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Eine für vier 01 - Eine für vier

Eine für vier 01 - Eine für vier

Titel: Eine für vier 01 - Eine für vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares
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sie von dem gefräßigen Chaos nicht sofort verschlungen wurde. »Zieh sie an und geh.«
    »Nein«, stieß Tibby rau hervor.
    Carmen verschwand zur Tür hinaus.
    Tibby fröstelte und schnatterte. Begriff Carmen denn nicht, dass ihr Herz nicht funktionierte und ihr Hirn ein Aneurysma hatte und sich ihr Nasenpiercing entzündet hatte?
    Mehrere Stunden lang verfiel sie in einen Dämmerzustand. Als sie aufwachte, sah sie die J EANS im bläulichen Licht der Talk-Show Jay Leno erstrahlen. Die J EANS sagte ihr, dass sie ein schrecklicher Mensch war, und damit hatte sie auch Recht. Tibby sank wieder aufs Kissen zurück und spürte das Gewicht der J EANS auf ihren Füßen und Knöcheln lasten. Sie schien so ungefähr fünfzig Pfund zu wiegen. Wer konnte in einer so
schweren Jeans überhaupt laufen? »Lass dich überraschen«, teilte Jay Leno ihr mit. Sie starrte ihn an. Das hatte er eben doch nicht gesagt.
    Verängstigt sprang sie aus dem Bett. Ihr Herz raste in einem unregelmäßigen Rhythmus. Was wäre, wenn sie gar keine Zeit mehr hatte? Wenn alles schon vorbei war?
    Sie zog sich die Schlafanzughose aus und stieg in die J EANS . Sie fuhr mit den Füßen in ein Paar Clogs. Ihre Haare waren so schmutzig, dass sie jenseits von Gut und Böse waren und schon wieder sauber aussahen.
    Draußen auf der Straße wurde ihr bewusst, dass es schon fast Mitternacht war und sie ihre Schlafanzugjacke noch anhatte. Wer würde sie im Krankenhaus jetzt noch zu Bailey lassen? War die Besuchszeit nicht um acht Uhr zu Ende?
    Sie machte kehrt und holte ihr Fahrrad aus der offenen Garage. Ihr blieb nicht mehr sehr viel Zeit. Bailey hatte Angst vor der Zeit.
    Sie raste durch die Straßen. Die Ampeln auf der Wisconsin Avenue blinkten gelb.
    Das normale Krankenhausportal lag fast im Dunkeln, aber der Eingang zur Notaufnahme war hell erleuchtet. Tibby ging hinein und lief an einer Reihe bedauernswerter Menschen auf Plastikstühlen vorbei. Selbst Notfälle wurden langweilig, wenn man ein paar Stunden hier gewartet hatte.
    Zum Glück hielt die Frau an der Rezeption gerade den Kopf gesenkt. Tibby spazierte einfach an ihr vorbei. Sie machte sich auf den Weg zu einem Fahrstuhl.
    »Kann ich dir helfen?«, fragte eine Krankenschwester, die ihr entgegenkam.
    »Ich, äh, suche meine, äh, Mutter«, log Tibby unbeholfen. Sie ging weiter. Die Schwester kam ihr nicht hinterher.
    Tibby stieg die Feuerleiter zur Ebene des Haupteingangs hoch, drückte sich im Treppenhaus herum, bis die Luft vollständig rein war, und sauste dann zum Fahrstuhl.
    Im Fahrstuhl stand ein Arzt, der ziemlich müde aussah. Tibby verrenkte sich das Gehirn nach einer Ausrede, aber dann wurde ihr klar, dass es ihm im Grunde ganz egal war, was sie hier trieb. Offensichtlich hatte er an Wichtigeres zu denken als an die Sicherheitsmaßnahmen im Krankenhaus.
    Im vierten Stock stieg sie aus und huschte sofort durch eine offene Tür. Im Stockwerk war es sehr still. Die Rezeption befand sich zu ihrer Linken, aber ein Schild wies daraufhin, dass Zimmer 448 rechts von ihr lag. Im Flur nach rechts war ein Stück weiter unten ein Schwestemzimmer. Tibby wagte kaum zu atmen, während sie wie eine Spinne an der Wand entlangkroch. Zum Glück war Zimmer 448 ganz in der Nähe. Die Tür stand einen Spalt auf. Tibby schlüpfte hindurch.
    In dem kleinen Vorraum hielt sie an, schindete noch ein bisschen Zeit. Von hier konnte sie Jay Leno oben auf einem an der Decke montierten Fernseher sehen, wie er tonlos seine Schau abzog. In den Sesseln am Fenster waren keine Eltern zu entdecken. Tibby musste sich dazu überwinden, weiter hineinzugehen.
    Sie hatte Angst davor, eine andere Bailey zu sehen, ein Überbleibsel von ihr. Aber das Mädchen, das im Bett lag und schlief, sah genauso aus wie das Mädchen, das sie kannte. Nur dass ihr Schläuche am Handgelenk hingen und ein Schlauch in der Nase steckte. Tibby hörte, wie ihrer eigenen Kehle ein kleines, hohes Japsen entschlüpfte. Dort drin sprudelten so viele Emotionen hoch, dass sich nicht alle zurückhalten ließen.
    Bailey wirkte so winzig unter der Bettdecke. Am Hals sah Tibby den Puls pochen. Behutsam griff Tibby nach Baileys Hand. Sie bestand aus lauter Vogelknöchelchen. »Hi, Bailey, ich bin’s«, flüsterte sie. »Das Mädchen von Wallmans.«
    So klein, wie Bailey war, gab es genug Platz, dass Tibby sich neben sie aufs Bett setzen konnte. Bailey hielt die Augen weiter geschlossen. Tibby führte Baileys Hand an ihre Brust und hielt sie dort fest. Als auch ihr

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