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Eine für vier 01 - Eine für vier

Eine für vier 01 - Eine für vier

Titel: Eine für vier 01 - Eine für vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares
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über Friends zu lachen oder ihren Computer bei seinem blöden Produktnamen zu nennen und ihn als ihren »Vaio« zu bezeichnen.
    Carmen setzte sich im Bett auf und betrachtete den Kalender an der Wand. Obwohl sie den Hochzeitstag ihres Vaters gar nicht eingetragen hatte, sprang er ihr förmlich entgegen. Nur noch drei Wochen. Machte es ihrem Vater überhaupt etwas aus, dass sie nicht dabei sein würde?
    An dem Tag, an dem Carmen aus South Carolina abgehauen war, hatte ihr Vater kurz bei ihrer Mutter angerufen, um sich bestätigen zu lassen, dass sie heil und sicher zu Hause war. Vor einer Woche hatte er wieder angerufen und mit Christina etwas Finanzielles geklärt, das mit Carmens Krankenversicherung für den Zahnarzt zu tun hatte. Sie konnte es nicht fassen, wie viel die beiden darüber zu sagen hatten, was steuerlich abziehbar war. Er hatte nicht darum gebeten, dass Carmen an den Apparat kam.
    Natürlich hätte Carmen ihn anrufen können. Sie hätte sich entschuldigen oder zumindest eine Erklärung für ihr Verhalten abgeben können. Das hatte sie jedoch nicht getan.
    Wie eine Katze strich ihr die eigene Schuld um die Beine und sprang auf ihr Bett, um sich bei ihr einzuschleichen. »Verschwinde«, befahl sie der Schuld. Sie malte sich aus, wie sie sich an sie schmiegte und mit dem Schwanz ihre Wange streifte. Die Schuld bedrängte sie ausgerechnet dann am meisten, wenn sie am wenigsten damit umgehen konnte. Katzen liebten immer die Menschen, die allergisch auf sie waren.
    Sie würde sie nicht aufnehmen. Auf keinen Fall. Sie würde sie vor die Tür setzen. Dort konnte sie schreien, so viel sie wollte.
    Ohne dass sie es wollte, tauchte vor ihrem geistigen Auge das Gesicht ihres Vaters hinter der zerbrochenen Fensterscheibe auf. Er war mehr als nur erstaunt. Er konnte einfach nicht fassen, was er sah. So etwas hatte er ihr nicht zugetraut; er hatte sie für besser gehalten, als sie war.
    »Also gut, komm her.« Die Schuld drehte sich auf ihrem Bauch im Kreis und richtete sich häuslich ein, kuschelte sich für einen längeren Aufenthalt zusammen.

Wünsch dir alles, was du willst.
Arbeite für alles, was du brauchst.
     
    Carmens Großmutter

»Das rätst du nie!« Effie hatte knallrote Wangen und sie legte auf dem Kachelboden ein flottes Tänzchen hin.
    »Was denn?«, fragte Lena und schaute von ihrem Buch auf.
    »Ich hab ihn geküsst.«
    »Wen?«
    »Den Kellner!« Effie schrie schon fast.
    »Den Kellner?«
    »Den Kellner! O mein Gott! Griechen sind viel besser im Knutschen als Amerikaner!«, verkündete Effie.
    Lena sah ihre Schwester fassungslos an. Sie konnte nicht glauben, dass sie und Effie von denselben Eltern stammten. Offensichtlich war das auch nicht der Fall. Eine von ihnen war adoptiert. Da Effie ihren Eltern wie aus dem Gesicht geschnitten war, blieb nur noch Lena. Vielleicht war sie Bapis uneheliche Tochter. Vielleicht war sie in Wirklichkeit auf Santorin geboren.
    »Effie, du hast mit ihm rumgeknutscht? Was ist mit Gavin? Du weißt schon, dein Freund?«
    Effi zuckte fröhlich mit den Schultern. Ihr strahlendes Glück machte sie immun gegen Schuldgefühle. »Du hast doch selbst gesagt, dass Gavin wie eine Speckschwarte riecht.«
    Das stimmte. »Aber Effie, du weißt doch noch nicht mal, wie der Typ heißt! Hast du ihn mit >Kellner< angesprochen? Ist das nicht ziemlich daneben?«
    »Ich weiß, wie er heißt«, sagte Effie unbekümmert. »Und zwar Andreas. Er ist siebzehn.«
    »Siebzehn! Effie, du bist erst vierzehn«, stellte Lena klar. Selbst in ihren eigenen Ohren hörte sie sich wie die Direktorin einer äußerst strengen Schule an.
    »Na und? Kostos ist achtzehn.«
    Jetzt wurden Lenas Wangen genauso rot wie die von Effie. »Also, ich hab mit Kostos aber nicht rumgeknutscht«, stieß sie hervor.
    »Selber schuld«, sagte Effie und spazierte zur Tür hinaus.
    Lena schmiss ihr Buch auf den Boden. Sie hatte sowieso nicht wirklich gelesen. Dafür war sie zu unglücklich, hatte den Kopf voll mit anderen Dingen.
    Effie war vierzehn und hatte schon viel mehr Jungen geküsst als sie. Lena galt als die Hübsche, aber Effie war immer die mit einem Freund. Aus Effie würde einmal eine glückliche alte Frau mit einer großen Familie werden. Sie würde ringsum von Menschen umgeben sein, die sie liebten, und Lena wäre die hagere alte Jungfrau, eine komische Tante, die nur eingeladen wurde, weil sie einem Leid tat.
    Sie holte ihre Malsachen hervor, baute alles auf und betrachtete die Aussicht von ihrem Fenster.

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