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Eine für vier 01 - Eine für vier

Eine für vier 01 - Eine für vier

Titel: Eine für vier 01 - Eine für vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares
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olivgrüne Kargo-Hose ab. Tibby fiel auf, wie weiß Baileys magere Beine waren und dass sie einen großen, dunklen blauen Fleck hatte, der vom Hüftknochen bis zum Oberschenkel reichte.
    »Au weia, was hast du denn da gemacht?«, fragte Tibby.
    Bailey warf ihr einen »Frag bloß nicht!«-Blick zu und zog die JEANS an. Trotz aller Zauberkraft war sie Bailey doch zu groß. Bailey war ein Winzling. Dennoch strahlte sie und schob die faltigen Hosenbeine über ihre Füße hoch.
    »Alles klar?«, fragte Tibby.
    »Alles klar«, sagte Bailey und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.
    Tibby hielt die Kamera hoch und drückte auf den Startknopf. Durch das Objektiv bekam sie einen etwas anderen Blick auf Bailey. Ihre dünne, fast durchsichtige Haut wirkte rund um die Augen bläulich, so als hätte sie auch hier blaue Flecken.
    »Also, erzähl mir was«, sagte Tibby. Sie war sich nicht sicher, welche Themen Bailey behandeln wollte, und sie schreckte instinktiv davor zurück, ihr direkte Fragen zu stellen.
    Bailey zog ihre bloßen Füße auf den Stuhl hoch, stützte die Arme auf ihren knochigen Knien auf und legte das Kinn auf den Unterarm. Durchs Fenster fiel in schrägen Strahlen die Sonne herein und ließ ihr Haar aufleuchten.
    »Frag mich doch etwas«, sagte Bailey herausfordernd.
    »Wovor hast du Angst?« Die Frage rutschte Tibby heraus, bevor sie überhaupt daran gedacht hatte, sie zu stellen.
    Bailey dachte nach. »Ich habe Angst vor der Zeit«, antwortete sie tapfer und begegnete dem großen Zyklopenauge der Kamera, ohne zu zucken. Bailey hatte nichts von einer Zimperliese an sich und war auch nicht befangen. »Ich meine, ich habe Angst davor, nicht genug Zeit zu haben«, erklärte sie. »Nicht genug Zeit, um die Menschen zu verstehen, um zu verstehen, wie sie wirklich sind, und um selbst verstanden zu werden. Ich habe Angst vor den schnellen Urteilen und vor den Fehlern, die jeder macht. Das lässt sich ohne Zeit nicht wieder gutmachen. Ich habe Angst davor, nur Momentaufnahmen statt Filme zu sehen.«
    Tibby schaute sie fassungslos an. Sie staunte über diese andere Seite von Bailey, über ihre philosophischen Betrachtungen, die weit über ihr Alter hinausgingen. Wurde man von Krebs weise? Hatten diese ganze Chemie und die Bestrahlungen ihr zwölfjähriges Gehirn aufgeladen?
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Was gibts?«, fragte Bailey.
    »Nichts. Es ist nur, dass du jeden Tag für eine Überraschung gut bist«, sagte Tibby.
    Bailey lächelte ihr zu. »Es gefällt mir, dass du dich überraschen lässt.«
    Carma,
    ich schreibe dir vom Postamt aus und diese Eilsendung kostet mehr, als ich bei Wallman’s in zwei Stunden verdiene. Wehe, wenn sie morgen nicht bei dir ist!
    Ich bin mir noch nicht mal im Klaren darüber, was die Jeans für mich bedeutet hat. Es kann etwas sehr Tiefgründiges gewesen sein oder auch nicht. Ich sag dir Bescheid, wenn ich es weiß.
    Du wirst es besser machen, denn du bist die einzig wahre Carma Carmina.
    Jetzt hör ich lieber auf, weil bei der Frau hinterm Schalter gleich die Post abgeht (hihi).
    Alles Liebe,
    Deine Tibby
    Beim Mittagessen sah Grandma zutiefst getroffen und niedergeschlagen aus. Sie sagte, dass sie nicht darüber reden wollte. Wie sich herausstellte, war das so gemeint, dass sie über nichts reden wollte, was Lena und Effie zu berichten hatten. Es genügte ihr, sich selbst zuzuhören.
    »Heute Morgen bin ich Rena begegnet und sie hat kein Wort zu mir gesagt. Könnt ihr euch das vorstellen? Was glaubt diese Frau, wer sie ist?«
    Lena schob ihr tsadsiki auf dem Teller hin und her. Eins musste man Grandma lassen: Sie war nie zu bekümmert, um zu kochen.
    Bapi hatte etwas in Fira zu erledigen und Effie schickte Lena quer über den Tisch eine Mischung aus tausend verschiedenen Blicken zu.
    »Kostos var immer so ein lieber Junge, so ein netter Junge, aber wer kann das schon vissen?«, sagte Grandma nachdenklich.
    Das ging Lena durch und durch. Grandma liebte Kostos. Er war ein ziemliches Ekelpaket, aber in Grandmas Leben stellte er offenbar eine große Quelle der Freude dar.
    »Grandma«, fiel Lena ihr ins Wort. »Vielleicht ist Kostos, vielleicht hat er ja...«
    »Wenn man bedenkt, was er alles durchgemacht hat, musste man wohl mit Problemen rechnen«, fuhr Grandma unbeirrt fort. »Aber ich habe nie etvas davon bemerkt.«
    »Was denn für Probleme?«, wollte Effie wissen.
    »Grandma, vielleicht ist das nicht ganz so passiert, wie du es dir vorstellst«, wagte sich Lena zaghaft vor. Sie

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