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Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
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entfernt, und er nahm ihren unverkennbaren Duft wahr. Er wollte sie fester umarmen, kämpfte aber gegen den Drang an und lockerte seinen Griff. Er lehnte sich zurück und blickte in die Sterne. Obwohl er sich dagegen wehrte, ertappte er sich bei dem Gedanken, dass dieser Moment sich anfühlte, als wäre er ein Geschenk des Himmels.
    Lisa trieb ein bisschen von ihm fort, hob ihr Kinn an und atmete tief ein. Doch jedes Mal, wenn sie zu weit davondriftete, zog Tom sie wieder zurück. Irgendwann ließ er seine Hand unter ihrem Rücken liegen, hielt sie nicht fest, war aber da, falls es nötig war.
    Dann zog er sie wieder an sich, bis ihr Kopf auf seiner Brust ruhte. Behutsam verschränkte er die Arme über ihrem Bauch.
    »Manchmal denke ich, Jillys Erfahrung mit der Liebe war wie eine Lebensmittelvergiftung … Und meine war wie ein langsames Verdursten«, sagte Lisa leise.
    Tom wusste nicht, was er erwidern sollte, und blickte wieder zu den Sternen hinauf. Aber auch sie gaben ihm keine Antwort.
    »Hast du so etwas schon mal empfunden? Als würde ein Teil von dir sterben?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte er.
    Lisa legte ihre Hände auf seine. »Das hier fühlt sich gut an. Ich habe das gebraucht. Ich wusste nicht einmal, wie sehr ich es gebraucht habe.«
    Ein kleines Lächeln huschte über sein Gesicht. »Ich weiß.«
    So blieben sie umschlungen liegen und dösten im warmen Wasser vor sich hin, bis der Orion hinter dem Sparkle Mountain verschwand. Tom spielte mit dem Gedanken, die Nacht so mit Lisa zu verbringen, doch er wusste, dass er zumindest ein paar Stunden Schlaf bekommen sollte, ehe er am nächsten Morgen wieder zur Arbeit musste. »Es ist Zeit zu gehen«, sagte er schließlich, obwohl er es eigentlich nicht wollte.
    Lisa betrachtete Toms runzelige Finger und löste seine Umarmung. Sie schwamm ein Stück von ihm weg, ohne jedoch seine Hände loszulassen. Erst drückte sie sie noch einmal fest, bevor sie sie endlich freigab. Sie stiegen aus dem Pool und liefen zu ihren Sachen. Mit um sich geschlungenen Handtüchern zogen sie ihr nasses Badezeug aus und ihre warmen Fleeceklamotten wieder an. Dann schlüpften sie in ihre Stiefel und streiften Handschuhe und Mützen über. Im Gleichschritt gingen sie durch die Hotellobby hinaus auf die Straße.
    Draußen sah die Welt in Toms Augen plötzlich anders aus. Ihm war nie aufgefallen, wie sehr die kleinen weißen Weihnachtslichter an den kahlen Bäumen nach Galaxien aussahen. Die Sterne über ihnen schienen heller zu leuchten als jemals zuvor. Er konnte nicht anders – er ergriff Lisas Hand und hielt sie den ganzen Weg über fest.
    Vor Lisas Haus ließ Tom ihre Hand los. Lisa umarmte ihn, und er schlang einen Moment lang zaghaft die Arme um sie, ehe er sich wieder von ihr löste. Als sie hineinging, legte sich Tom die Hand aufs Herz.
    Auf dem Weg zum Zwinger kam er am stinkenden Weihnachtsbaum vorbei. Er stand aufrecht im Schnee und war mit Playboy -Dufterfrischern behängt, auf denen Bilder von halb nackten Frauen prangten. Große schwarze Plastikspinnen hingen ebenfalls in den Zweigen. Er lachte. In Sparkle verbreiteten sich Neuigkeiten eben in Windeseile.

 
    10. Kapitel
    Schneebericht für den 24. Dezember
    Aktuelle Temperatur: –9,4°C, Höchstwert: –7,2°C um 13 Uhr, Tiefstwert: –12,8 °C um 4 Uhr.
    Klarer Himmel. Wind aus Südwest mit 32 km / h.
    127 cm am Berg, 147 cm auf dem Gipfel; 0 cm Neuschnee in den letzten 24 Stunden; 3 cm Neuschnee in den letzten 48 Stunden.
    C assie schlug die Augen auf und drehte den Kopf, um das Bild ihrer Mutter auf dem Nachttisch betrachten zu können. »Fröhliche Weihnachten, Mom«, flüsterte sie und biss sich auf die bebende Unterlippe. Sie wollte ihren Vater nicht noch trauriger machen – vor allem nicht an diesem Morgen. Es reichte schon, dass sie in der vergangenen Nacht im Schlaf geschrien und geweint hatte. Es war eine jener Nächte gewesen, nach denen sie sich schwer und steif fühlte, nach denen ihre Lider wie Blei waren und sie die Augen kaum offen halten konnte.
    Es hätte ein schöner Tag sein sollen. Jahrelang hatte Cassie sich auf den Tag gefreut, an dem sie endlich beim Heiligabend- Fackellauf mitfahren konnte. Und jetzt war dieser Tag gekommen. Aber er würde ganz anders werden, als sie ihn sich ausgemalt hatte. Ihre Mom würde fehlen. Sie konnte sich keinen Fackellauf vorstellen, bei dem ihre Mutter nicht mitmachte. Jahr für Jahr hatte sie auf den Schultern ihres Vaters gesessen und zugesehen, wie die Lichter

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