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Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
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anzog. Er kam zu ihr auf die verglaste Veranda, wo sie ihre Mäntel und Stiefel aufbewahrten.
    »Ich vermisse deine Schneeflocken hier«, sagte er. »Du hast sonst immer welche ausgeschnitten und sie an die Fensterscheiben geklebt.«
    Cassie betrachtete die kargen, schmucklosen Scheiben und nickte traurig. »Ich werde ein paar Schneeflocken basteln«, versprach sie.
    »Das wäre sehr schön.«
    Sie gingen um das Haus herum zur Garage, wo Mike den Schlitten mit den roten Kufen und das aufgewickelte Seil von der Wand nahm.
    »Soll ich ihn ziehen oder möchtest du?«, fragte er.
    »Du sollst ihn ziehen«, antwortete Cassie.
    »Willst du dich draufsetzen?«, bot Mike an.
    »Nein«, sagte sie und ergriff stattdessen seine Hand. Er schluckte schwer.
    Hand in Hand gingen sie bis zu dem kleinen Park neben dem Rathaus, wo die Shriners Weihnachtsbäume verkauften.
    »Das ist ein schöner Moment jetzt gerade«, sagte Mike leise.
    »Ja«, stimmte Cassie ihm zu.
    »Vielleicht werden wir noch viele solcher schönen Momente erleben, und jeder dieser Momente wird uns helfen, die Traurigkeit dazwischen zu ertragen.«
    Cassie drückte zustimmend seine Hand.
    »Der Sternenhimmel heute Abend ist wunderschön.«
    Cassie legte den Kopf in den Nacken und erblickte einige Sterne, die, wenn man sie verband, ein Herz bildeten. »Glaubst du, dass Mom dort oben ist?«
    »Manchmal glaube ich das«, sagte er. »Und manchmal glaube ich, dass sie direkt neben uns ist.«
    »Meinst du, dass sie jetzt gerade neben uns ist?«, fragte sie.
    »Nein, ich glaube, sie sitzt auf dem Schlitten.«
    Cassie lachte. »Ja, das würde sie machen, oder?«
    »Sie würde darauf stehen, als wäre es ein Surfbrett«, sagte Mike.
    »Lass uns den Baum mit Bildern von ihr schmücken.«
    »Das ist eine gute Idee. Sie gefällt mir.« Atme ein, befahl er sich. Und jetzt atme aus.
    Schweigend gingen sie nebeneinanderher. Ihr Atem, der in kleinen weißen Wölkchen in den Himmel stieg, gefror auf ihren Wimpern und in ihren Haaren.
    »Das ist die längste Nacht des Jahres«, sagte Mike.
    Cassie zögerte kurz, bevor sie entgegnete: »Jede Nacht ist die längste Nacht.«
    »Ja, es kommt einem so vor, nicht wahr?«
    Lichterketten zogen sich durch den kleinen Park neben dem Rathaus. Wie alle anderen in der Stadt kannten auch die Shriners Mike und grüßten ihn. Und wie alle anderen machte es sie traurig, Mike und Cassie ohne Kate zu sehen.
    Mike nahm einen der Bäume und drehte ihn, damit Cassie ihn von allen Seiten betrachten konnte.
    »Der sieht gut aus«, sagte sie.
    »Möchtest du die anderen noch durchsehen?«, fragte er.
    »Nein, der Baum ist gut.« Sie konnte spüren, wie die Leute sie beobachteten.
    Mike zahlte den Shriners zwanzig Dollar, band den Baum zusammen und befestigte ihn dann auf dem Schlitten. »Wo möchtest du langgehen?«, fragte er Cassie.
    Sie wies Richtung Innenstadt. Alle Fenster waren mit Lichtern geschmückt, und Girlanden aus Tannengrün hingen über den Straßen. Große rote Schleifen versteckten die Lautsprecher, aus denen auf dem Hackbrett gespielte Weihnachtslieder tönten. Sparkle sah aus wie eine Stadt, in der niemals etwas Böses geschah.
    »Es ist noch immer zauberhaft, obwohl der Zauber eigentlich verflogen ist«, sagte Cassie.
    »Was ist zauberhaft? Die Stadt?«
    »Die Weihnachtszeit«, antwortete sie.
    »Oh, Cassie, die Weihnachtszeit ist immer zauberhaft. Es tut in diesem Jahr nur ein bisschen mehr weh.«
    »Es tut in diesem Jahr viel mehr weh«, sagte sie.
    »Ja, ich weiß.« An den Stellen, wo die Leute vor ihren Häusern den Schnee vom Bürgersteig geschaufelt hatten, kratzten die Kufen des Schlittens über den Boden. Ein paar Geschäfte hatten noch geöffnet, und einige Touristen kauften ein, doch da sich die Einheimischen die Weihnachtsaufführung in der Schule ansahen, waren die Straßen relativ leer. Mike und Cassie gingen ein paar Blocks weiter und bogen dann in ihre Straße ein.
    Cassie ergriff wieder Mikes Hand, und er schloss für eine Sekunde ganz fest die Augen.
    »Wir sollten auch Plätzchen backen«, sagte Cassie.
    »Ja, lass uns das machen.« Mike war dankbar dafür, dass sie die Feiertage gemeinsam gestalteten.
    Lisa und Tom gingen an den Hotelpagen vorbei und betraten durch die riesigen Türen das historische Gebäude der Sparkle Lodge . Ein gigantischer Kronleuchter hing in der Lobby, und ein Blumengesteck, das fast genauso monströs war, stand auf einem Tisch darunter. Alles um sie herum war elegant – der rote Teppich, das

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