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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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Geschäftsleitung gemacht. »Ich arbeite für eine alte Frau, die gegenüber von mir wohnt, Harriet Frizell. Mrs. Frizell ... na ja, sie gehört zur Racine Avenue von früher. Zu dem Teil, der noch nicht saniert ist. Und jetzt ist sie in Not geraten.«
    Ich schilderte kurz, aber - wie ich hoffte - bewegend die jämmerliche Verfassung von Mrs. Frizell. »Sie war früher hier Kundin, aber irgendwann im Febru ar hat sie ihr Konto auf die U. S. Metropolitan verlegt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie viel hat. Aber ich kann mir auch nicht vorstellen, dass das Paar, das sich die Vormundschaft unter den Nagel gerissen hat, Engel nachbarschaftlicher Barmherzigkeit sind. Ich frage Sie nicht, wie hoch ihre Einlagen hier waren - ich weiß, dass Sie mir das nicht sagen dürfen. Aber könnten Sie mir sagen, ob sie einen Grund für die Verlegung genannt hat?« Alma richtete den strahlenden, fröhlichen Blick einen Moment lang auf mich. »Weshalb interessieren Sie sich dafür, Vic?«
    Ich breitete die Hände aus. »Sagen wir mal, weil sie meine Nachbarin ist. Ihre Welt hat sich um ihre Hunde gedreht. Ich habe versprochen, mich mit um die Hunde zu kümmern, als sie ins Krankenhaus kam, aber nach der Rückkehr von einer Geschäftsreise erfuhr ich, dass sie eingeschläfert worden waren. Ich misstraue den Leuten, die das veranlasst haben.«
    Sie schürzte die Lippen, dachte über die Angelegenheit nach. Schließlich wandte sie sich dem Computer auf der anderen Seite ihres Schreibtischs zu und drückte ein paar Tasten. Ich hätte ein Wochenhonorar - aus einer guten Woche - dafür gegeben, auf den Schirm schauen zu können. Nach einer Weile stand sie auf, sagte knapp: »Bin gleich wieder da«, und ging zur Rückseite der Bank.
    Als Alma in einem Büro verschwunden war, überkamen mich meine niedrigen Instinkte: Ich stand auf und schaute auf den Schirm. Ich sah nichts außer dem Menü. Argwöhnische Person.
    Alma brauchte lange, meinen Fall ihrem Chef vorzutragen. Nach etwa zehn Minuten klingelte das Telefon auf dem Schreibtisch einer anderen Kreditbearbeiterin. Die Frau sprach kurz, stand dann auf und verschwand ebenfalls im Büro. Ich trank den Kaffee aus, den Barbara mir gegeben hatte, lernte einen Prospekt über Autofinanzierung auswendig, fand im Keller der Bank eine elegant ausgestattete Damentoilette und hatte immer noch Zeit, mich in eine Broschüre über Hypotheken zu vertiefen, ehe die beiden Frauen herauskamen.
    Sie blieben kurz am Schreibtisch der zweiten Bearbeiterin stehen, die eine Akte aus ihrer Ablage zog. Alma brachte die Frau zu mir herüber, stellte sie als Sylvia Wolfe vor. Ms. Wolfe, eine große, hagere Frau von etwa sechzig, trug ein adrettes, graues Strickkostüm, das besser zu einer Bank passte als Almas knalliger Aufzug. Sie gab mir die Hand, überließ aber Alma das Reden.
    »Wir haben lange mit Mr. Struthers darüber gesprochen, was wir Ihnen sagen dürfen. Sylvia kam mit, weil sie für Mrs. Frizell zuständig war. Ihre Nachbarin war seit 1926 Kundin bei uns, und es war ein Schlag, sie zu verlieren. Mr. Struthers hat entschieden, dass wir Ihnen den Brief zeigen dürfen, den Mrs. Frizell uns geschickt hat, aber natürlich darf Ihnen Sylvia nichts über ihre Finanzen sagen.«
    Ms. Wolfe blätterte mit geschickten Fingern in einem dicken Ordner und reichte mir wortlos den Brief, in dem Mrs. Frizell verlangte, ihr Konto aufzulösen. Die a lte Frau hatte auf einem ver gilbten, linierten Blatt Papier geschrieben, abgerissen von einem Block, den sie vermutlich seit der Kontoeröffnung hatte. Was sie schrieb, hatte keinen rechten Zusammenhang, als hätte sie den Brief im Verlauf mehrerer Tage verfasst und sich nicht die Mühe gemacht, das durchzulesen, was sie vorher geschrieben hatte, aber der Inhalt war klar.
    Ich habe seit vielen Jahren ein Konto bei Ihrer Bank und hätte nie gedacht, dass Sie eine alte Kundin betrügen, aber alte Frauen werden schrecklich ausgenutzt. Mein Geld bei Ihnen ist alles, was ich habe, und Sie zahlen nur 8 Prozent, aber von einer anderen Bank kann ich 17 Prozent kriegen, und ich muss an meine Hunde denken. Ich will, dass Sie meine Einlagen verkaufen und mein Konto auflösen und mein Geld an U. S. Metropolitan schicken. Das Formular lege ich bei.
    »Siebzehn Prozent? Was in aller Welt kann sie damit meinen?« Sylvia Wolfe schüttelte den Kopf. »Ich habe sie angerufen und versucht, mit ihr darüber zu sprechen, aber sie wollte nicht mit mir reden. Ich habe sie sogar besucht, versucht,

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