Eine fremde Welt 1 - Steven
sagt: »Du stehst also auf Schmerz?
Na, dann Glückwunsch«, und grinst in die Runde. »Hat er dir schon den Hintern
versohlt und dich in deinen Arsch gefickt? Mach dir keine Hoffnungen auf ihn, Süße,
er wird dich schneller satthaben, als du bis drei zählen kannst! Wo kommst du denn
überhaupt her?« Mit verlegenem, rotem Gesicht antworte ich ihr fast automatisch, so
geschockt bin ich.
Wie gnadenlos und unverschämt sie mit lächelnden Augen sein kann. Niemand würde
bei ihrem Gesichtsausdruck ahnen, dass ich gerade zutiefst beleidigt werde. Alle, die
nicht direkt daneben stehen und uns zuhören, denken sicher, dass wir uns nett
unterhalten. Sie ist gut darin, sehr gut und ich bin solche Bosheiten nicht mal
annähernd gewöhnt, weiß mit dieser Situation nicht wirklich umzugehen.
»Aus Augsburg, aber ich wohne in München.« »So, du studierst«, höre ich sie sagen,
daraufhin antworte ich ehrlich mit einem »Nein, ich arbeite im Büro bei einer kleinen
Firma.« Maggi lacht laut und unangenehm. »Du arbeitest? Meine Güte, wo hat er
denn dich aufgegabelt. Weißt du eigentlich, mit wem du es zu tun hast? Und wer John
Cavellni ist?«
Ich bin verunsichert. Maggi ist so hässlich, damit komme ich nicht zurecht. Was meint
sie? Irgendwo habe ich den Namen schon mal gehört, aber vermutlich ist alles, was
ich sage, im Moment falsch.
Ich dreh mich hilfesuchend zu Steven um, als ich ihn nirgends sehe, flüchte ich mich
in die Waschräume. In Ordnung, das ist feige, ich weiß, aber ich fühle mich
überfordert von ihr. Kaum habe ich die Tür zur Toilettenkabine geschlossen, höre ich,
wie Maggi mit ihren Freundinnen ebenfalls hereinkommt und sie laut lachen bzw.
über mich lästern. Mist. Ich hebe die Füße an, damit sie nicht auf mich aufmerksam
werden, bemerken, dass ich hier bin und lausche.
»Mein Gott, was hat Steven sich da wieder mal gedacht, diese graue Maus passt ja
niemals zu ihm, geschweige denn zu uns. Er sollte schnell wieder zur Besinnung
kommen und mir endlich einen Antrag machen. Meine Güte, sie hat noch nie was von
den Cavellnis gehört. Ich hab schon in ihren Augen gesehen, dass sie denkt, er ist der
Designer.« Sie lacht. »Und ihre Frisur! Es kann ja nicht schaden, mal zu einem Frisör
zu gehen, der sein Handwerk versteht. Der etwas kann, aber eigentlich ist es ja egal,
Steven schaut sie ja eh nur in dunklen Räumen an.« Wieder lacht sie laut auf. »Kommt
Mädels, Showdown, schauen wir, dass wir die graue Maus schnell wieder loskriegen.«
»Sei doch nicht so fies«, höre ich eine der beiden anderen noch sagen, dann schließt
sich die Tür und ich bin zum Glück allein.
Als es ruhig bleibt, verlasse ich die Waschräume und stehle mich nach draußen, lehne
mich an die Wand. »Da geh ich nie mehr rein«, höre ich mich flüstern. Ich fühle mich
gedemütigt und zittere, als plötzlich jemand auf mich zutritt. »Haben die Raubkatzen
schon ihre Krallen gezeigt?«
Ich blicke zu dem Fremden auf. Er reicht mir seine Jacke und legt sie mir um die
Schultern. »Ich bin Peter und du musst Beth sein. Steven hat mir schon viel von dir
erzählt.« Bei seinen Worten schaue ich mir Stevens Freund genauer an. Gibt es in
Italien nur beeindruckende Männer, denke ich noch, als Peter sagt: »Also, raus mit der
Sprache, was haben die Hexen zu dir gesagt?« Er wartet geduldig darauf, dass ich es
ihm erzähle. Zwar schaut er auf eine andere Art wie Steven, aber auch sein Blick lässt
keinen Widerspruch zu. »Ich war auf dem WC, als sie reinkamen und über mich
geredet haben«, ich zucke mit den Schultern. »Es war nicht sehr schmeichelhaft
zuzuhören. Maggi, sie will mich loswerden und das möglichst schnell. Sie hat auch
gesagt, dass Steven ihr endlich den Heiratsantrag machen soll. Das hat mich irritiert,
ich dachte, sie sind nicht mehr zusammen.«
»So, wie du aussiehst, war das aber nicht alles«, meint Peter. »Aber ich belasse es mal
dabei. Steven wird dich schon noch genauer danach fragen. Das Ganze hat dich, so
blass, wie du bist, eh verwirrt.« »Ja, hat es.« Ich geh wieder rein und suche Steven. Als
ich mich umdrehe, steht er schon da, mit ziemlich wütendem Gesichtsausdruck.
»Komm her, Kleines, hallo Peter. Danke, dass du ihr Gesellschaft geleistet, ihr deine
Jacke umgelegt und sie so warm gehalten hast. Kommt rein, es gibt Essen.« Ich hoffe
bloß, dass nicht ich ihn so wütend gemacht habe, dadurch, dass ich rausgegangen bin.
Kurz darauf erklärt er
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