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Eine Freundschaft im Winter

Eine Freundschaft im Winter

Titel: Eine Freundschaft im Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kaya McLaren
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Apartment unter der Skihütte hing ein Plastikkranz. Jill klopfte. Als sie sein »Herein!« hörte, öffnete sie die Tür.
    »Fröhliche Weihnachten!«, sagte Onkel Howard und umarmte Jill liebevoll. Er überreichte ihr zwei eingepackte Geschenke, die ganz nach Büchern aussahen. »Für dich.«
    Jill bog eines der Päckchen in der Hand, um zu sehen, ob sie mit ihrer Vermutung richtiglag. »Ich frage mich, was das wohl sein könnte!«, zog sie Onkel Howard auf. Bevor sie die Geschenke auspackte, griff sie in ihren Rucksack und holte eine Flasche Glühwein heraus sowie ein halbes Dutzend süßer Brötchen mit getrockneten Preiselbeeren und Orangenstückchen, die sie im Sparkle Café erstanden hatte. Sie hatte sich daran erinnert, wie Onkel Howard, als sie ein Teenager gewesen war, immer um Weihnachten herum in einem elektrischen Kocher Glühwein erwärmt hatte.
    Er betrachtete entzückt die Flasche, studierte das Etikett und lächelte. »Von mir aus gerne«, brummte er und holte einen Korkenzieher. Dann legte er zwei von den süßen Brötchen auf Servietten.
    Jill packte das erste Geschenk aus. » Ein Jahr in den Ozark Mountains von Sue Hubbell«, las sie und widmete sich dem Klappentext. »Hört sich gut an.«
    »Als ich im Buchladen erklärt habe, welche Art von Buch ich für dich suche und dass ich nicht wüsste, ob es so etwas überhaupt gibt, hat mir der Buchhändler dieses Buch hier gegeben. Er hat gesagt, es sei das Lieblingsbuch seiner Schwester. Es hört sich wirklich gut an«, sagte Onkel Howard.
    Jill riss das Papier des zweiten Buchs auf. » Erzählungen einer Nomadin von Rita Golden Gelman.« Sie drehte das Buch um, um auch hier die Kurzbeschreibung auf der Rückseite zu lesen.
    »Beide Autorinnen schreiben über ihren unglaublichen Le bensweg nach der Scheidung.«
    Jill zuckte zusammen. Sie konnte sich nicht vorstellen, verheiratet zu bleiben, doch sie konnte sich genauso wenig vorstellen, geschieden zu sein. Trotzdem waren Onkel Howards gute Absichten offensichtlich, und sie bedankte sich bei ihm.
    Sie aßen die süßen Brötchen. »Mmh, die sind echt lecker!«, sagte Onkel Howard und seufzte wohlig. »Hast du etwas von deinen Eltern gehört? Wie geht es meiner Schwester?«
    »Tja, meine Eltern verteilen Volleybälle an die afrikanischen Kinder und erzählen ihnen von König Herodes und dass wir alle verloren gewesen wären, wenn es ihm geglückt wäre, Jesus umzubringen.« Jill zog die Schultern hoch und verdrehte die Augen. »In letzter Zeit musste ich öfter an die monatlich abgehaltenen Fasten- und Zeugnisversammlungen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage denken. Als wäre das Fasten an dem Tag nicht schon Qual genug gewesen, mussten wir uns auch noch anhören, wie jeder Einzelne erzählt hat, was für wertloser Müll er ohne seine Familie und die Kirche wäre. Und auch von uns wurde dieses Bekenntnis erwartet. Also bin ich aufgestanden und habe Zeugnis abgelegt. Aber niemand hat mich dafür gelobt, dass ich es richtig gemacht habe. Und dabei habe ich immer versucht, alles richtig zu machen. Aber es hat nie gereicht. Vielleicht liegt es daran, dass ich einfach nicht duldsam und gottergeben genug bin.«
    Onkel Howard hatte aufmerksam zugehört und schüttelte nun den Kopf. »Nein, duldsam und gottergeben bist du nicht.«
    »Ich hasse es, dass mich das nach all den Jahren noch immer verrückt macht.«
    »Wenn unsere Wahrheit bestritten wird, macht uns das immer verrückt«, entgegnete er.
    »Ich frage mich, wer ich heute wäre, wenn du mich nicht vor alldem gerettet hättest«, sagte Jill.
    »Vielleicht wärst du mit deinen Eltern zusammen in Afrika, würdest Volleybälle verteilen und über die Verdammnis sprechen.« Onkel Howard lächelte, hielt inne und fragte dann behutsam: »Wie geht es dir heute?«
    Sie wusste, dass er über ihren Verlust sprach. »Heute ist es besonders schwer«, antwortete sie leise, und ihre Stimme brach. »Ich … Ich denke die ganze Zeit, dass es so nicht hat sein sollen.«
    Onkel Howard nickte verständnisvoll. »Wenn du kannst, urteile weniger und beobachte mehr. Statt darüber nachzudenken, wie es hätte sein sollen, sieh es dir nur an und denke: ›Hm, ist das nicht interessant?‹ Dann bemerkst du vielleicht ein paar Möglichkeiten, die dir entgangen wären, wenn du noch immer durch deine persönlichen Bindungen geblendet wärst.«
    Das klang schön, war aber doch gerade an diesem Tag für sie nicht umsetzbar. Trotzdem sagte Jill: »Ich werde es

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