Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine ganz andere Geschichte

Eine ganz andere Geschichte

Titel: Eine ganz andere Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hakan Nesser
Vom Netzwerk:
Barbarotti.
    »Maulkorb«, sagte Jonnerblad.
    »Verstanden«, sagte Barbarotti und drückte das Gespräch weg.
    Er setzte Kaffee auf, schmierte sich zwei Scheiben Brot, und dann rief Sveriges Television an und schlug ihm vor, doch in die königliche Hauptstadt zu kommen und am folgenden Tag auf dem Sofa des Morgenmagazins zu sitzen. Barbarotti erklärte, dass er leider aus ermittlungstechnischen Gründen verhindert sei, und legte den Hörer auf. Setzte sich an den Küchentisch, und dann rief TV4 an. Man wollte wissen, ob er nicht als Gast zu ihrer Abendrunde kommen wolle, und er erklärte ihnen freundlich, aber entschieden, dass er leider bereits ausgebucht sei, und bedankte sich für das Gespräch.
    Er trank einen Schluck Kaffee, biss von einem Brot ab, dann rief man vom Rundfunkprogramm Efter Tre an. Bevor die Anruferin sich vorstellen und ihr Anliegen präsentieren konnte, erklärte Barbarotti, dass er gerade mit einem wichtigen Verhör beschäftigt sei und keine Zeit habe zu sprechen.
    Anschließend stellte er die Telefone ab, beendete sein Frühstück und las die lokale Morgenzeitung. In der stand nicht ein Wort über eine Körperverletzung, begangen von einem Polizisten.
    Marianne, dachte er. Marianne wird heute auch vom Expressen überfallen werden.
    Es war kurz nach zehn, als er seine Kanäle zur Außenwelt wieder aktivierte, er hatte fünfundvierzig Minuten mit Bachs Cellosuiten im Ohr
    in der Badewanne verbracht, er hatte ein Drei-Punkte-Gebet losgeschickt, und er hatte zwölf verpasste Anrufe auf seinem Festnetztelefon.
    Vierzehn auf dem Handy, sechs Nachrichten auf jedem von beiden.
    Ich sitze in der Tinte, dachte Inspektor Barbarotti. Und wie.
    Oder im Auge des Orkans, oder wie immer man das sehen will. Bis auf Weiteres abgezogen?
    Das war ihm noch nie passiert.
    Eine Anzeige? Das hatte es schon mal gegeben. Das passierte allen, aber meistens handelte es sich um irgendeinen bekannten Gewaltverbrecher, der wütend war und es einem heimzahlen wollte. Die Ermittlungen wurden jedes Mal eingestellt, das gehörte irgendwie zusammen, die Anzeigen und deren Ablehnung. Was schade war – schließlich war bekannt, dass es Polizisten gab, die sich vergriffen.
    Aber dass jemand von einem Zeitungsreporter angezeigt wurde, daran konnte er sich nicht erinnern, vielleicht hatte es das aber schon einmal gegeben.
    Bis jetzt hatte er sich noch nicht getraut, eine Zeitung kaufen zu gehen, er war sich nicht so recht im Klaren darüber, wann die Abendzeitungen eigentlich in Kymlinge eintrafen, und die Vorstellung, unverrichteter Dinge zurückzukehren, erschien ihm ganz und gar nicht erstrebenswert. Am besten, noch eine halbe Stunde warten, beschloss er. Vielleicht sollte er über eine Art Verkleidung nachdenken?
    Aber immer noch kein Anruf von Marianne. Er fragte sich, was wohl der Grund dafür war. Denn das war das Einzige, was ihm etwas bedeutete. Langsam wurde ihm diese zermürbende Wahrheit klar: Was der Rest der Welt von ihm hielt, das interessierte ihn nicht, zumindest nicht besonders, aber wie Marianne reagieren würde, das war existentiell. Im wahrsten Sinne des Wortes – lebensentscheidend. Er nahm dieses Problem, beide Telefone und ging damit hinaus auf den Balkon.
    Warum also hatte sie noch nichts von sich hören lassen? Wahrscheinlich aus dem simplen Grund, dass sie den Skandal des Tages noch gar nicht mitbekommen hatte, oder aber auch … weil sie darüber bereits gelesen und daraufhin beschlossen hatte, zu schweigen.
    Letztere Alternative durfte nicht wahr sein. Zum Teufel auch, unter keinen Umständen, dachte Gunnar Barbarotti. Dass er diesen verfluchten Zeilenschinder Persson aus der Tür geschubst hatte, konnte doch nicht derartige vernichtende Konsequenzen für sein Privatleben haben. Die Dinge hatten nicht das Recht, sich so zu entwickeln, er hatte bereits mit dem Lieben Gott darüber gesprochen, während er mit Bach in der Badewanne gelegen hatte, und Der Herr war der gleichen Meinung gewesen.
    Er hörte die Nachrichten ab. Zwei waren von Jonnerblad, eine auf jedem Telefon, das Gleiche betraf Inspektorin Backman, fünf stammten von verschiedenen Journalisten und die restlichen drei von guten Freunden, die, ihrer Tonlage nach zu urteilen, bereits Bekanntschaft mit dem Inhalt der heutigen Ausgabe der Zeitung Expressen gemacht hatten.
    Sowohl Jonnerblad als auch Backman baten ihn, sich doch mit der Polizei in Verbindung zu setzen, und er hatte keine Probleme, das zu tun, worum sie ihn baten. Absolut keine

Weitere Kostenlose Bücher