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Eine für vier 01 - Eine für vier

Eine für vier 01 - Eine für vier

Titel: Eine für vier 01 - Eine für vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares
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los
mit Mom und mir?« Ihre Stimme kippte schmerzhaft um. Tränen begannen zu fließen. Jetzt spielte es gar keine Rolle mehr, ob er überhaupt noch zuhörte; sie musste weiterreden.
    »Warum war deine alte Familie nicht gut genug? Warum bist du weggezogen? Warum hast du mir versprochen... dass unser Kontakt nur noch enger werden würde?« Sie brach ab, um wieder zu Atem zu kommen. »W-Warum hast du dauernd behauptet, dass es so wäre, obwohl das gar nicht stimmte?« Jetzt
schluchzte sie richtig. Ihre Worte stiegen und fielen mit den hochgehenden Wogen ihres Weinens. Sie fragte sich, ob er überhaupt noch verstehen konnte, was sie sagte.
    »Warum besucht Paul seinen Säufervater jeden Monat und du besuchst mich zwei-, dreimal im Jahr? Ich hab doch nichts gemacht, oder?«
    Jetzt verwendete sie gar keine Worte mehr und weinte nur noch, möglicherweise sehr lange; das wusste sie nicht so recht. Schließlich wurde sie ruhiger. War er überhaupt noch dran?
    Als sie den Hörer ans Ohr hielt und lauschte, hörte sie einen gedämpften Laut. Atemzüge. Nicht trocken. Nass.
    »Carmen, es tut mir Leid«, sagte er. »Es tut mir so Leid.«
    Das konnte sie ihm vielleicht sogar glauben. Sie merkte nämlich, dass zum ersten Mal in ihrem Leben auch er weinte.
    Als Tibby am nächsten Nachmittag gerade in Schlaf sank, klopfte es an ihrer Tür. »Hau ab!«, blaffte sie.
    Wer konnte das sein? Ihre Eltern waren auf der Arbeit, und Tibby hatte Loretta hinreichend Angst eingejagt, um sie ein für alle Mal von ihrem Zimmer fern zu halten.
    »Tibby?«
    »Hau ab«, wiederholte sie.
    Die Tür öffnete sich einen Spalt. Carmens Kopf tauchte auf. Als sie die Müllberge auf dem Boden und dem Bett entdeckte und sah, wie grauenhaft Tibby aussah, wurde Carmens Gesicht ganz spitz vor Sorge. »Tibby, was ist denn los?«, fragte sie leise. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    »Mir geht’s bestens«, fauchte Tibby und ließ sich wieder unter die Decke sinken. »Geh bitte weg.« Sie drehte den Ton lauter. Nach einer kurzen Werbepause kam Oprah wieder zurück.
    »Was schaust du dir da an?«, fragte Carmen.
    Da die Jalousien heruntergelassen waren, gab es außer dem Fernseher und den gewaltigen Müllbergen nicht viel zu sehen.
    »Oprah. Sie ist so teilnahmsvoll, weißt du«, fauchte Tibby.
    Carmen watete zwischen den Haufen hindurch und setzte sich auf Tibbys Bett. Das war ein Zugeständnis an ihre Sorge um Tibby, denn normalerweise hasste Carmen jedes Chaos, das nicht von ihr selbst stammte. »Tibby, sag doch bitte, was los ist. Du machst mir Angst.«
    »Ich will nicht reden«, sagte Tibby mit versteinerter Miene. »Ich will, dass du gehst.«
    Das Telefon fing wieder an zu klingeln. Tibby funkelte es so böse an, als handelte es sich um eine Klapperschlange. »Geh nicht ran«, befahl sie.
    Biiiep, machte der Anrufbeantworter. Mit einem Mal stürzte sich Tibby darauf und suchte wie wild nach dem Lautstärkeregler. Dabei schmiss sie das ganze Ding auf den Boden.
    Die Stimme, die auf den Anrufbeantworter sprach, drang immer noch laut und deutlich durch. »Tibby, hier ist noch mal Baileys Mutter. Du sollst wissen, was hier abläuft. Bailey geht es nicht so gut. Sie hat eine Infektion und...« Tibby konnte hören, wie Mrs Graffman heftig die Luft einsog. Es klang, als hätte sie die Lunge voller Wasser. »Wir - wir hätten es wirklich sehr gern, dass du kommst. Das würde Bailey viel bedeuten.« Sie gab ein kleines Schluchzen von sich und legte auf.
    Tibby konnte Carmen nicht ansehen. Sie wollte überhaupt nichts sehen. Sie konnte spüren, wie Carmens Augen kleine Tunnel in ihr Gehirn bohrten. Sie spürte Carmens Arm um ihre Schultern. Tibby schaute weg. Hinter ihren Augenlidern lauerte eine unendliche Anzahl von Tränen in Wartestellung.
    »Geh doch einfach. Bitte.« Tibbys Stimme schwankte.
    Und weil Carmen Carmen war, küsste sie Tibby auf die Schläfe, stand auf und ging.
    »Danke«, flüsterte Tibby ihr hinterher.
    Da Carmen aber nun mal Carmen war, kreuzte sie eine Stunde später doch wieder als ungebetener Gast in Tibbys Zimmer auf. Diesmal klopfte sie noch nicht mal an. Sie kam einfach herein.
    »Tibby, du musst zu ihr«, sagte Carmen leise und schwebte in Tibbys halb wachem Traum zu ihr an die Bettkante.
    »Hau ab«, befahl Tibby schlafbefangen. »Ich kann mich nicht rühren.«
    Carmen stieß hörbar die Luft aus. »Klar kannst du das. Ich hab dir die J EANS mitgebracht.« Sie breitete sie über Tibbys Füße. Das war der einzige Platz im Zimmer, wo

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