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Eine für alle

Eine für alle

Titel: Eine für alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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ihr zu sagen, nur jemand, der alte Leute tatsächlich betrügen will, würde ihr siebzehn Prozent versprechen, aber sie hat gesagt, selbstverständlich stelle ich mich jetzt, wo es zu spät ist, auf diesen Standpunkt. Wir haben ihr geschrieben, dass wir jederzeit bereit sind, ihr Konto gebührenfrei neu zu eröffnen, wenn sie zurückkommen möchte. Dabei mussten wir es bewenden lassen.«
    »Wie hoch waren ihre Einlagen?«, fragte ich.
    Ms. Wolfe schüttelte den Kopf. »Sie wissen, dass ich Ihnen das nicht sagen darf.« Ich drehte den Brief um, musterte ihn, aber er sagte mir gar nichts. Diese Worte hatte sie selbst geschrieben, und sie klangen nicht, als ob sie unter Zwang gestanden hätte, aber genau konnte ich das nicht wissen.
    »Hatte sie hier ein Schließfach?«, fragte ich unvermittelt.
    Die Kreditbearbeiterinnen wechselten wachsame Blicke. »Nein«, sagte Ms. Wolfe. »Ich habe ihr das im Lauf der Jahre mehrmals vorgeschlagen, aber sie bewahrte wichtige Dokumente lieber zu Hause auf. Mir gefiel das nicht, aber sie war kein Mensch, den man leicht überzeugen konnte: Meistens hatte sie schon eine fertige Meinung, ehe das Gespräch anfing.«
    Ich gab Ms. Wolfe den Brief zurück. Als ich ihr für ihre Hilfe dankte, fragte ich mich, wo Mrs. Frizells persönliche Unterlagen sein mochten. Todd und Chrissie hätten nicht versucht, das aus ihr herauszuholen, wenn sie die Dokumente gehabt hätten. »Haben Sie was Sie brauchen, Vic?«, unterbrach mich Alma. Ich hob die Schulter. »Es ist ein Anhaltspunkt, aber ich stehe vor einem Rätsel. Ich möchte gern ihr Konto bei U. S. Met sehen, herausfinden, was in aller Welt die ihr gegen so hohe Zinsen angeboten haben. Und ich möchte wissen, wo ihr Grundbuchauszug ist, wenn sie kein Bankschließfach hatte.«
    »Der ist verschwunden?«, fragte Ms. Wolfe mit Bestürzung in den hellbraunen Augen. »Die jungen Leute, die ihre Angelegenheiten übernommen haben, haben ihn nicht: Die sind am Donnerstag im Krankenhaus aufgetaucht und haben ein Riesentrara gemacht, sie könnten kein Geld für Mrs. Frizells Rechnung auftreiben. Natürlich liegt sie im Cook County - sie werden sie nicht hinauswerfen -, aber weil sie ein Haus besitzt, wird von ihr erwartet, dass sie die Pflege bezahlt.«
    Ms. Wolfe schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, wo sie ihn aufbewahren könnte, den Grundbuchauszug, aber er muss irgendwo im Haus sein.«
    Ich dachte an die Riesenstapel Papier, die noch unberührt im Sekretär steckten. Aber inzwischen hatten Todd und Chrissie das Haus bestimmt gründlich durchsucht. Falls der Grundbuchauszug dort gewesen wäre, hätten sie ihn finden müssen. Ich fragte mich, ob Mrs. Hellstrom etwas wissen mochte. Ich bedankte mich noch einmal bei den Bankangestellten und ging wieder in den schwülen Junitag hinaus.
    Mrs. Hellstrom war in ihrem Garten, fleißig beschäftigt mit einem Riesensack Torfmoos und einer Hacke. Ein Strohhut schützte ihr Gesicht vor der Sonne, und sie trug Handschuhe und eine Kittelschürze über dem Kleid. Sie erklärte, sie freue sich, mich zu sehen, und lud mich auf ein Glas Eistee in die Küche ein, obwohl sie beim Hineingehen einen wehmütigen Blick auf den Garten warf.
    Sie legte die Handschuhe und den Hut auf ein kleines Regal neben der Hintertür. »Ich war gestern Abend im Krankenhaus. Sie haben mir gesagt, dass Sie dort waren, dass Sie Hattie dazu gebracht haben, etwas mehr als üblich zu sagen.«
    Offenbar hatte ich mir dieses Tete-ä-tete mit meinem Auftritt als Engel der Barmherzigkeit verdient. Ich wollte den guten Eindruck nicht verderben, indem ich sagte, ich hätte versucht, Mrs. Frizell zum Reden über ihre Finanzen zu bringen.
    Mrs. Hellstrom zeigte auf einen Stuhl an dem makellos sauberen Resopaltisch. Sie holte eine Kanne aus dem Kühlschrank und nahm zwei bernsteinfarbene Plastikgläser von einem Regal, Gläser wie die, über die Dick vor nur ein paar Stunden die Nase gerümpft hatte. Ich fragte mich, was Dick angesichts seiner Termine wohl mit dem kaffeeverfleckten Hemd machen würde. Vermutlich hatte er eins zum Wechseln im Büro. Oder seine Sekretärin raste zu Neiman-Marcus, um ein neues zu kaufen. Ich machte mir nicht viel aus Tee, und Mrs. Hellstroms Gebräu stammte eindeutig aus einem Beutel, aber ich gab mich gesellig und trank ein paar Schlucke. Der Tee war großzügig gesüßt; ich gab mir Mühe, beim Trinken nicht das Gesicht zu verziehen. Wir sprachen eine Weile über Mrs. Frizell und Mrs. Hellstroms Erinnerungen an sie.

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