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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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der Ferne Sirenen. Notarztwagen mit den ersten Ladungen der Nacht.
    Es war Zeit, zu Abend zu essen und ein Nickerchen zu machen, aber ich wollte noch nicht nach Hause. Vielleicht konnte ich noch einmal unbehelligt durch die Hintertür ins Haus eindringen, ohne dass die Typen im Subaru etwas davon merkten. Ich wollte diese eine Chance nich t für ein Abendessen opfern.
    Ich parkte das Auto in einer Nebenstraße in der Nähe der Kreuzung zwischen der Belmont Avenue und der Sheridan Street und stieg zu einem Schläfchen auf den Rücksitz. Mein nächtlicher Besuch in Jonas Carvers Büro hatte mich den ganzen Tag lang müde und schwerfällig sein lassen. Und dann hatte ich noch lange Fahrten in die Vororte im Norden und Westen hinter mich gebracht. Ganz davon zu schweigen, dass ich vor einem hässlichen Muskelprotz geflohen war.
    Der Impala hatte noch etwas Gutes, dachte ich, als ich nach einer bequemen Lage suchte - auf dem winzigen Rücksitz meines Trans Am hätten meine eins zweiundsiebzig gar keinen Platz gehabt.
    Ich schlief eine ganze Stunde. Helle Lichter schienen mir in die Augen und weckten mich so schnell, dass mein Herz raste. Ich griff nach der Pistole und setzte mich auf, voller Angst, meine Verfolger hätten mich gefunden. Es stellte sich heraus, dass es nur ein Auto war, das parallel zu mir auf der engen Straße parken wollte; es hatte im rechten Winkel zur Straße gewendet. Die Scheinwerfer richteten sich direkt auf den Rücksitz. Ich kam mir ziemlich blöd vor und steckte die Pistole wieder in die Achselhöhle. Ich wühlte in der Handtasche nach einem Kamm und versuchte, mich im Dunkeln so gut wie möglich zu frisieren. Die Leute gegenüber hatten immer noch Mühe, ihr Auto zu manövrieren, als ich aus dem Impala stieg. Um Carol zu beweisen, dass ich durchaus Leute übersehen konnte, die Schwierigkeiten hatten, ging ich an ihnen vorbei. Das Dortmunder Restaurant, ein Lieblingslokal von Lotty und mir, war nur ein paar Kreuzungen entfernt. Es liegt im Keller des Chesterton Hotel und serviert Sandwiches und herzhafte Speisen im Ambiente eines fantastischen Weinkellers. Normalerweise bestelle ich gern eine Flasche kräftigen Wein, einen Saint-Emilion oder dergleichen, aber heute wollte ich nur auftanken, bevor ich mich wieder an die Arbeit machte. Das Personal im Dortmunder begrüßte mich begeistert, wollte wissen, ob die Frau Doktor auch komme. Als ich erklärte, die Frau Doktor sei vor ein paar Tagen bei einem Autounfall verletzt worden, waren sie entsprechend besorgt: Wie war das passiert? Wie ging es ihr? Ich hatte Gewissensbisse, als ich die Situation in groben Zügen schilderte.
    Lisa Vetec, die Enkelin des Besitzers, führte mich zu einem Ecktisch und nahm die Bestellung entgegen. Während sie mir ein Sandwich mit ihrer berühmten ungarischen Salami machten, rief ich Mr. Contreras an. Er war erleichtert, dass ich mich meldete. »Jemand war vor etwa einer Stunde da und wollte zu Ihnen. Ich hab gesagt, Sie sind nicht da, aber er hat mir überhaupt nicht gefallen.«
    Ich fragte Mr. Contreras, wie der Besucher ausgesehen habe. Seine Beschreibung war bruchstückhaft, aber es hätte der Mann gewesen sein können, der mir heute Morgen in das Schnellrestaurant gefolgt war. Falls er es eilig hatte, mich zu erreichen, war unsere Konfrontation nur eine Frage der Zeit. Nun wollte ich diejenige sein, die den Zeitpunkt und den Ort bestimmte.
    Ich klopfte mir mit einem Knöchel gegen die Vorderzähne, während ich über die Lage nachdachte. »Ich glaube, ich ziehe für ein paar Tage aus. In etwa einer Stunde komme ich vorbei, um ein paar Sachen zu holen. Ich komme durch den Hintereingang. Kurz bevor ich da bin, rufe ich an.«
    »Aber wo können Sie denn hin, Engelchen? Ich weiß, meistens verstecken Sie sich bei der Frau Doktor, aber ... « Er brach mit ungewöhnlichem Zartgefühl ab. »Ja, ich kann Lotty nicht mehr in diese Sache hineinziehen, selbst wenn sie das zulassen würde. Mir ist eben aufgegangen, dass ich vielleicht in der Pension, in der Jake Sokolowski wohnt, ein Zimmer bekommen könnte.«
    Das gefiel ihm nicht, nicht aus einem bestimmten Grund, sondern einfach, weil er nicht wollte, dass ich mich so weit aus seiner Nähe entfernte. Es geht weniger darum, dass er mich beaufsichtigen will, wie mir in letzter Zeit klargeworden ist, sondern dass er die Beruhigung braucht, mich in Reichweite zu haben. Schließlich billigte er mein Programm, unter der Bedingung, dass ich ihn anrief - »Regelmäßig,

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