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Eine für vier 01 - Eine für vier

Eine für vier 01 - Eine für vier

Titel: Eine für vier 01 - Eine für vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares
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böte.
    Natürlich konnte sie nicht schlafen. Und hier liegen bleiben konnte sie auch nicht. Ihre Beine wollten einfach nicht still halten. Wenn sie im Camp herumlief, würde sie vielleicht geschnappt werden, noch bevor sie überhaupt dazu gekommen war, etwas wirklich Schlimmes zu machen. Stattdessen lief sie zur Landzunge hinaus. Dort setzte sie sich auf einen Felsen, schob die Aufschläge der J EANS bis zu den Knien hoch und ließ die Beine ins Wasser hängen. Mit einem Mal hätte sie gern eine Angel gehabt.
    Ihr fiel die Stelle an der Ostseite der Chesapeake Bay ein, zu der ihr Bruder und sie als Kinder immer gegangen waren. Sie hatten jeden Tag geangelt. Das war die einzige Aktivität in freier Natur, an die sie sich bei ihm erinnern konnte. Jeden Tag hatte er seinen größten Fisch behalten. Er lernte, die Fische zu säubern und auszunehmen. Jeden Tag hatte sie alle ihre Fische wieder ins Wasser geworfen. Noch lange danach hatte sie sich jeden Fisch im Wye River mit einem Loch im Maul vorgestellt und dabei schmerzliche Reue empfunden.
    Ihre Mutter sah sie dort nicht vor sich, obwohl sie wusste, dass sie da gewesen war. Vielleicht hatte sie eine ihrer müden Phasen gehabt, bei denen sie den ganzen Tag im Bett blieb und die Jalousien herunterließ, um ihre Augen zu schützen.
    Bridget gähnte. Die wilde Energie wich aus ihren Gliedern und ließ eine tiefe Erschöpfung zurück. Vielleicht sollte sie heute Nacht einfach schlafen und sich das Abenteuer für morgen aufheben.
    Oder sie konnte jetzt sofort zu ihm gehen. Wieder stellte sie sich das als Herausforderung vor. Die konnte sie nicht einfach ignorieren. Ich denke, also mach ich. In ihren Füßen fing wieder dieses aufgeregte Kribbeln an und löste einen Krampf in ihren überanstrengten Waden aus.
    Es brannte nirgendwo mehr Licht. Jetzt war es spät genug. Sie warf einen Blick auf ihren einsamen Schlafsack am Strand. Auf Zehenspitzen lief sie über die glitschigen Felsen zurück.
    Ob er schon auf sie wartete? Er würde wütend werden. Oder ihr erliegen. Oder eine Mischung aus beidem.
    Sie drängte ihn; das war ihr klar. Sie drängte sich auch selbst, trieb sich vorwärts. Das konnte sie nur schwer abstellen.
    Wie ein Gespenst glitt sie lautlos an seiner Tür vorbei. Er schlief nicht. Er saß aufrecht da. Als er sie sah, stieg er aus dem Bett. Sie sprang von der kleinen Veranda herunter und lief zwischen den Palmen hindurch zum Rand des Sandstrands. Er folgte ihr ohne Hemd, in seinen Boxershorts. Er hätte ihr nicht folgen müssen.
    Ihr Herz schnurrte. Sie streckte die Arme nach ihm aus. »Hast du gewusst, dass ich kommen würde?«, fragte sie.
    »Ich wollte nicht, dass du kommst«, sagte er. Dann legte er eine lange Pause ein. »Ich hatte gehofft, dass du kommst.«
    In ihren romantischen Fantasien spielte Bridget meistens sehr ausführlich mit den Vorbereitungen, dem ganzen Aufbau. Im schnellen Vorlauf nach vorn und dann spulte sie zurück, zurück, zurück. In ihrer Fantasie hatte sich Bridget wieder und wieder zu dem heftigen Kuss zurückversetzt, und er war dabei immer perfekter geworden. Aber darüber hinaus war sie nie gegangen.
    Nachdem sie Eric verlassen hatte, lag sie in ihrem Schlafsack noch lange wach. Ein Schauder durchlief sie. In ihren Augen standen Tränen. Und tropften herunter. Aus Trauer oder weil alles so seltsam war oder aus Liebe. Solche Tränen stellten sich ein, wenn sie von irgendwas allzu sehr erfüllt war. Sie musste etwas Platz schaffen.
    Sie sah zum Himmel hinauf. Heute Nacht war er größer. Heute Nacht stiegen ihre Gedanken zu ihm empor und fanden nichts, woran sie abprallen konnten. Es war ganz so, wie Diana es gesagt hatte. Sie schweiften immer weiter, bis nichts mehr wirklich schien. Nicht einmal die Gedanken. Noch nicht mal das Denken an sich.
    Sie hatte sich in ihrem Verlangen an ihn geklammert, unsicher, schamlos und voller Angst. In ihrem Körper tobte ein Sturm, und als der Sturm zu gewaltig wurde, stieg sie aus. Sie schwebte zu den Palmwedeln empor. Das hatte sie auch schon früher gemacht. Sie würde das Schiff ohne den Kapitän untergehen lassen.
    Zwischen ihnen hatte eine unermessliche Intimität stattgefunden. Die war auch jetzt noch bei ihr, stand auf wackeligen Beinen und wartete darauf, versorgt zu werden. Bridget wusste nicht, wie sie das tun sollte.
    Sie holte ihre Gedanken wieder ein, wickelte sie wie eine Drachenschnur auf.
    Vorsichtig rollte sie ihren Schlafsack zusammen, klemmte ihn unter den Arm und schlich in

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