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Eine für vier 01 - Eine für vier

Eine für vier 01 - Eine für vier

Titel: Eine für vier 01 - Eine für vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares
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auf, damit der Betrag von ihrem Tagesverdienst abgezogen wurde. Dann verschwand er kurz und kam mit einer durchsichtigen Plastiktüte mit zwei Griffen wieder. »Würden Sie Ihre Sachen von jetzt an bitte hier drin verwahren?«, bat er.
    Liebe Carmen,
    Wenn man solche Verwandte hat, denen man noch nie begegnet ist, bleibt es nicht aus, dass man sie in der Vorstellung ein bisschen idealisiert. So wie Kinder, die adoptiert wurden, immer glauben, dass ihr leiblicher Vater Professor war und ihre leibliche Mutter ein Model.
    Ich glaube, mit meinen Großeltern war es ganz ähnlich. Meine Eltern haben immer gesagt, ich wäre so schön wie Grandma. Deshalb hab ich mir im Lauf der Jahre meine Grandma irgendwie als Cindy Crawford vorgestellt oder so. Grandma ist aber nicht Cindy Crawford. Sie ist alt. Sie hat eine schlecht sitzende Dauerwelle, trägt einen Jogginganzug aus Velours, wie man das von vielen alten Damen kennt, und aus ihren pinkfarbenen flachen Sandalen ragen verhornte Zehennägel hervor. Sie ist im Grunde ganz normal, verstehst du?
    Bapi, den legendären Geschäftsmann der Familie Kaligaris, hab ich mir mindestens einsneunzig groß vorgestellt. Das ist er aber nicht. Er ist klitzeklein. Vielleicht meine Größe. Er hat eine dicke, braune Hose aus Kammgarn an, obwohl wir hier über tausend Grad haben. Und dazu ein weißes Hemd mit einem Reißverschluss am Kragen. Seine Schule sind aus cremefarbenem Kunstleder. Seine Haut hat Altersflecken und er riecht ein bisschen muffig. Er ist aber sehr schüchtern.
    Eigentlich finde ich ja, dass ich sie einfach lieb haben sollte. Aber wie macht man das? Man kann sich schließlich nicht dazu zwingen, einen anderen Menschen zu lieben, oder?
    Ich passe gut auf die JEANS auf. Und ich vermisse dich. Bei dir weiß ich, dass du mich jetzt nicht gleich als fieses Gör abstempeln wirst. Du hattest schon immer eine viel bessere Meinung von mir, als ich es eigentlich verdiene. Ich hab dich ganz doll lieb,
     
    Lena

So was wie Spaß für die ganze Familie
kann es nicht geben.
     
    Jerry Seinfeld

Der Sonnenuntergang war einfach zu schön. Lena geriet fast in Panik, weil sie ihn nicht festhalten konnte. Die Farben auf ihrer Palette, die sie sonst in Entzücken versetzten, sahen hoffnungslos öde aus. Der Sonnenuntergang erglühte in einem Licht von einer Milliarde Watt. Aber in ihren Farben war keine Leuchtkraft enthalten. Sie legte die Palette und ihr sorgfältig vorbereitetes Zeichenbrett oben auf den Schrank, damit sie die Sachen nicht mehr sehen musste.
    Sie kauerte auf der Fensterbank, betrachtete die dunkelrote Sonne, die in die Caldera eintauchte, und versuchte sich daran zu freuen, auch wenn sie es nicht festhalten konnte. Wieso hatte sie immer das Gefühl, angesichts von Schönheit etwas tun zu müssen?
    Unten im Haus hörte sie das geschäftige Treiben, mit dem ein Festmahl vorbereitet wurde. Grandma und Bapi feierten ihre Ankunft mit einem großen Essen und einem Haufen Nachbarn. Ihre Großeltern hatten ihr Restaurant vor zwei Jahren verkauft, aber Lena vermutete, dass sie ihre Liebe zu leckeren Speisen nicht verloren hatten. Würzige Düfte stiegen einer nach dem anderen zu Lenas Zimmer empor und vermengten sich zu einer Vorschau auf das vollständige Essen.
    »Lena! Alles fast fertig!«, rief Grandma aus der Küche hoch. »Zieh dich an und komm runter!«
    Lena warf ihren Koffer und den Seesack so aufs Bett, dass sie den Blick nicht vom Fenster abwenden musste. Sich anzuziehen war für sie selten etwas Aufregendes. Sie trug praktische Sachen, laut Aussage ihrer Freundinnen »langweilig, öde und erbärmlich«. Die Leute sollten nicht noch mehr Grund haben, sie anzusehen und zu glauben, sie durch ihr Äußeres zu kennen. Als Kind war sie allzu oft das Zirkuspferd gewesen.
    Heute aber sprudelte ein bisschen Kohlensäure tief unten in ihrem Bauch. Vorsichtig langte sie unter die Stapel von Kleidungsstücken, um an die J EANS zu kommen. Sie fühlte sich etwas schwerer an, als es eigentlich sein dürfte.
    Lena hielt den Atem an, als sie die J EANS auseinander faltete und dabei tausend Wünsche in die Luft entließ. Damit begann die Geschichte der J EANS , ihr Leben als die J EANS AUF R EISEN . Als sie hineinstieg, spürte sie das volle Ausmaß der gewaltigen Aufgabe, ihr gerecht zu werden. Einen Augenblick lang versuchte sie sich vorzustellen, wie sie in der J EANS große Momente erlebte. Aus unerfindlichen Gründen sah sie stattdessen jedoch Effie mit der J EANS und wurde diese

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