Eine für vier 01 - Eine für vier
Ja.
Sie gingen über die Landzunge bis zum Hauptstrand von Coyote Beach. Schweigend gingen sie an den Wohnmobilen vorbei bis zu einer entlegenen Stelle ganz hinten, wo Palmen und Kakteen den Sand ablösten. Hinter ihren Rücken loderte der Sonnenuntergang.
»Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Gestern nach dem Spiel und überhaupt...«
An seinem Blick konnte sie erkennen, dass er das ernst meinte.
Sie nickte. »Ich spiel nicht immer gut.«
»Aber du hast ein herausragendes Talent, Bridget. Das musst du doch wissen. Du weißt, dass alle dich für einen Star halten.«
So wie jeder Mensch hörte Bridget gern Komplimente, aber dieses Kompliment brauchte sie nicht. Sie wusste, wie sie war.
Er buddelte im Sand. Glättete die Wände der Kuhle, die er gegraben hatte. »Ich hab mir Sorgen gemacht, dass das, was zwischen uns vorgefallen ist... Ich habe mir Sorgen gemacht, dass dich das verletzt hat. Vielleicht mehr, als ich zu diesem Zeitpunkt begriffen habe.«
Sie nickte wieder.
»Du hast noch nicht viel Erfahrung mit Männern, stimmt’s?«, fragte er. Seine Stimme war sanft. Es lag nichts Forderndes darin. Er wollte ihr helfen.
Sie nickte wieder.
»Ach. Ich wollte, das hätte ich gewusst.«
»Ich hab’s dir nicht gesagt. Woher hättest du’s dann wissen sollen?«
Er machte das Loch im Sand noch größer. Dann füllte er es wieder auf. »Weißt du, Bridget, als ich dir das erste Mal begegnet bin, warst du so selbstbewusst und hast dich mir gegenüber so... aufreizend verhalten. Ich hab dich für älter gehalten, als du bist. Jetzt weiß ich es besser. Du hast noch nicht viel gemacht. Du bist jung für deine sechzehn Jahre.«
»Ich bin fünfzehn.«
Er stöhnte. »Sag so was nicht.«
»Tut mir Leid. Ich wollte bloß ehrlich sein«, sagte sie.
»Hättest du nicht schon früher ehrlich sein können?«
Um Bridgets Mund zuckte es. Er sah so bekümmert aus. Er rückte dicht an sie heran und legte ihr den Arm um die Schultern.
Mühsam arbeitete er sich weiter vor. »Ich wollte dir noch was sagen. Es könnte sein, dass wir keine Gelegenheit mehr haben, miteinander zu reden. Deshalb möchte ich, dass du dir das merkst. Okay?«
»Okay«, murmelte sie.
Er stieß hörbar die Luft aus. »Für jemanden, der hier als Trainer fungieren soll, ist das ein schwieriges Eingeständnis. Also hör gut zu.« Hilfe suchend blickte er zum Himmel empor. »Du hast mich in diesem Sommer im Sturm erobert. Seit dem Tag, an dem ich dich das erste Mal gesehen habe, warst du jede Nacht bei mir im Bett.« Er legte ihr die Hand aufs Haar. »Damals, als wir zusammen geschwommen sind. Mit dir zusammen laufen. Mit dir tanzen. Dir beim Spielen zusehen... ich weiß, ich bin nur auf Fußball fixiert, Bee, aber dich beim Spielen zu sehen hat mich total angemacht.«
Sie lächelte ein bisschen.
»Deshalb hast du mir so eine Heidenangst eingejagt. Weil du zu hübsch und zu sexy und zu jung für mich bist. Das weißt du doch auch, oder?«
Bridget war sich nicht sicher, ob sie zu jung für ihn war. Aber sie wusste, dass sie zu jung war für das, was sie mit ihm gemacht hatte. Sie nickte.
»Und nachdem ich dir so nahe war, kann ich jetzt nicht bei dir sein, ohne daran zu denken, wie sich das anfühlt.«
Sie würde gleich anfangen zu weinen. Große, dicke Tränen standen bebend in ihren Augen.
Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. »Bee, hör zu. Eines Tages, wenn du vielleicht zwanzig bist, werde ich dich wieder sehen. Du wirst dann der Fußballstar von einem großartigen College sein, und tausend Kerle, die viel interessanter sind als ich, werden auf dich abfahren. Und weißt du, was? Ich werde dich sehen und darum beten, dass du mich immer noch willst.« Er nahm zwei Haarbüschel von ihr in die Hand und hielt sie, als wären sie etwas Kostbares. »Wenn ich dir noch einmal begegnen könnte, zu einer anderen Zeit, unter anderen Umständen, könnte ich dich so umwerben, wie du es verdienst. Aber das geht jetzt nicht.«
Sie nickte wieder und ließ die Tränen fließen.
Sie wollte, dass die Bekundung seiner Gefühle ihren Zweck erfüllte. Das wollte sie wirklich. Sie wusste, dass auch er das wollte. Ob das, was er gesagt hatte, nun stimmte oder nicht, jedenfalls glaubte er, dass sie sich dadurch besser fühlen würde, und das wünschte er sich wirklich sehr.
Aber das war nicht das, was sie brauchte. Ihr Verlangen war so groß wie die Sterne, und er war hier unten am Strand, so leise, dass sie ihn kaum hören konnte.
Gibt es genug Welt
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