Eine für vier 01 - Eine für vier
meine Gefühle nicht erwidert?«
Effie dachte darüber nach. Lena wartete, rechnete mit einer beruhigenden Antwort, hoffte darauf. Sie wollte Effie sagen hören, dass Kostos natürlich ihre Gefühle erwiderte. Wie wäre es anders möglich? Aber das sagte Effie nicht.
Stattdessen nahm sie Lenas Hand in ihre. »Das hab ich damit gemeint, dass du tapfer sein musst.«
Als Tibby im Krankenhausbett aufwachte, sah sie Baileys Blick auf sich gerichtet. Und den der Krankenschwester, die gerade Baileys Frühstück hereinbrachte. Bailey schaute erfreut drein. Die Schwester leicht verärgert.
»Wünsche wohl geruht zu haben«, sagte sie, musterte Tibby unter ihren Augenbrauen hervor und schenkte ihr die Andeutung eines kleinen Lächelns.
Tibby rutschte vom Bett herunter. »Entschuldigung«, sagte sie schlaftrunken. Sie hatte auf Baileys Kopfkissen einen Sabberfleck hinterlassen.
Die Schwester schüttelte den Kopf. Ihr Gesichtsausdruck hatte nichts Böses an sich. »Mrs Graffman war ganz schön überrascht, als sie dich gestern Nacht hier vorfand«, sagte sie zu Tibby. »Ich schlage vor, dass du das nächste Mal doch lieber zu den normalen Besuchszeiten kommst.« Sie schaute von Tibby zu Bailey hinüber. »Wie ich gehört habe, kennst du diese junge Dame.«
Bailey nickte. Sie lag immer noch flach auf dem Rücken, aber ihre Augen waren hellwach.
»Vielen Dank«, sagte Tibby.
Die Schwester sah auf der Tabelle nach, die am Fußende von Baileys Bett hing. »Ich komm in ein paar Minuten wieder und seh nach, ob du Hilfe dabei brauchst.« Sie wies mit den Augen auf das Tablett mit dem Frühstück.
»Brauch ich nicht«, sagte Bailey.
Bevor die Schwester das Zimmer verließ, bedachte sie Tibby mit einem strengen Blick. »Iss ihr nicht das Frühstück weg.«
»Mach ich nicht«, versprach Tibby.
»Komm doch wieder her«, sagte Bailey und klopfte mit der Hand auf die Matratze.
Tibby stieg wieder zu ihr aufs Bett. »Hallo«, sagte sie. Fast hätte sie gefragt: »Wie geht’s dir?«, aber es gelang ihr, sich das zu verkneifen.
»Du hast die J EANS an«, stellte Bailey fest.
»Ich hab Hilfe gebraucht«, erklärte Tibby.
Bailey nickte.
»Mimi ist gestorben.« Tibby konnte nicht glauben, dass sie das gesagt hatte. Ohne Vorwarnung begann sie große, dicke Tränen zu weinen.
Ein zartes Tränchen lief Bailey übers Gesicht. »Ich wusste, dass irgendwas nicht stimmt«, sagte sie.
»Es tut mir Leid«, sagte Tibby.
Bailey schüttelte den Kopf, um die Entschuldigung abzuwehren. »Ich wusste, dass du gestern Nacht hier warst. Das hat mir gute Träume beschert.«
»Das freut mich.«
Bailey schaute auf die Uhr. »Du musst gehen. In dreizehn Minuten fängt deine Schicht an.«
»Was?« Tibby war ehrlich verwirrt.
»Bei Wallman’s.«
Tibby fegte das mit einer Handbewegung beiseite. »Das ist unwichtig.«
Bailey machte ein ernstes Gesicht. »Es ist wohl wichtig. Das ist dein Job. Duncan rechnet mit dir, weißt du? Also los.«
Tibby schaute sie ungläubig an. »Du willst wirklich, dass ich gehe?«
»Ja.« Dann wurde ihre Stimme ein bisschen weicher. »Ich möchte aber, dass du wiederkommst.«
»Das mach ich«, sagte Tibby.
Als sie in die Eingangshalle kam, sah sie Carmen dort sitzen. Carmen stand auf, als sie Tibby entdeckte, und umarmte sie. Tibby erwiderte die Umarmung.
»Ich muss zur Arbeit«, sagte Tibby wie betäubt.
Carmen nickte. »Ich begleite dich.«
»Ich hab aber mein Fahrrad da.«
»Dann begleite ich eben dich und dein Fahrrad«, sagte Carmen.
Unmittelbar vor den automatischen Türen blieb Carmen stehen. »Ach, warte noch. Ich brauch die J EANS .«
»Jetzt sofort?«
»Ich glaub schon«, sagte Carmen.
»Irgendwie hab ich sie aber grad an«, stellte Tibby klar.
Carmen packte sie am Arm und zerrte sie in die Toilette. Dort zog sie ihre himmelblaue Schlaghose aus und hielt sie Tibby hin.
Es war ein weiterer Beweis für die Zauberkräfte der J EANS , dass Carmen großartig in ihr aussah - während Tibby in Carmens himmelblauer Schlaghose einen lächerlich blöden Anblick bot.
Obwohl Carmen in den letzten beiden Wochen jeden Morgen bis mindestens zehn Uhr geschlafen hatte, stand sie am neunzehnten August zusammen mit der Sonne auf. Sie wusste, was sie tun würde. Sie zog die J EANS an und war ganz verliebt in diesen eng anliegenden, perfekten Sitz, der sich anfühlte, als liebte die J EANS auch sie. Sie fuhr mit den Füßen in Pantoletten mit Leopardenmuster und knöpfte schnell die Perlmuttknöpfe an einem
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