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Eine für vier 01 - Eine für vier

Eine für vier 01 - Eine für vier

Titel: Eine für vier 01 - Eine für vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares
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kleiner Typ streifte sie an der Schulter. »Entschuldigung«, sagte er und verschüttete seinen halben Plastikbecher Bier auf dem Teppich. Er blieb stehen und sah sie an. »Hey«, sagte er.
    »Hey«, murmelte Carmen zurück.
    »Wer bist du?«, fragte er und betrachtete dabei ihren Busen, als hätte er ihre Brüste gefragt.
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich bin, äh, Krista und Paul Rodman, äh... ihre Mutter ist meine...«
    Sein Blick schweifte jetzt wieder von ihr fort. Sie machte sich gar nicht erst die Mühe, ihren Satz zu Ende zu führen. War doch alles egal.
    »Tschüss, bis nachher«, sagte er und ging davon.
    Plötzlich stand sie neben Paul. Das war echt erbärmlich. Er nickte ihr zu. Hielt eine Cola in der Hand. Vermutlich legte er zwischen seinen Bieren gerade mal eine Pause ein. »Hast du Kelly schon kennengelernt?«, fragte er.
    Kelly hatte ihren Arm um Pauls Taille geschlungen. Sie war so attraktiv, dass sie schon wieder hässlich war. Ihre Wangenknochen zeichneten sich allzu deutlich ab, ihre Augen lagen zu weit auseinander, und sie war so mager, dass ihr Schlüsselbein hervorragte.
    »Hallo, Kelly«, sagte Carmen missmutig.
    »Und du bist…?«, fragte Kelly.
    »Ich bin Carmen«, sagte Carmen. Sie konnte es Kelly ansehen, dass sie sich bedroht fühlte, weil Paul ein Mädchen kannte, das ihr unbekannt war. Und da Paul pro Tag nicht mehr als ungefähr sieben Wörter sprach, hatte er Kelly höchstwahrscheinlich nichts davon gesagt, dass bei ihm zu Hause ein Mädchen wohnte. »Ich lebe mit Paul zusammen«, fügte sie hinzu, um Kelly auf eine falsche Fährte zu locken.
    Kelly zog ihre schmalen Augenbrauen bis zum Haaransatz hoch. Und Carmen schwebte davon. »Ich hol mir was zu trinken«, murmelte sie mit einem koketten Blick zu Paul hin.
    Armer Paul. Eine Erklärung würde ihn einen ganzen Jahresvorrat an Wörtern kosten.

Ich habe die Zukunft gesehen
und sie ist wie die Gegenwart. Bloß länger.
     
    Dan Quisenberry

Tibby, würdest du Nicky das Fleisch klein schneiden?«, fragte Tibbys Mutter.
    Normalerweise hätte Tibby aufbegehrt, aber heute beugte sie sich einfach vor und machte sich daran, das Hühnerfleisch zu zerkleinern. Nicky riss das Messer an sich. »Selber machen! Will schneiden!«
    Geduldig löste Tibby seine dicken, klebrigen Fingerchen vom Buttermesser. »Messer, Gabel, Scher und Licht sind für kleine Kinder nicht, Nicky«, sagte sie. Mit ihrem leiernden Tonfall hörte sie sich schon genauso an wie ihre Mutter.
    Nicky brachte seine Gefühle zum Ausdruck, indem er in seine Nudeln griff und zwei große Hand voll auf den Boden schmiss.
    »Schnell den Teller!«, wies ihre Mutter sie an.
    Das machte Tibby auch. Bei Tisch kam es immer dazu, dass Nicky anfing, sein Essen auf den Boden zu werfen. Der Trick bestand darin, diesen Augenblick zu nutzen, um sich seinen Teller zu schnappen.
    Trübsinnig betrachtete Tibby die Nudeln, die auf dem waschbaren blauen Synthetik-Teppich lagen. So fleckenabweisend, wie er war, hegte Tibby den Verdacht, dass er Klarsichtfolie enthielt. Früher gab es einen Strohteppich, der an den Füßen juckte. Früher gab es mexikanische Kerzenständer und Salz– und Pfefferstreuer, die Tibby selbst aus Ton angefertigt hatte. Die jetzigen Streuer stammten aus der Töpferwerkstatt. Den genauen Tag, an dem ihre Salz- und Pfefferstreuer verschwunden waren, wusste Tibby nicht genau, konnte die Zeit aber ungefähr bestimmen. Das geschah kurz nachdem ihre Mom nicht mehr als Bildhauerin arbeitete und eine Prüfung ablegte, um Haus- und Grundstücksmaklerin zu werden.
    »Iigurt! Will Iigurt haben!«, verlangte Nicky.
    Tibbys Mutter seufzte. Sie gab gerade einer sehr schläfrigen Katherine ihr Fläschchen. »Tibby, bist du so lieb und holst ihm einen Jogurt?«, bat sie müde.
    »Ich esse noch«, protestierte Tibby. Vor allem an den Abenden, an denen ihr Vater länger arbeitete, erwartete ihre Mutter von ihr, dass sie einsprang und als zweites Elternteil fungierte. Als wäre es Tibbys Entscheidung gewesen, diese Kinder mit ihr zu bekommen. Das war echt nervend.
    »Also gut.« Tibbys Mom stand auf und ließ Katherine auf Tibbys Schoß plumpsen. Katherine fing an zu schreien. Tibby steckte ihr wieder die Flasche in den Mund.
    Als Tibby klein war, arbeitete ihr Vater als Journalist und Pflichtverteidiger für sozial Schwache und kurz auch mal als Bio-Bauer. Zum Abendessen kam er immer nach Hause. Aber nachdem ihre Mutter damit begann, sich in großen, sauberen Häusern

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