Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Freundin zum Anbeissen

Eine Freundin zum Anbeissen

Titel: Eine Freundin zum Anbeissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
Vom Netzwerk:
Silvania gleichzeitig, blickten ihren Vater mit großen Augen an und liefen die letzten Stufen hinab.
    Doch Mihai Tepes sah und hörte seine Töchter nicht mehr. Er hatte nur noch Augen und Ohren für den Fahrer des blauen Audis. Der war mit einem Satz aus seinem Wagen gesprungen und kam auf Herrn Tepes zugestürmt.
    »SIE!«, rief der Mann mit hochrotem Kopf. Die Augen hinter seiner kleinen runden Brille glühten und schienen Feuer zu sprühen. Er hatte den Zeigefinger ausgestreckt und zeigte wie mit einer Pistole auf Mihai Tepes. »SIE waren es. Ich erkenne Sie genau wieder!«
    Herr Tepes zog an den Kragenspitzen seines schwarzen Umhangs, strich sich den Schnauzer glatt und warf seine pechschwarze Mähne mit Schwung nach hinten. »Pardon?«
    »Leugnen Sie nicht! Mich können Sie nicht täuschen. Sie sind nachts in meine Wohnung eingedrungen und haben versucht, mich zu ... zu ...« Der Mann schnappte nach Luft, »ZU BEISSEN!«
    Herr Tepes zog eine Augenbraue hoch. »Na, so was?«
    Daka und Silvania sahen bestürzt zwischen ihrem Papa und Helenes Papa hin und her.
    Helene musterte Herrn Tepes neugierig.
    Herr Dr. Steinbrück fuhr sich durch die dünnen graublonden Haare, die sich an der Stirn bereits zurückzogen. Seine Stirn leuchtete wie Rotkäppchen im Wald. Mit hastigen Blicken sah sich Helenes Papa nach allen Seiten um, zeigte auf Herrn Tepes und rief: »Dieser Mann ist gemeingefährlich! Er ist geisteskrank, ein Ungeheuer, er gehört in eine Anstalt!«
    Herr Dr. Steinbrück wollte noch mehr Vorschläge machen, wohin man Mihai Tepes am besten bringen konnte, doch seine Tochter zog ihn am Arm. »Lass uns fahren, Papa«, sagte sie.
    Herr Dr. Steinbrück schluckte dreimal, dann nickte er langsam. Er hörte auf seine Tochter. Das war sehr vernünftig. Bevor er die Tür von seinem blauen Audi zuknallte, fixierte er Herrn Tepes noch mal mit den Augen, senkte den Blick und sagte langsam: »Sie hören noch von meinem Anwalt.«
    Dann setzte er sich in den Wagen. Helene stieg auf der Beifahrerseite ein. Sie hielt kurz inne und sah mit ausdrucksloser Miene zu Daka und Silvania.
    In dem Moment sah Silvania etwas an der Tasche von Helenes Jeanshose aufblitzen. Es sah aus wie ein Kettenband. Ein feines, goldenes Kettenband. Ein Kettenband, wie es zu Silvanias Kette gehörte.
    Eine Sekunde später schlug Helene die Beifahrertür zu, und der blaue Audi brauste auf der Ringelnatzstraße davon. Die Zwillinge sahen dem Wagen mit offenen Mündern nach. Die Augen von Herrn Tepes verengten sich zu Schlitzen. Doch um seinen Mund spielte ein feines Lächeln.
    An der großen Kastanie neben der Schultreppe lehnte eine schmächtige Gestalt und beobachtete die Szene mit wachsamen, ockerfarbenen Augen. Ludo Schwarzer wandte seinen Blick nicht von den Zwillingen und ihrem Vater ab, bis sie sich im knatternden Dacia von der Schule entfernten.

Vorsicht,
Herzensbrecher!
    D aka saß auf dem Beifahrersitz, hatte die Füße auf das Armaturenbrett gelegt und raufte sich die Haare. »Krötz jobju suchoi murja!«, murmelte sie. (Das ist ein schlimmer vampwanischer Schimpfausdruck. So schlimm, dass man ihn eigentlich nicht übersetzen kann.)
    Herr Tepes blickte kurz irritiert zu ihr herüber, bevor er wieder auf die Straße sah. »Was?«
    Silvania, die auf dem Rücksitz saß, hatte die Arme um Dakas Kopfstütze geschlungen und warf ihrem Vater einen verständnislosen Blick zu. »Fumpfs, fumpfs und nochmals fumpfs!«, zischte sie durch die Zähne hindurch.
    Herr Tepes runzelte die Stirn. »WAS?«
    Daka stöhnte. »Der Mann mit dem blauen Auto eben. Weißt du, wer das war?«
    »Ja. Ein aufgeblasener, nichtsnutziger, scheinheiliger Wichtigtuer«, erwiderte Herr Tepes.
    »Das war Helene Steinbrücks Papa«, klärte Silvania ihren Vater von der Rückbank auf.
    Herr Tepes zog seinen Lakritzschnauzer hoch. »Pah! Und wenn es der Papa vom König von China wäre –« Herr Tepes hielt inne. »Wer ist Helene Steinbrück?«
    »Helene Steinbrück ist das schönste, schlauste, coolste, interessanteste und netteste Mädchen der ganzen Schule, und beinahe wäre sie unsere Freundin geworden«, ratterte Daka herunter.
    »Na, da habt ihr ja noch mal Glück gehabt, was?« Herr Tepes grinste seinen Töchtern zu, kniff aber schnell die Lippen aufeinander, als er die ernsten Gesichter der Zwillinge sah.
    »Hast du Herrn Steinbrück gebissen? Ja oder nein?«, fragte Silvania.
    Herr Tepes sah einen Moment schweigend stur auf die Straße. Dann murmelte er: »Das hätte ich

Weitere Kostenlose Bücher