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Eine für vier 01 - Eine für vier

Eine für vier 01 - Eine für vier

Titel: Eine für vier 01 - Eine für vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares
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für mich? Jane Frances

Im großen Zelt hinten im Garten hielt Carmens Vater sie lange in den Armen und drückte sie ganz fest. Als er sich von ihr löste, standen ihm Tränen in den Augen. Sie war froh, dass er nichts sagte. Was er meinte, wusste
sie auch so.
    Auch Lydia umarmte sie. Das war eine reine Pflichtübung, aber das war Carmen egal. Wenn Lydia ihren Vater so sehr liebte - na, dann umso besser. Krista gab ihr ein kleines Küsschen auf die Wange und Paul drückte ihr die Hand. »Schön, dass du wieder da bist«, sagte er.
    Falls es irgendjemandem auffiel, dass sie Jeans trug, wurde das jedenfalls mit keinem Wort erwähnt.
    »Das Brautpaar bitte Aufstellung nehmen zum Hochzeitsfoto!«, rief die ältliche Assistentin des Fotografen, ohne sich darum zu kümmern, wie zerbrechlich die Luft geworden war. »Bitte versammeln Sie sich unter dem Magnolienbaum!«, schrie sie Krista ins Ohr, als gäbe es ganze Horden von ihnen und nicht nur vier Leute.
    Carmen wollte zum Tisch mit den Getränken, aber ihr Vater hielt sie fest. »Komm«, sagte er. »Du gehörst zu uns.«
    »Aber ich bin...« Sie wies auf die J EANS .
    Er fegte ihre Besorgnis mit einer Handbewegung beiseite. »Du siehst gut aus«, sagte er und sie glaubte ihm.
    Sie posierte mit den vier anderen. Sie posierte mit Krista und Paul. Sie posierte mit Lydia und ihrem Vater. Sie posierte mit ihrem Dad. Die ältliche Assistentin machte bissige Bemerkungen über Carmens Jeans, aber sonst verlor niemand ein Wort darüber. Carmen musste beeindruckt anerkennen, dass Lydia sich die Fotos von ihrer Traumhochzeit von einem dunkelhäutigen Mädchen in Jeans versauen ließ.
    Der Teil der Hochzeitsfeier mit Essen und Trinken verging wie im Flug. Carmen machte Small Talk mit ihren neurotischen Tanten, bis Braut und Bräutigam unter lautem Beifall den Tanz eröffneten. Kurz darauf kam Paul zu ihrem Stuhl. »Darf ich bitten?«, fragte er mit formvollendeter Höflichkeit und machte eine leichte Verbeugung.
    Carmen stand auf und beschloss, sich keinen Kopf darum zu machen, dass sie Walzer gar nicht richtig konnte. Sie hängte sich bei ihm ein. Auf dem mit Parkett ausgelegten Tanzboden begann er sie im Rhythmus der Musik herumzuwirbeln.
    Mit einem Mal fiel ihr seine Freundin ein. Sie nahm die Tische ringsum in Augenschein, um festzustellen, aus welcher Richtung die feindseligen Blicke kommen würden. Paul schien zu bemerken, dass sie abgelenkt war.
    »Wo ist... äh...« Plötzlich fiel Carmen ihr richtiger Name nicht mehr ein.
    »Das Knochengerüst?«, ergänzte Paul.
    Carmen bekam glühend heiße Wangen. Paul lachte. Er hatte ein unerwartet nettes Lachen mit einem kleinen Schluckauf darin. Hatte sie das wirklich noch nie zuvor gehört?
    Carmen biss sich beschämt auf die Lippe. »Tut mir Leid«, murmelte sie.
    »Wir haben Schluss gemacht«, erklärte er und es schien ihm nicht das Geringste auszumachen. Als das Musikstück zu Ende war, löste er sich von ihr, und Carmen sah ihren Vater mit großen Schritten herankommen. Bevor Paul den Tanzboden verließ, beugte er sich dicht an ihr Ohr hinunter. »Mach deinen Dad glücklich«, sagte er und verblüffte sie damit total, so wie fast immer, wenn er den Mund aufmachte.
    Ihr Vater zog sie zu sich heran und drehte sich mit ihr am Rand der Tanzfläche im Kreis.
    »Weißt du, was ich tun werde?«, fragte er.
    »Was?«, fragte sie zurück.
    »Von jetzt an werde ich mit dir genauso ehrlich sein, wie du es mit mir warst«, sagte er.
    »Okay«, willigte sie ein und ließ die funkelnden weißen Lichter zu einem schmierigen Schneesturm zerfließen.
    Als die Feier zu Ende war, auf dem Weg ins Obergeschoss zu ihrem Bett, bemerkte sie das Fenster im Esszimmer. Auf glattes Glas folgte ein Spinnwebenmuster aus Rissen, das zu einem Loch führte. Es war keine neue Fensterscheibe eingesetzt worden. Stattdessen war das Loch mit durchsichtigem Plastik und einem Gewirr aus silbernem Dichtungsband repariert. Aus unerfindlichen Gründen war Carmen deshalb gleichermaßen beschämt wie erfreut.
    Liebe Lena,
    jetzt hab ich in der Jeans endlich mal etwas richtig gemacht. Ich glaube, bei Tibby war das auch so. Deshalb schicken wir sie dir jetzt mit einem guten Karma daran (hihihi). Ich kann’s gar nicht mehr erwarten, dir alles zu erzählen, wenn wir alle wieder beisammen sind. Ich hoffe, die Jeans bringt dir genauso viel Glück und Freude, wie sie mir heute gebracht hat.
    Alles liebe,
    deine Carmen
    Tibby ging in ihrer Schlafanzugjacke zur Arbeit. Sie

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