Eine fremde Welt 2 - Peter
trotzdem schwer ums Herz, es ist keine Beziehung zwischen uns,
sondern nur ein Abkommen auf gelegentlichen Sex, wenn ich zeitlich in
seinen Kalender passe, genauso wie Peter es mir schon an unserem
ersten Tag mitgeteilt hat. Trotzdem ist es für mich anders, ich liebe
diesen Scheißkerl von der ersten Minute an, aber das will er nicht hören.
Er würde davonlaufen, das ist mir durchaus bewusst. Deshalb bin ich
still und füge mich. Lebe die Beziehung nach seinen Regeln.
Tanja fährt am Montagabend ab. »Melde dich, Mia, wenn du jemanden
zum Reden brauchst, versprich es mir! Ja?« Ich verspreche es, dann sind
auch diese fünf nach Hause unterwegs. Den letzten Abend verbringe ich
mit Fiona. Sie ist mir wie eine Schwester geworden, schon in der kurzen
Zeit, in der ich sie kenne. Sie ist so fröhlich und vor allem sehr direkt.
Das scheint sie von Ihrem Vater zu haben.
Aus diesem Grund wundert es mich auch nicht, als sie mich auf der
Terrasse fragt: »Du magst Peter nicht wahr, Mia. Ich habe bemerkt, wie
du ihn anschaust und auch er hat dich immer wieder beobachtet. Ich bin
nicht dumm und kann diese Blicke durchaus einordnen. Schläfst du mit
ihm? Mia?« Ich sage nichts. »Ich weiß, dass er und Steven eine besondere
Art Sex ausleben. Ich habe nie nachgefragt und es geht mich auch nichts
an, aber du musst wissen, dass Peter keine Beziehung mit dir eingehen
wird. Er hatte noch nie eine Freundin, er lässt niemanden an sich heran.
Ich glaube, es hat was damit zu tun, dass seine Eltern gestorben sind.«
Fragend blicke ich sie an. »Als er zehn oder so war, sind sie bei einem
Verkehrsunfall tödlich verunglückt. Peter und Steven haben bei uns in
dieser Nacht geschlafen. Weil seine und unsere Eltern zusammen auf
einer Party waren. Ein Betrunkener ist in das Auto gerast. Unsere Eltern
wurden schwer verletzt und mein Großvater musste den beiden diese
schreckliche Nachricht überbringen. Ich war damals noch nicht auf der
Welt. Aber ich kann mir nur annähernd vorstellen, wie das damals war.
Von Erzählungen weiß ich, dass Peter monatelang kein Wort mehr
geredet hat. Auch niemanden außer Steven an sich herangelassen hat,
später dann mich, aber sonst, ich wüsst nicht, wen sonst noch. Er lässt
niemanden an sich heran. Ich wollte nur, dass du weißt, dass es nicht an
dir liegt, sondern an ihm, Mia. Verliebe dich nicht in ihn. Ich liebe Peter.
Er ist für mich mein Bruder. Aber ich weiß, dass er dir dein Herz
brechen wird.« Mit Tränen in den Augen schaue ich zu Fiona. »Danke,
dass du mir das gesagt hast. Ich werde jetzt zu Bett gehen und früh
losfahren.« »Bis bald, Mia! Komm bald wieder, ja?« Ich fühle Fionas
nachdenklichen Blick im Rücken. Sie weiß es.
Weinend schlafe ich ein. Früh am Morgen fahre auch ich in Richtung
Deutschland. Bei Peter melde ich mich, wie er wünscht, dass ich gut
angekommen bin. In meiner Wohnung werfe ich zuerst einen Blick auf
die Post.
Nanu, was ist das denn?
Ein großer brauner Umschlag ohne Absender.
Ich wundere mich noch, lege ihn aber beiseite und mache mir zuerst eine
Tasse Kaffee. Lese die E-Mails, die sich angesammelt haben, und wende
mich dann der liegen gebliebenen Post zu.
8. Die Erpressung
Schon nach dem ersten Blick auf die Fotos wird mir schlecht. Ich renne
ins Bad und muss mich übergeben. Als ich mich beruhigt habe, gehe ich
widerwillig zum Tisch zurück und betrachte die Abzüge. Ich bin darauf
zu sehen, auf der Terrasse, nackt, mit Halsband, und ein Mann, Tony,
fickt mich. Auf dem Zweiten bekomme ich gerade einen Orgasmus. Auf
dem Dritten ist Peter mit darauf zu sehen.
Ich lege die Bilder wie in Trance beiseite und lese den Brief, der noch
dabei liegt.
»50.000 € bis Freitag in einem geschlossenen Umschlag im Park. Ich
werde dir die genaue Zeit noch durchgeben. Wenn du nicht pünktlich
bist, oder deinem Mantello etwas sagst, oder du auf die Idee kommen
solltest, die Polizei zu benachrichtigen, werde ich die Fotos an die Presse
weiterleiten. Gleichzeitig ins Internet stellen.
Du hast mich schon einmal gefickt, Mia, heut ist der Tag der Rache.«
Mir wird wieder schlecht. Wer ist das? Was soll ich tun? Er weiß alles
von Peter, von mir. Ich bin geschockt.
Schon am Freitag, das sind nur zwei Tage. Ich checke mein Aktiendepot
ganz automatisch. Ja, das Geld tut weh, aber ich könnte es besorgen.
Aber will ich das? Nein! Wenn die Fotos öffentlich werden, bin ich ein
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