Eine fremde Welt 1 - Steven
Moment auf Mallorca sind, fliegen wir zu ihnen. Wir klären sie auf über uns, über
mich, wer ich bin und warum du auf den Titelseiten der Boulevardpresse bist. Dann
werde ich ihnen vorschlagen beziehungsweise sie einladen mit uns ein paar Tage nach
Italien ins Weingut zu fahren. Bis sich der Trubel um dich etwas legt.«
»Das machst du für mich?« Er kommt zu mir, streichelt mich und gibt mir einen
zärtlichen Kuss. »Du bist die Wichtigste für mich, Beth, auch wenn wir uns noch nicht
allzu lange kennen, kommt es mir schon ewig vor. Und ich überlasse dich und deine
Eltern doch nicht den Hyänen. Also komm starten wir!«
Während des Fluges fragt Steven mich nochmals über meine Eltern aus, ist er etwa
nervös? »Machen sie das mit den langen Urlauben schon lange, Beth?« »Eigentlich,
seit die beiden in Pension sind, mindestens aber schon vier Jahre. Sie verschwinden im
Herbst, wenn es, wie meine Mutter immer sagt, schmuddelig wird. Dann immer gleich
für sechs bis acht Wochen. Zur Adventszeit sind sie zu Hause. Mama ist der Meinung,
dass Deutschland im Advent am schönsten ist und sie das nicht missen möchte. Aber
nach den Feiertagen zieht es die beiden immer wieder in die Ferne. Ich finde das
schön, es freut mich, dass sie sich die Welt ansehen und ihren Ruhestand genießen,
solange sie das beide körperlich machen können. Ich gönne ihnen das von ganzem
Herzen, Steven.« Er lächelt mir zu.
Auf Mallorca angekommen ist schon ein Mietwagen für uns bereitgestellt und wir
fahren ins Hotel meiner Eltern. Kaum da, treffe ich auch schon auf meine Mutter.
Die, wie könnte es anders sein, am Zeitungskiosk eine Zeitschrift mit meinem
Titelbild darauf in der Hand hält. Ungläubig sehe ich sie lesen. »Mama?« Sie schaut
mich nur an und sagt: »Würdest du mir das alles bitte erklären, Beth?« »Hallo Mama,
darf ich dir Steven vorstellen?« Sie schaut von mir zu ihm und dann auf die Zeitschrift
in ihrer Hand. »Was machst du hier, Beth?« Sie ist sichtlich etwas durcheinander, als
Steven ihre Hand nimmt und sie begrüßt. »Vater ist auf der Terrasse, Beth, ich glaube,
wir sollten zu ihm gehen.« Schon von Weitem sehe ich Vater gemütlich im Liegestuhl
sitzen und ich muss grinsen, als er mich mit schockiertem Blick ansieht: »Ist etwas
passiert, Kleines?« Steven schmunzelt: »Einverstanden, er darf dich auch so nennen.
Aber nur er«, höre ich, wie er in mein Ohr flüstert. »Er hat ältere Rechte, Steven!«
Meine Mutter reicht ihm wortlos die Zeitung mit dem Bild von mir und Steven
darauf. Als er wieder aufblickt, stelle ich ihm Steven vor.
»Hallo, Herr Schmitt, ich bin Steven und der Freund ihrer zauberhaften Tochter Beth.
Und derjenige, der für dieses Schlamassel verantwortlich ist.« Er zeigt auf die
Zeitschrift. »Zu Hause bei Ihnen ist dadurch sehr viel los. Die Paparazzi campen
vermutlich vor Ihrer Haustür. Ich wollte Sie überreden, statt am Samstag nach Hause
zu fliegen, erst noch ein paar Tage bei mir zu Hause in Italien, auf dem Weingut zu
verbringen. Meine Eltern und mein Großvater würden sich freuen, Sie
kennenzulernen. Wenigstens so lange, bis der größte Trubel vorbei ist, und sie jemand
anderen jagen können.«
Meine Eltern sind irritiert, stimmen aber zu, auch als Steven sagt, dass wir schon
Flüge gebucht haben und diese in drei Stunden abfliegen, werden sie nicht aufgeregt,
sondern nehmen das Ganze eigentlich richtig cool auf. Ich bin stolz auf die beiden.
Mit Mama gehe ich auf ihr Zimmer und helfe packen. Steven bleibt bei Vater sitzen.
»Männergespräche«, flüstert mir meine Mutter zu und zwinkert mit den Augen. Ja, ja,
denke ich nur, und du und ich »Frauengespräche«.
Er scheint nett zu sein, allein, dass er Beth Kleines nennt, macht ihn sympathisch, sie
sind einfache Leute. Ohne Heuchelei und Hinterlistigkeit. Sie lieben Beth, das merkt
man. Mia hatte recht, die Presse hätte die beiden fertiggemacht, noch ein Pluspunkt
für sie, den ich mir geistig merken werde.
Beths Vater nimmt mich zur Seite, aha. Ich schmunzle in mich, als er anfängt: »Beth
ist groß genug, um selber zu entscheiden, mit wem sie zusammen ist und wen sie lieb
hat. Ich möchte dich nur um was bitten, Steven. Solltet ihr beide zu dem Schluss
kommen, dass es nicht passt, bitte trenne dich anständig von ihr, lass sie nicht im
Abgrund verschwinden. Ich weiß, ich hab nicht das Recht, dir Vorschriften zu
machen, aber du zeigst ihr eine fremde Welt. Wenn ich
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