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Eine für vier 01 - Eine für vier

Eine für vier 01 - Eine für vier

Titel: Eine für vier 01 - Eine für vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares
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knallen, bevor er vor den Füßen ihres Vaters auf dem Boden landete. Sie blieb noch so lange, bis ihr Vater aufschaute und sie durch das gezackte Loch in der Fensterscheibe sah und wusste, dass sie es war und dass er sie sah und sie ihn sah und dass sie alle beide Bescheid wussten.
    Und dann rannte sie los.
    Tibby,
    ich liebe Duschen im Freien. Ich liebe es, den Himmel zu sehen. Ich bin sogar dazu übergegangen, lieber im Freien auf die Toilette zu gehen als mich in einem der ekligen Außenklosetts einzuschließen. Ich bin eine wilde Kreatur. Ist das die Bezeichnung dafür? Du würdest dieses Naturdasein mit all seinem Gefühlsüberschwang grässlich finden, Tib, aber für mich ist es ideal. Beim bloßen Gedanken an eine Dusche unter einer Zimmerdecke krieg ich Klaustrophobie. Meinst du, dass es jemand merken würde, wenn ich dazu überginge, den Garten als Klo zu benutzen? Ha. Das sollte bloß ein Witz sein. Ich glaube, ich bin nicht dazu geschaffen, in einem Haus zu leben.
    Alles Liebe,
    Deine in tiefsinnige Betrachtungen
    versunkene Bee
    Lena erhielt von der Frau in der Bäckerei eine Wegbeschreibung zur Schmiede und eine Tüte mit kleinem Gebäck. »Antio , schöne Lena«, rief die Frau. Das Städtchen war so klein, dass alle Einheimischen sie inzwischen als die »schöne und schüchterne Lena« kannten. »Schüchtern« war die freundliche Interpretation, die ihr von älteren Leuten zuteil wurde. »Hochnäsig« lautete die unfreundliche Interpretation ihrer Altersgenossen.
    Von der Bäckerei ging Lena auf direktem Weg zur Schmiede, ein niedriges, frei stehendes Backsteingebäude mit einem kleinen Vorhof. Durch das offen stehende Tor des dunklen Gebäudes konnte sie hinten das blau-orangefarbene Feuer sehen. Konnte man heute noch ernsthaft seinen Lebensunterhalt damit verdienen, dass man Hufeisen und Bootsbeschläge machte? Mit einem Mal empfand sie einen stechenden Schmerz, eine tiefe Trauer um Kostos und seinen Großvater. Zweifellos träumte Kostos’ Bapi davon, dass sein Enkel den Familienbetrieb übernahm und ihn ins nächste Jahrhundert weiterführte. Aber sie konnte sich vorstellen, dass Kostos es nicht auf die London School of Economics geschafft hatte, um sein Leben als Schmied in einem winzigen griechischen Dorf zu verbringen.
    Das war so wie bei ihrem Vater, der in Washington ein geachteter Anwalt war, aber ihre Großeltern waren nach wie vor bestürzt, weil ihr Sohn kein Restaurant eröffnet hatte. Sie waren überzeugt davon, dass er das schon noch tun würde, sowie der richtige Zeitpunkt dafür gekommen war. »Er kann immer auf seine Kochkünste zurückgreifen«, sagte Grandma zuversichtlich, sobald vom Beruf ihres Sohnes die Rede war. Zwischen der Insel und der großen Welt lag eine geheimnisvolle Kluft, ganz so, wie sie zwischen Alt und Jung, Antik und Neu bestand.
    Nervös stand Lena am Ausgang zum Hof herum. Kostos würde jetzt jeden Augenblick seine Mittagspause machen. Mit schweißnassen Händen knautschte sie die Papiertüte zusammen. Sie war seltsam befangen, was ihr Aussehen anbetraf. Heute Morgen hatte sie sich die Haare nicht gewaschen, sodass sie oben am Ansatz vermutlich etwas fettig aussahen. Ihre Nase war vom Sonnenbrand gerötet.
    Als er in der Tür auftauchte, begann ihr Puls zu hämmern. In seinen dunklen Kleidern sah er verrußt und altmodisch aus. Von dem Kopfschutz, den er trug, waren die Haare ganz zerzaust und sein Gesicht war rot und glänzte vor Schweiß. Sie heftete den Blick auf ihn. Sieh mich bitte an. Das machte er jedoch nicht. Er war zu höflich, um nicht mit einem kleinen Nicken zu reagieren, als er an ihr vorüberging. Aber jetzt war er an der Reihe, sie zu ignorieren und ihr keine Chance zu geben, mit ihm Kontakt aufzunehmen.
    »Kostos!«, rief sie schließlich. Er gab keine Antwort. Sie wusste nicht, ob er sie ignorierte, obwohl er sie gehört hatte, oder ob sie zu lange gewartet hatte, um ihn anzusprechen.
    Carmen lief immer weiter, mit Beinen, die mit ihrem Körper gar keine Verbindung mehr zu haben schienen. Sie rannte den ganzen Weg bis zum Bach, sprang hinüber und ließ sich auf der gegenüberliegenden Uferböschung nieder. Ihr fiel ein, dass die magische Jeans dreckig werden würde, aber dieser Gedanke wurde von tausend anderen verdrängt und sie ließ ihn wieder davonschweben. Sie sah zum Himmel hoch, betrachtete das Spitzenmuster aus Eichenblättern, das sich tiefschwarz abhob. Sie breitete die Arme aus, als wäre sie gekreuzigt worden.
    Lange blieb sie so

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