkel Heimgekehrte sich als der Nachgebende sieht und auch als solcher gesehen werden will!
Vorsicht bei der Rücksicht!
    In einer Ehe – das erfährt man spätestens beim Trauungsakt von der standesamtlichen Person – haben die Partner Rücksicht aufeinander zu nehmen. Und wer dort sein »Ja« haucht oder rausposaunt, nimmt sich in dem Moment wohl auch redlich vor, diese Rücksicht zu tätigen; mag kommen, was da wolle!
    Gut geht es sorglosen Leuten, die im Laufe der Jahre ein bisserl vergessen, was sie sich auf dem Standesamt bezüglich Rücksicht vorgenommen haben.
    Wesentlich härter ist der Alltag derer, die zu ihrem Rücksichts-Vorhaben eisern stehen. Der Mensch will nämlich für gute Taten – und Rücksichtnahme gehört zu diesen – gelobt werden. Aber je perfekter Rücksicht auf den Partner geübt

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